Katholisches Scheidungsverbot und #MeToo als Mit-Ursache von häuslicher Gewalt

"Beliebter, attraktiver Moderator schlug seine Frau/Freundin"; solange der "Übertäter" eine Person ist, bringen monster-geile Trivial- und Boulevard-Medien liebend gern solche skandalisierenden Berichte, schlicht und einfach deswegen, weil sie die Verkaufszahlen, die Clickrates und Einschaltquoten erhöhen.

Was wie so oft unterbleibt in unserer oberflächlichen, verdummenden Mediendebatte, ist eine Analyse der Hintergründe, der Tiefenstrukturen, der systemischen Zusammenhänge.

Bereits der Medientheoretiker Neil Postman hat in seinem Buch "Wir amüsieren uns zu Tode" darauf hingewiesen, dass die Verbildlichung, die Verfernsehung des Medienkonsums, das Abgehen von der Schrift einen verdummenden Effekt auf die Gesellschaft hat, der es nur mehr um Spass, um Unterhaltung, um Empörungsrituale, um Emotionalisierung geht, aber nicht mehr um Verstehen der Zusammenhänge.

Und ein Zusammenhang könnte in diesem Fall sein: das Scheidungsverbot im Katholizismus.

Wenn Scheidung eine Sünde ist und Trennung auf jeden Fall zu verhindern, dann kann natürlich auch häusliche Gewalt als legitimes und notwendiges Mittel zur Aufrechterhaltung einer Beziehung gesehen werden.

Die Häusliche Gewalt oder auch die gefährliche Drohung geht in diesem Fall nicht ganz so weit wie die "italienische Scheidung": Man(n) ermordet die Ehefrau, weil die normale Scheidung aufgrund des Katholizismus verboten ist, und der Mord die einzige Möglichkeit ist, sich scheiden zu lassen.

Aber gerade in der Medienbranche spielen auch andere Faktoren eine Rolle: Medienmenschen sind extrem ruf-empfindlich.

Gerade der ORF und einige seine Moderatoren und -innen (wie der immer extremistische Armin Wolf) haben gerade in der Gewaltfrage extremistische Positionen vertreten: Gewalt gegen Frauen gehe gar nicht, selbst wenn sie geringfügig, einvernehmlich und mit Stoppwortvereinbarung ist, wie in der BDSM-Szene üblich. (das könnte vielleicht sogar strafrechtlich relevant oder fast strafrechtlich relevant sein, weil es eine legale Praxis, nämlich einvernehmlichen BDSM, in die Verbrechensnähe rückt, weil es das Vorwerfen eines Strafdelikts ist, Rufschädigung, fälschliches Vorwerfen eines angeblich strafrechtlich relevanten Delikt) ORF steht eigentlich für "Österreichischer RundFunk", oder so, aber große Teile des Volksmunds sehen ORF längst schon als Abkürzung für "Österreichischer Rotgrün-Funk".

Beim laut Thomas Chorherr rot-grünen ORF mag ein parteipolitisches Kalkül dabei mitgespielt haben, die Gewalt-gegen-Frauen-Frage so extrem hoch zu spielen: SPÖ und Grüne sind Parteien, die überwiegend von Frauen gewählt werden, während die FPÖ überwiegend von Männern gewählt wird. (Bei der ÖVP weiß man es nicht genau, weil es in Österreich kein Mittel gibt, derartige Fragen zu eruieren: die geschlechter-unterschiedlich-farbigen Wahlkuverts der 1920er jahre wurden in Österreich abgeschafft, und so etwas wie die repräsentative Wahlstatistik in Deutschland nie eingeführt).

Auf jeden Fall: beim entsprechenden ORF-Moderator ist die Beziehungsfrage keine reine Privatfrage. Er könnte seine Karriere und seinen Beruf verlieren durch diese Sache.

Daher war aus beruflichen und aus Branchengründen und wegen der besonders großen Bedeutung der #MeToo-Debatte, speziell im ORF im Falle des entsprechenden Moderators der Zwang besonders groß, das Bekanntwerden eines kleinen Streits und einer kleinen und geringfügigen Gewaltanwendung durch größeren Streit, größere Gewaltanwendung bzw. Gewaltandrohung zu vertuschen, besonders groß.

Vielleicht sollte man insbesondere in der besonders degenerierten Medienbranche eine Art Bagatellgrenze, auch und insbesondere für Gewalt, einführen: die Legalisierung geringfügiger Gewalt könnte in vielen Fällen das Abdriften in noch größere Gewalt, um geringfügige Gewalt zu vertuschen, verhindern. Derartige Bagatellgrenzen sind in vielen Branchen üblich, nur in der Gewalt-gegen-Frauen-Frage darf man Bagatellgrenzen nicht einmal diskutieren. Wieso eigentlich ? Weil wir in einer politisch-korrekten Diktatur leben ?

Aber gerade in der z.T. hysterischen #MeToo-Debatte, bei der es offensichtlich gar nicht um die Gesellschaft geht, sondern nur um Wahlkampf, nämlich den Anti-Trump-Wahlkampf, nicht möglich zu sein.

Und weil eine vernünftige Debatte in unseren völlig durchgeknallten Mediengesellschaften unmöglich ist, ist es vielleicht am gescheitesten, sich überhaupt nicht mit Politik zu beschäfigen, sondern das zu tun, wovor Neil Postman warnte: nämlich sich zu Tode zu amüsieren, und die gesamte Polit- und Medienhysterie den darin verwickelten Hysterikern zu überlassen.

CC0 / zug.gem. isabellaquintana https://pixabay.com/de/unterdr%C3%BCckung-frauen-gewalt-barbie-458621/

Gewalt gegen Frauen: zu emotionalisierend und zu wahlkampftauglich, als dass wir vernünftig darüber sprechen könnten, in unserer verdummenden Amüsement-Gesellschaft ?

Zitate von Neil Postman:

„Unser Fernsehapparat sichert uns eine ständige Verbindung zur Welt, er tut dies allerdings mit einem durch nichts zu erschütternden Lächeln auf dem Gesicht. Problematisch am Fernsehen ist nicht, dass es uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist, dass es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert.“

– Wir amüsieren uns zu Tode (1985), Seite 110

„Fernsehen wurde nicht für Idioten erschaffen – es erzeugt sie.“

– Wir amüsieren uns zu Tode (1985)

„Unsere Abwehrmechanismen gegen die Informationsschwemme sind zusammengebrochen; unser Immunsystem gegen Informationen funktioniert nicht mehr. Wir leiden unter einer Art von kulturellem Aids.“

– Wir informieren uns zu Tode (1992)

Zum theologischen Hintergrund des Scheidungsverbots bzw. der Unauflöslichkeit der Ehe im Katholizismus:

Jesus verbot die Praxis des mosaischen Scheidebriefs, d.h. die Praxis, dass Männer, wenn sie nach ein paar Jahren ihre Frau nicht mehr jung genug und eine jüngere Frau verführerischer finden, ihre Frau mittels eines Scheidebriefs in die Wüste schicken können, um sich eine jüngere zu nehmen, was bei den damaligen Vermögensverhältnissen besonders drastisch war, weil das Vermögen beim Mann blieb, und nichts zur geschiedenen Frau ging. Jesus verband das mit Kritik an der "Hartherzigkeit der Männer".

Aber dieser Scheidebrief und dieses Scheidebriefverbot war unidirektional, das heisst, es galt nur für eine Richtung: Männer dürfen sich nicht mehr von ihrer Frau scheiden lassen, darüber, ob Frauen sich noch von Männern scheiden lassen dürfen, sagte Jesus, nach dem, was die Bibel überliefert, gar nichts, was Manche vermuten liess, die Bibel sei unvollständig, und wichtige Themen und wichtige Positionen von Jesus seien nicht in der Bibel, so wie sie uns vorliegt, erwähnt worden.

Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Jesus einen relativ femininen Körperbau hatte, dass er die Ehebrecherin vor der Steinigung gerettet hatte, mit den Worten "Wer unschuldig ist, werfe den ersten Stein", und dass er drittens im Scheidungs-Zusammenhang nur von der "Hartherzigkeit der Männer" gesprochen hatte, kann man vermuten, dass Jesus eigentlich ein einseitiges und asymmetrisches Scheidungsverbot im Auge hatte: wenn ein Mann seine Frau und/oder seine Kinder schlägt, dann darf sie sich sehr wohl scheiden lassen, aber ein Mann darf sich nicht scheiden lassen, nur um sich eine jüngere zu nehmen.

Der Katholizismus interpretierte das einseitige und asymmetrische Scheidungsverbot, das ursprünglich nur ein Verbot für Männer war, ihre Frau per Scheidebrief in die Wüste zu schicken, noch dazu entschädigungslos, bibelwidrig in ein symmetrisches Scheidungsverbot für Männer und Frauen um.

Auch die"Trennung von Tisch und Bett" bei Pflicht zum zölibatären (also sex-losen) Leben und bei Wiederverheiratungsverbot ist keine wirkliche Alternative, sondern in vielen Fällen eine Art Versklavungspflicht.

Erstens ist zölibatäres Leben für Viele sowieso uneinhaltbar. (Und das wusste auch schon der Zölibats-Hardliner Paulus, der meinte, wer die Ehelosigkeit und die Sexlosigkeit nicht aushalte, solle heiraten, aber eigentlich sei das Zölibat die bessere und gott-nähere Lebensform. Paulus vertrat auch die Position der Ehe als gegenseitiges Eigentum: Innerehelich bestimmt der Mann über den Körper der Frau, und die Frau bestimmt über den Körper des Mannes.)

Zweitens stürzen die, die sich ans Trennungszölibat und ans Wiederverheiratungsverbot halten, oft ab ins Bettlertum oder in ähnliche Umstände.

Diese Trennung von Tisch und Bett bei Pflicht zum Zölibat, bei Wiederverheiratungsverbot, bei Schwierigkeiten für die Frau, eigenes Einkommen für sich und die Kinder zu erwirtschaften, ist de facto eine Art Versklavt-werdungs-Pflicht.

Eine Frau, die verhindern will, zölibatär leben zu müssen und/oder mitsamt ihren Kindern hungern zu müssen, ist in vielen Fällen eben deswegen gezwungen, bei ihrem Mann zu bleiben, egal, wie hart er sie und/oder ihre Kinder schlägt oder quält. Das mag in der Vergangenheit eine größere Rolle gespielt haben als heute, spielt aber auch heute noch eine Rolle.

Auch der Begriff der "Eheunauflöslichkeit" im Katholizismus ist zutiefst manipulative Wortwahl: wenn man stattdessen das gleiches-bedeutende Wort "Zwangs-Verheiratet-Bleibung" verwendet, dann kommt der Zwangscharakter der Ehe-Beziehung im Katholizismus viel besser zum Ausdruck.

Um zurück zu kommen zu den zwei Themen der Überschrift: auf eine gewisse Weise macht die #MeToo-Bewegung alles falsch, was sie falsch machen kann: erstens skandalisiert sie jede Form der Gewalt gegen Frauen, auch extrem geringfügige und einvernehmliche wie beim BDSM, zweitens begibt sie sich in eine Wahlkampfoptik: es erhebt sich der Anschein, es gehe gar nicht um die Frauenfrage, sondern nur darum, Trump zu stürzen, drittens greift die #MeToo-Bewegung die Sache bei der falschen Stelle an und ignoriert die religiösen Scheidungsverbote, wie im Katholizismus und im Islam.

So gesehen könnte sich letzten Endes ergeben, dass die #MeToo-Bewegung der Sache der Frauen mehr schadet als nutzt. Aber selbst sollte die #MeToo-Bewegng der Sache der Frauen mehr Schaden als Nutzen zufügen, so konnten wenigstens einige Schauspielerinnen sich selbst inszenieren.

Der Fall von Asia Argento, der #MeToo-Sprecherin, die sowohl Opfer als auch Täterin sein könnte, ist vielleicht wirklichkeitsnäher als der Rest dessen, wofür die #MeToo-Inszenierung zu stehen scheint.

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Dieter Knoflach

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