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Aus dem Bundesarchiv/Stasi Mediathek stammt das folgende Dokument Nr. 6920, Bl. 1-6, vom 8. Oktober 1989, in welchem Stasi-Chef Erich Mielke die Leiter der Diensteinheiten anwies, sich auf härtere Auseinandersetzungen vorzubereiten.

Im einleitenden Text des Bundesarchivs heißt es dazu:

Anweisung Mielkes zur konsequenten Zurückdrängung aller gegen das DDR-Regime gerichteten Handlungen

Im Oktober 1989 spitzte sich die politische Krise in der DDR zu, während sich die Machthaber zum 40. Jahrestag der Staatsgründung selbst feierten. Stasi-Chef Erich Mielke wies die Leiter der Diensteinheiten (an), sich auf härtere Auseinandersetzungen vorzubereiten.

Im Oktober 1989 spitzte sich die politische Krise in der DDR zu. Die Fluchtwelle über Ungarn und die Tschechoslowakei hatte dramatische Ausmaße angenommen. Seit September 1989 sahen sich SED und MfS einer wachsenden und sich organisierenden Oppositionsbewegung in der DDR gegenüber. Während sich die Machthaber zum 40. Jahrestag der Staatsgründung selbst feierten, protestierten tausende Menschen in Dresden, Leipzig, Plauen und anderen Städten gegen das Regime.

Einen Tag nach den Feierlichkeiten zum Staatsjubiläum schickte Stasi-Chef Erich Mielke ein Schreiben an die Leiter der Diensteinheiten des MfS. Darin wies er sie an, sich auf härtere Auseinandersetzungen und verschärfte Repression vorzubereiten. Der Minister für Staatssicherheit verordnet für alle Mitarbeiter "volle Dienstbereitschaft" und fordert die Bezirksverwaltungen auf, "auch zu offensiven Maßnahmen zur Unterbindung und Auflösung von Zusammenrottungen" bereit zu sein. Zu Personen, die von der Staatssicherheit bereits als politisch verdächtig "operativ bearbeitet" werden, sollen Maßnahmen vorbereitet werden, um sie "erforderlichenfalls kurzfristig" festnehmen zu können.

Tatsächlich aber verlief die weitere Entwicklung ganz anders, als von den Machthabern geplant. Honecker wurde kurze Zeit später gestürzt. Das war auch dadurch bedingt, dass sich der repressive Kurs in Dresden und in Leipzig als nicht durchführbar erwies.

Seite 1/6:

Quelle: Bundesarchiv/Stasi-Mediathek

***

Woher rührt mein Gefühl - in Zeiten, in denen man bereits durch den Vergleich heutiger staatlicher Maßnahmen mit ebensolchen aus vergangenen Zeiten als "Verharmloser" des damaligen Geschehens gilt - dass genau die gleichen Narrative und Vorgehensweisen wie in der damaligen Zeit heute wieder Verwendung finden und zu ganz ähnlichen gesellschaftlichen Entwicklungen führen wie seinerzeit?

Wie kann man angesichts der mittlerweile unzähligen verbalen und moralisch unterirdischen Attacken von Politik und Medien auf einen nicht unerheblichen Teil unserer Gesellschaft sowie mit Blick auf die zunehmenden Proteste und deren willkürliche Unterdrückung durch staatliche Gewalt auch nur im Ansatz glauben, dass hier keine Parallelitäten existieren, geschweige denn den Vergleich mit der Vergangenheit als unverhältnismäßig abtun?

Müssten allmählich nicht auch dem denkfaulsten Zeitgenossen Zweifel ob der vor seinen Augen inszenierten Realität verglichen mit den tatsächlichen Geschehnissen kommen?

Nun, dies würde natürlich voraussetzen, dass man eben genau das tut, was der Autor hier versucht anzustoßen: Vergleichen, Reflektieren, Erkennen. Echter Erkenntnisgewinn basiert nun mal in erster Linie auf selbständigem Denken. Wenn daraus dann auch noch sinnvolles Handeln entsteht, könnte der ganze antidemokratische Spuk recht schnell ein Ende haben.

Auch wenn das im Moment nur ein kleiner Hoffnungsschimmer ist, hat die Geschichte mehrfach gezeigt, dass totalitäre Systeme über kurz oder lang gescheitert sind. Hoffen wir also, dass es eher kurz als lang sein wird, um nicht noch mehr dystopische Bilder wie das vom 26.12.2021 aus Schweinfurt sehen zu müssen.

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Den Geist, den die Politik heute entfesselt hat, kriegt sie nicht mehr in die Flasche. Der Geist Mielkes hingegen muss dringend wieder dorthin zurück, wo er hingehört: In die finstere Vergangenheit!

Link zum Originaldokument: https://www.stasi-mediathek.de/medien/anweisung-mielkes-zur-konsequenten-zurueckdraengung-aller-gegen-das-ddr-regime-gerichteten-handlungen/blatt/1/

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