Die vorgezogenen Landtagswahlen in der Steiermark entsprechen in etwa dem Trend der vorangegangenen Nationalratswahlen: ÖVP und Grüne gewinnen, SPÖ und FPÖ verlieren, KPÖ und NEOS gewinnen dazu und schaffen beide den Einzug in den Landtag.

Die Stimmenanteile betragen nach dem vorläufigen Ergebnis:

ÖVP: 36% (+7)

SPÖ: 23% (-6)

FPÖ: 17% (-9)

Grüne:10%(+5)

KPÖ: 6%(+2)

NEOS: 5% (+2)

Für die Mandatsverteilung dürfte das folgendes bedeuten (wieder vorläufiges Endergebnis ohne Wahlkarten):

ÖVP 18 (+4)

SPÖ 11 (-4)

FPÖ 8 (-6)

Grüne 6 (+3)

KPÖ 3 (+1)

NEOS: 2 (+2)

Eine ÖVP-Grün-Koalition verfehlt damit knappstmöglich die Mehrheit von 25 der 48 Sitze.

Die Wahl fällt (bzw. wurde gelegt) in eine Zeit, in der auf Bundesebene alles in Schwebe ist, d.h. als die ÖVP weder Grüngeneigte wegen ÖVP-FPÖ-Koalition noch Blaugeneigte wegen ÖVP-Grün-Koalition verlieren konnte. Umgekehrt kann man das auch als Indiz sehen, dass die ÖVP bei der nächsten Wahl sich schwer tun wird, dieses Wahlergebnis zu halten.

Einige Themen fehlten im Wahlkampf erstaunlich: Vergleichsbeispiele für das unkonsuelle Sprengen einer Koalition wie zum Beispiel der rot-schwarzen Koalition Häupl-Görg in den 1990er Jahren (damals sprengte SP/Häupl), die Erwähnung, dass vorgezogene Neuwahlen in den USA unmöglich, in Deutschland juristisch schwieriger und seltener sind, die Problematik der überlagerten Berufsheervolksbefragung 2013, deren Thematisierung am ehesten dem FPÖ-Kandidaten, dem ehemaligen Verteidigungsminister Kunasek geschadet hätte.

Der Versuch der SPÖ, den angeblichen Wortbruch von Schützenhöfer zum Thema zu machen, war daher nicht sonderlich erfolgreich, obwohl ein Ergebnis besser als die Nationalratswahl erreicht wurde. Dass die Vorgänger von SPÖ und ÖVP vor 100 Jahren eine Verfassung beschlossen, die ebendiese vorgezogenen Neuwahlen so leicht machen, liess die SPÖ unerwähnt. Und konsequenter wäre von Seiten der SPÖ gewesen, ein verfassungsmäßiges Verankern eines Verbots der vorgezogenen Neuwahlen vorzuschlagen, dann wäre das Ergebnis vielleicht besser gewesen.

Andererseits war die Wahl wohl eine eindrucksvolle Widerlegung des Intrigen-Vorwurfs, den ORF-"Anchorman" Armin Wolf 2015 gegen ÖVP-Kandidaten Schützenhöfer erhoben hatte:

https://twitter.com/ArminWolf/status/608745944285327360

https://twitter.com/ArminWolf/status/608745944285327360/photo/1

Kluft zwischen öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung: Armin Wolfs Intrigenvorwurf an Wahlsieger Schützenhöfer wurde von der Bevölkerung offensichtlich ganz und gar nicht geteilt, vielleicht trug Armin Wolf mit seinem Shitstorm sogar unabsichtlich zu dessen Wahlsieg bei über eine Art von Märtyrereffekt und eine Solidarisierung mit einem zu Unrecht kritisierten.

Dass auch der Konflikt zwischen Häupl und Voves, die Pegida-Vorwürfe von Häupl an Voves, die Voves unter die 30%-Rücktrittsmarke drückten, eine Rolle spielten, liess Wolf jahrelang unerwähnt. So sieht Objektivität a la ORF aus.

Die Wahlbeteiligung ist dem vorläufigen Endergebnis zufolge auf 53.9% gefallen und liegt rund 9% unter der der letzten Wahl.

Der Jubel von ÖVP, Grünen und sonstigen Gewinnern sieht in Anbetracht der stark gefallenen Wahlbeteiligung seltsam aus.

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