Langsam reicht es mir mit der Politik. Ich bin da durch Facebook irgendwo reingezogen worden. Dabei habe ich mich nie besonders dafür interessiert und ich verstehe – offen gesagt – auch nicht, wieso sich hier so viele damit beschäftigen.

Nennt mich naiv, aber Politik wird von Menschen gemacht und von anderen Menschen ertragen oder gutgeheißen. That’s it. Mir schien es immer viel interessanter, diese Menschen zu verstehen, vor allem die Objekte von Politik. Denn da kann ich eigene Erfahrungen und Beobachtungen mit einfließen lassen. Meine Erfahrungen mit Politikern sind hingegen gleich Null.

Warum soll ich mit dem politischen Kasperletheater beschäftigen, zu versuchen, einen Schulz oder eine Merkel zu verstehen? Was bringt das?

Ist es nicht viel spannender und ertragreicher, sich mit den Millionen zu beschäftigen, die das unheilvolle Wirken des Politgesindels erst ermöglichen, bzw. ertragen? Warum lassen die sich mehr und mehr versklaven, mehr und mehr betrügen, ausplündern und bevormunden? Was versprechen die sich davon? Ok, mit dem Versprechen war wohl eher gestern. Ich habe ja vorhin Heinz Bude zitiert: „Das Aufstiegsversprechen ist der Exklusionsandrohung gewichen. Man wird nicht durch eine positive, sondern durch eine negative Botschaft bei der Stange gehalten."

Was sind das für willige Sklaven, die sich meine Mitbürger nennen? Die sich anscheinend auch noch gut eingerichtet haben in der Unfreiheit? Warum lassen die all das mit sich machen? Was sind ihre Motive, ihre Hoffnungen und Ängste, ihre psychosozialen Deformationen und Traumata? Sie lassen sich ja nicht nur von der Politik manipulieren und bevormunden, sondern ebenso von Werbung und Marketing, den Medien oder sozialen Peer-Groups.

Warum sollte man sich mit Politik beschäftigen? Ist das nicht auch Teil der Sklaverei? Ich glaube, es war Max Weber, der einmal sinngemäß schrieb: „Die effizienteste und friedlichste Revolution wäre, wenn sich eines Morgens alle Bürger eines Staates A wie Bürger eines Staates B verhalten.“ Ok, eine theoretische Überlegung, aber sie kommt eigentlich ohne „Politik“ aus.

Womit kann man als engagierter Bürger wohl mehr zu einer Veränderung beitragen: Mit Wissen über Prozesse und Personen in der Politik oder mit dem Wissen über die Motive und Gemütslagen seiner Mitbürger. Wohl doch eindeutig mit Letzterem!

Aber seltsamerweise torkeln hier auf Facebook alle an der Oberfläche herum. Beispiel: Wie oft wird hier der Begriff „Wohlstandverwahrlosung“ als Begründung benutzt? Alle nicken. Wäre es nicht ungemein interessant, sich mal damit zu beschäftigen, was das eigentlich ist? Wie sich das äußert und wie man dem entkommt? Wenn das ein Kausalfaktor für all den Müll ist, den wir erleben, wäre das ein Weg da hinaus? Aber Nein! Da kommt ja wieder eine Talkshow. Da erzählen Merkel oder Altmayer wieder was. Politik! So irre interessant!

Dennoch: Unabhängig von der Sucht nach Aufpludern und Empörung, was ist der Grund dafür, dass so viele sich mehr mit „Politik“ beschäftigen, denn mit Anthropologie, Soziologie, Psychologie oder Philosophie, um dieses seltsame Wesen, den „modernen Menschen“, ihren Nachbarn zu verstehen?

Ich habe eine Hypothese. Sie lautet: Weil es bequemer ist. Weil man bei Letzteren nicht umhin kann, selbst in den Spiegel zu schauen, sich selber zu verstehen. Weil man dann auch gezwungen sein könnte, auch privat in seinem Leben etwas zu ändern, um wenigstens selbst aus der Sklaverei zu entkommen.

Aber wer will das schon!

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