Wie ich (fast) das Bruttosozialprodukt angekurbelt habe.

Vor Jahren ging eine Bekannte von mir mit Mann und Tochter nach Boston/USA, um dort als Biologin an der Uni zu forschen. Es gefiel ihr gut dort. Sie hatte eine preiswerte Wohnung gefunden, die Familie fühlte sich wohl und man kam gut über die Runden. Dennoch kehrte sie nach ungefähr 4 Jahren nach Deutschland zurück. Als ich sie verwundert nach dem Grund fragte, sagte sie mir, dass ihre Tochter nun in die Schule käme und sie nicht das Geld für eine Privatschule hätten. Eine öffentliche Schule, die keines der Kinder im Bekanntenkreis besuchte, käme nicht in Frage.

Sie hätte eben, statt selbstvergessen an der Uni vor sich hin zu forschen, sich lieber Gedanken machen sollen, wie sie zu mehr Geld kommt, vielleicht eine Firma gründen, oder einen anderen Job suchen sollen. Das war schließlich Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Da ist man entweder oben oder unten. So einfach zufrieden vor sich hinleben nach dem Motto „reicht so gerade“ läuft da nicht.

Jedenfalls brachten mich ihre Erlebnisse dazu, an einem perfiden Plan zu arbeiten, wie man das Bruttosozialprodukt in Deutschland ankurbeln könnte. Deutschland war zu diesem Zeitpunkt geradezu ein Schlaraffenland für diese trägen „Reicht-sos“. Es gab ein brauchbares Gesundheitssystem, die öffentlichen Schulen waren prima, es gab Sicherheit auf den Straßen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln und man konnte einer zum Leben brauchbaren Altersversorgung entgegensehen.

Warum sich also anstrengen und sich Gedanken und Stress machen, wenn man mit dem, was man hatte, zufrieden sein und ein bequemes, motivationsloses Dasein im Kreis seiner Familie führen konnte, anstatt mehr und mehr zu schaffen und zu konsumieren?

Ich erkannte schnell, dass der Schlüssel zur deutschen Trägheit in den guten öffentlichen Leistungen lag. Wenn man diese reduzierte und gleichzeitig für veritable Abstiegs-und Verlustängste sorgte, würde das den Leuten ordentlich Dampf unter dem Hintern machen. Man musste einfach dafür sorgen, dass jeder mit (nach heutigen Maßstäben) ungefähr 2500 Euro nur noch so notdürftig und risikoreich über die Runden kam, dass er sich auf den Hintern setze, um mindestens 3500 Euro zu verdienen.

Mein Konzept hatte mehrere Eckpfeiler:

Die Sicherheit im öffentlichen Raum sollte durch Abbau und Einsparungen bei der Polizei reduziert werden. Gleichzeitig sollten Millionen von Migranten aus fremden Kulturkreisen ins Land geholt werden, die ein Bedrohungspotenzial aufbauten. Dem deutschen Michel sollte klar werden, dass er ein sicheres Leben, etwa durch Umzug in eine bevorzugte Wohngegend oder die Anschaffung eines (Zweit-) PKWs, nur noch dann führen kann, wenn er sich erheblich mehr anstrengt und mehr Geld verdient. Könnte sich ja mal selbständig machen, eine Firma gründen oder was erfinden, diese germanische Torfnase.

Der nächste Punkt meines Konzeptes war der Verfall des öffentlichen Bildungssystems. Durch Absenkung der Bildungsstandards (natürlich im Hinblick auf die Förderung der Zugereisten), absurde Bildungsinhalte wie etwa Multikulti- und Genderkrimskrams, Verfall der Schulgebäude und der Sicherheit auf Schulweg und Pausenhof, sollte den deutschen Schnarchnasen klargemacht werden, dass nur eine teure Privatschule ihren Kindern echte Zukunftschancen eröffnet. Soll die Deutschen halt mal reinhauen und ihr (hoffentlich vorhandenes) Potential nutzen.

Mit dem international angesehenen deutschen Gesundheitssystems konnte es natürlich auch nicht so weitergehen. Hier, so mein Plan, sollten die Leistungen innerhalb weniger Jahre derart zusammengestrichen werden, dass niemand mehr auf Zusatzversicherungen verzichten konnte, wollte er nicht mit Zahnlücken herumlaufen oder im Krankenhaus auf dem Gang liegen. Von diesem Punkt versprach ich mir sehr viel, denn an der Gesundheit sollte man nicht sparen. Dann lieber schlaflose und stressige Nächste auf der Suche nach weiteren Verdienstmöglichkeiten oder neuen Geschäftsideen.

Schließlich widmete ich mich dann dem goldenen Kalb der Deutschen, der Rente. Dieses schon immer etwas löchrige Gefäß sollte in ein regelrechtes Fass ohne Boden verwandelt werden. Jedem sollte klarwerden, dass die hohen Abgaben keinesfalls für einen ausreichenden Lebensstandard im Alter reichen würden. Er müsste halt mehr arbeiten und sparen auf Teufel komm raus. Rabotti, rabotti, kleiner Michel.

Ich war richtig stolz auf mein Konzept, das die letzten Potenziale aus den Deutschen herausholen würde. Vielleicht würden wir zu einem Volk von Unternehmern werden? Das Bruttosozialprodukt würde in ungeahnte Höhen katapultiert. Ich würde sicher als Held gefeiert werden, der die Deutschen zu nie gekannter Produktivität geführt hätte.

Leider wurde nichts daraus. Meine Aktentasche mit Laptop und Konzeptpapier wurde mir am Flughafen Berlin gestohlen. In Verdacht habe ich einen älteren, grauhaarigen Passagier, der im Rollstuhl saß. Er hieß Träubele oder Scheufele oder so.

Dieser Typ muss mein geniales Konzept der Regierung verkauft haben. Denn wenn ich mich heute so umsehe, haben die Hundshintern alles so umgesetzt, wie ich das entworfen habe.

Aber das macht nichts. Ich sitze schon an einem neuen Strategiepapier. Thema: Wie man den russischen Bären bis aufs Blut reizt. Die Ideen lasse ich mir aber schützen.

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 09.01.2017 18:03:44

Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 09.01.2017 17:33:47

1 Kommentare

Mehr von Davinci