Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat in Bezug auf die Belagerung der Stadt Aleppo im Syrienkrieg die Möglichkeit einer Luftbrücke zur Versorgung und zur humanitären Hilfe ins Spiel gebracht.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-frank-walter-steinmeier-erwaegt-luftbruecke-ueber-aleppo-a-1107513.html

http://www.deutschlandfunk.de/steinmeier-zur-lage-in-aleppo-das-kann-und-das-darf-so.1783.de.html?dram:article_id=363154

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-08/syrien-steinmeier-luftbruecke-aleppo

Ich stimme Steinmeier im Prinzip zu, dass es so irgendwie nicht weitergehen kann.

Aber im Konkreten ist fraglich, ob eine Luftbrücke mit humanitärer Absicht vernünftig ist oder kontraproduktiv.

Die Idee der "humanitären Luftbrücke für Aleppo" erinnert mich irgendwie fatal (tödlich !) an die gutgemeinte Idee der Schutzzonen Srebrenica und Zepa im Bosnienkrieg der 1990er-Jahre.

Wie Johann Wolfgang von Goethe schon sagte, ist gut gemeint oft das genaue Gegenteil von gut getan.

Eine Luftbrücke zur humanitären Versorgung könnte die Bewohner von Aleppo dazu veranlassen nicht zu flüchten, sondern in Aleppo zu bleiben und dort beim nächsten Bombardement zu sterben.

Eine (zugegebenermaßen unangenehme) Alternative zur Luftbrücke für Aleppo wäre die Totalevakuierung: alle Zivilisten ausfliegen oder sonstwie aus der Stadt rausbringen, könnte die bessere Alternative sein, um zu verhindern, dass in Zukunft Zivilisten getötet werden. Ähnliches wird oft abgelehnt mit dem Argument, man dürfe ethnische oder religiöse "Säuberungen" nicht belohnen oder beschleunigen.

Der Kriegslogik würde es auch entsprechen, nach einer Totalevakuierung von Aleppo diese Stadt gemäß der Kriegsstrategie der "verbrannten Erde", die in Kriegen immer wieder angewendet wurde, komplett zu zerstören, damit die Aggressoren nichts mehr erobern können.

Natürlich wäre das eine harte Entscheidung, die - überspitzt und polemisch gesagt - mit dem "Friedensblabla" unvereinbar sein könnte, das die einzige Politikform zu sein scheint, zu der das "Friedensprojekt EU" fähig zu sein scheint.

Ich weiß nicht, ob Steinmeier noch andere Erwägungen und Hintergedanken hat, die in Kombination mit anderen Begleitmaßnahmen die Forderung nach "humanitärer Luftbrücke Aleppo" plausibel und verständlich erscheinen lassen könnten.

Als isolierte Einzelmaßnahme habe ich aber wegen der Ähnlichkeiten mit den angeblichen "Schutzzonen" Srebrenica und Zepa, in denen die größten Kriegsverbrechen in Europa seit dem zweiten Weltkrieg stattfanden, extrem große Bedenken.

Syrien ist ein Kriegsgebiet. Und ohne Bereitschaft, militärisch massive Gewalt anzuwenden, hat man meiner Einschätzung nach in einem Kriegsgebiet oft schlechte Chancen, die Zivilbevölkerung zu schützen. Dass die UN-Truppen in den UN-Schutzzonen Srebrenica und Zepa 1995 leicht bewaffnet waren und nur zur Selbstverteidigung schiessen durften, war meiner Meinung nach einer der Gründe für das Desaster, und ich möchte nicht, dass sich ein derartiges Desaster wie in Srebrenica und Zepa in Aleppo wiederholt.

Verwandte Links:

https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica

https://de.wikipedia.org/wiki/UN-Schutzzone

https://de.wikipedia.org/wiki/Verbrannte_Erde

https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsverbrechen

https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnische_S%C3%A4uberung

https://de.wikipedia.org/wiki/Aleppo

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Dieter Knoflach

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fischundfleisch

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