Von Demut reden ist nicht schwer, demütig sein dagegen sehr

Dieser Tage nehmen Politiker und Politikerinnen gerne bei jeder sich bietenden, passenden und unpassenden Gelegenheit die Worte Demut und Dankbarkeit in den Mund. Mit großer Dankbarkeit wird irgendwem für irgendetwas gedankt und vor allem werden Aufträge und Ämter natürlich nur mit großer Demut angenommen.

Mit der Behauptung demütig zu sein soll offensichtlich in Öffentlichkeit der Eindruck vermittelt werden, dass sie alle mit ihrem politischen Tun und Wirken vollkommen uneigennützig und mit großer Bescheidenheit einem noch größeren, nicht näher definierten Ganzen zum Wohle der Gemeinschaft dienen wollen.

Wer jedoch ständig davon spricht und immer wieder vorgibt demütig zu sein, macht sich verdächtig. So jemand stellt damit gezielt und ganz bewusst scheinbare Demut zur Schau und das nennt man Hoffart. Denn: demütig ist man, und wer es ist, der spricht nicht ständig darüber.

Demut bedeutet etwas zu ertragen, hinzunehmen. Frag nach beim guten alten Hiob. In einem solchen Kontext erscheint Demut bei der Annahme eines Amtes nun doch vielleicht etwas übertrieben zu sein, es sei denn, man glaubt es sei gottgewollt und das wäre der Demut dann doch zu viel.

Allerdings könnte ehrlich gemeinte Demut gut als Leitfaden für politisches Handeln dienen. Menschen für die ein menschenwürdiges Leben unerreichbar erscheint, ein solches durch politische Taten zu ermöglichen, das wäre doch eine Aufgabe, die man demütig auf sich nehmen könnte. Doch: Können PolitikerInnen, die hetzen, Hass schüren, unsoziale, menschenverachtende, auf Eigennutz bedachte Politik machen, überhaupt demütig sein?

So manche von ihnen kommen über kurz oder lang in ihrer politischen Karriere an den Punkt, an dem sie berechtigt fürchten müssen den Anforderungen, die die Öffentlichkeit, Parteifreunde,sie selbst an sie stellen, nicht mehr gerecht werden zu können, und sie Gefahr laufen zu scheitern. Davor haben sie alle panische Angst und die kann einen schon demütig werden lassen. In diesem Sinn ist es durchaus nachvollziehbar, wenn jemand ein Amt, wie beispielsweise das einer Nationalratspräsidentin oder des Bundeskanzlers nur mit größter Demut antritt. Nitzsche scheint recht zu behalten, wenn er Demut als ein gefährliches, verleumderisches Ideal bezeichnet, hinter dem sich nichts anderes als Feigheit und Schwäche verbirgt.

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Fischer Horst

Fischer Horst bewertete diesen Eintrag 12.11.2017 20:52:03

Zaungast_01

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