Ich höre mir gerade eine ziemlich absurde Ö1-"Punkt Eins"-Sendung an, die aus meiner Sicht soviele Fehler und Einseitigkeiten enthält, dass es mir wieder einmal schwerfallen dürfte, den Blog einigermassen kurz zu halten.

Meine Kritikpunkte sind (unter anderem, die Liste erhebt keines Anspruch auf Vollständigkeit, es werden mir in den nächsten Tagen sicherlich noch viele Aspekte einfallen):

1.) Der Fokus auf Gewalt eines Mannes gegen eine Frau ist problematisch: laut Zahlreichen Studien ist es zum Beispiel in den USA so, dass im Zuge der Emanzipation bei häuslicher Gewalt bereits 40% der Täter Frauen und 40% der Opfer Männer sind.

2.) Auch der Fokus auf häusliche Gewalt ist problematisch: weil er die schulische Gewalt vertuscht, die oft eine mann-männliche oder bub-bübische Gewalt ist. Machismus bedeutet natürlich auch, dass es keine Kerbe am Gewehrkolben bringt, wenn man eine (schwächliche) Frau oder ein (schwächliches) Mädchen verprügelt, hingegen sehr wohl eine Kerbe am Gewehrkolben bringt, wenn man einen gleichartigen Burschen verprügelt.

3.) Gewalt ist - insbesondere im Zeitalter der Entwaffnung - Gewalt von physisch Stärkeren gegen physisch Schwächere.

4.) Anti-Gewalt-Training bringt oft überhaupt nichts ausser eine Scheinanpassung, dass Männer halt das, was sie sagen müssen, um das lästige Training loszuwerden, auswendiglernen und sagen und wieder vergessen, und nach dem Anti-Gewalt-Training genauso gewalttätig sind wie vorher.

5.) Auch der Fokus auf physische Gewalt bei gleichzeitiger ausser-Acht-lassung verbaler Gewalt und psychischer Gewalt, die als Vorstufe betrachtet werden kann, erscheint mir falsch.

6.) Ich habe vor kurzem einen kuriosen kontraproduktiven Fall erlebt, dass Anti-Gewalt-Gesetzgebung Gewalt verursacht. Dazu später.

7.) Meldungen bringen oft gar nichts, weil die Polizei ja gar nicht wissen kann, ob die Meldung den Tatsachen entspricht. Der Idealwunsch der Polizei ist ein Überwachungsvideo, Aussagen, die auch Meineide sein können, werden wohl zu recht als ziemlich unzuverlässig betrachtet.

8.) Kurios war auch die Verwendung des Tracy-Chapman-Lieds "Behind the Wall", in dem der männliche, mutmassliche schwarze Täter in Chapmans Nachbarschaft verschwiegen wird, aber die mutmasslich überwiegend weisse Polizei übermässig kritisiert wird.

9.) Auch problematisch fand ich die Aussage, dass Frauen niemals eine geringe Mitschuld haben können. Und zwar gerade in einem Zeitalter, in dem es mehr Bodybuilderinnen und Kampfsportlerinnen gibt als jemals zuvor.

10.) Die ganze Sendung war eigentlich keine Diskussion, sondern eine einseitige Darstellung, wo zwei Personen mit derselben Voreingenommenheit ihre Sicht schilderten. Die Forderungen klangen sehr maximalistisch und unrealistisch und ich habe viel Verständnis, dass Polizei und Justiz diesen Forderungen nicht nachkommen.

11.) genauso wie ein militärisches Vakuum Aggressoren anzieht, genauso ziehen realpolitisch schwächliche Personen Aggressoren (und Aggressorinnen) an. Und ich als schwächlicher Mann weiss, wovon ich rede.

12.) Das Strafrecht ist ziemlich wirkungslos, weil viele Gewalttaten nicht nachweisbar sind, weil Aussage gegen Aussage steht, weil Gewalttäter (und Gewalttäterinnen) diejenigen Situationen auswählen, in denen sie ohne Zeugen gewaltätig werden können. Das Strafrecht ist auch deswegen ziemlich irrelevant, weil es zahlreiche Ausnahmen gibt: so können zum Beispiel - gerade für die Haupt- und UNO-Stadt Wien wichtig - Diplomaten und ihre Familien wegen der diplomatischen Immunität das Strafrecht beliebig brechen.

13.) Auch die Aussage, dass es Gewalttätigkeit in allen bzw. in verschiedenen Kulturen gibt, ist zwar richtig, aber auch irreführend: manche Religionen begünstigen Gewalt, andere verhindern sie eher; so scheinen die katholische Eheunauflöslichkeit bzw. Zwangsverheiratetbleibung sowie das koranische Eherecht und Ehrenmordrecht Gewalt gegen Frauen eher zu begünstigen. Katholische Länder sind vielleicht deswegen führend in der Frauenmordstatistik, weil Frauenmorde in islamischen Staaten oft gar nicht angezeigt oder aufgenommen werden, sondern als einfache Todesfälle gelten.

Wobei das eher für südamerikanische Staaten gilt; selbst dort, wo man früher von italienischer Scheidung (Mord statt Scheidung) sprach oder sizilianischer Scheidung, ist die Frauenmordrate vergleichsweise gering verglichen mit zahlreichen südamerikanischen Staaten.

Jesus Christus war sehr frauenfreundlich, insofern, als er erstens die Ehebrecherin vor Steinigung bewahrte und zweitens den mosaischen Scheidebrief, der es Männern erlaubte, ihre alt gewordene Frau in die Wüste zu schicken, abschaffte, was von der katholischen Kirche dann irreführenderweise in eine beiderseitige Eheunauflöslichkeit ungedeutet wurde. Allerdings hätte man auch den Paulus-Zitaten folgen können, dass frauen das Schwächere Geschlecht sind, und dementsprechend behandelt werden müssen, und bei nichtentsprechender Behandlung eine Ehe sich sozusagen selbst auflöst.

14.) Man kann nicht gegen Gewalt und gegen Überwachungsstaat sein. Konsequenter Schutz von schwachen Personen, egal, welchen Geschlechts, erfordert eine möglichst lückenlose Überwachung.

Darum haben Leute, die berufsmäßig mit Gewalttätern zu tun haben, oft routinemäßig BodyCams oder Ähnliches dabei.

15.) Gewalt existiert vielfach auch deswegen, weil sie funktioniert, weil man mit Gewalt viele Ziele sehr direkt und sehr schnell erreichen kann. Wenn wir alle Gewaltanwendungen und alle Gewaltandrohungen mit Wegweisegeboten, Betretungsverboten, etc. beantworten würden, dann hätten wir Millionen und Zigmillionen derartiger Zonen, die nicht mehr administierbar und nicht mehr handhabbar wären, auch wegen der Riesenzahl, die in die Millionen und Zigmillionen gehen würde.

16.) Bewaffnung der Schwächeren halte ich für in der Tat eine Option zur Reduzierung der gesellschaftlichen Gewalt. Die jetzigen Waffenverbote haben nichts gebracht außer einen gestiegenen Machtunterschied zwischen den körperlich Schwächeren und den Körperlich Stärkeren.

Realpolitisch ist das einzige, was Frieden schafft, ein militärisches Gleichgewicht.

Friedenskonferenzen und Anti-Gewalt-Trainings sind - polemisch gesagt - Beschäftigungstherapie für Diplomaten und Sozialarbeiter, aber völlig wirkungslos und vielfach sogar kontraproduktiv in dem Sinne, dass sie in vielen Fällen Gewalt verursachen, nicht verhindern.

17.) noch eines liess die Sendung völlig ausser acht: durch die geschlechtermässig-unbalancierte Flüchtlingswelle (es kamen 80% Männer, 20% Frauen) hat sich der Kampf der zahlreichen Unterschicht-Männer um die immer geringer werdende Ressource Frau intensiviert und damit auch die damit verbundene Gewalttätigkeit.

Vereinfacht gesagt: Testosteron ist ein Vergewaltigungs-, Frauenraub- und Kriegshormon, laut Aussage von Biologen und Biologinnen sinkt der Testosteronspiegel und damit auch die Gewalttätigkeit von Männern mit der Verpartnerung.

18.) Von den ca. 8600 Betretungsverboten sind ca. 3100 in Wien, das nur ca. 20% der österreichischen Bevölkung ausmacht. Auf 1.8 Millionen Wiener und -innen kommen 3100 Betretungverbote, auf 7 Millionen Nicht-Wiener kommen 5500 Betretungsverbote. Auf je 100.000 Wiener kommen ca. 200 Betretungsverbote, auf je 100.000 Nicht-Wiener kommen ca. 80 Betretungsverbote. Auf je 100.000 gerechnet haben Wiener als ca. zwei- bis drei-mal soviele Betretungsverbote wie Nicht-Wiener. Diese Privivlierung der Wiener und Winerinnen gegenüber NIcht-Wienern und Nicht-Wienerinnen war wohl einer der Gründe für den schwarz-blauen Erdrutschsieg beid er letzten Nationalratswahl. Die Kosten muss natürlich der Bund tragen, der für die Bundespolizei verantwortlich ist. Den Nutzen hat überwiegend Wien. Wegen der Kosten und der schweren Administrierbarkeit, wegen der ungerechten Verteilung auf die Bundesländer ist das Betretungsverbotszonensystem vielleicht überhaupt ein Fehlschlag und sollte gänzlich ersetzt werden durch Frauenhauskonzepte, die mit geringeren Mitteln höhere Sicherheit und Finanzierbarkeit ermöglichen.

Hier Tracy Chapman mit "Behind the Wall" absurderweise beim Nelson-Mandela-Tribute.

Nelson Mandela befürwortete selbst Gewalt und den militärischen Flügel des ANC. Auch Nelson Mandelas Ehefrau Winnie Mandela war bekannt für die Gewaltanwendung durch ihre Leibwächter und ihr Umfeld. Sie befürwortete in den 1980er Jahren auch Lynchmorde nach der Methode, jemandem Autoreifen umzuhängen und diese anzuzünden.

Aber Nelson Mandela und Winnie Mandela durfte man natürlich nicht kritisieren, weil das rassistisch und diskriminierend und politisch unkorrekt gewesen wäre.

Tracy Chapman Lyrics

Play the Tracy Chapman Quiz

on Melody Facts

"Behind The Wall"

Last night I heard the screaming

Loud voices behind the wall

Another sleepless night for me

It won't do no good to call

The police always come late

If they come at all

And when they arrive

They say, "they can't interfere

With domestic affairs,

Between a man and his wife."

And as they walk out the door

The tears well up in her eyes

Last night I heard the screaming

Then a silence that chilled my soul

I prayed that I was dreaming

When I saw the ambulance in the road

And the policeman said,

"I'm here to keep the peace."

Will the crowd disperse

I think we all could use some sleep"

https://www.azlyrics.com/lyrics/tracychapman/behindthewall.html

Mit dem Fokus darauf, der (weissen) Polizei die Schuld zuzuschieben und nicht dem (schwarzen) innerehelichen Vergewaltiger, ähnelt Tracy Chapman den Gangster-Rappern "Public Enemy" mit "911 is a joke", das auch Hass auf die (weoisse) Polizei mit anti-weissen Rassismus verbindet.

Was das Ersterscheindungsdatum betrifft, so dürfte nach erster oberflächlicher Recherche Chapman bei "Behind the Wall" mit 1988 knapp vor Public Enemy mit 1990 bei "911 is a joke" liegen. Nur so zur Klärung der Frage, wer wen inspiriert haben könnte, falls überhaupt.

Mit den überzogenen und weltfremden Erwartungen an die Polizei wollen die beiden Sendungsteilnehmer (die damit auch den Gangster-Rappern "Public Enemy" ähneln) wohl auch vom Versagen des präventiven Ansatzes in vielen Fällen ablenken und das eigene Gehalt legitimieren.

Hier der kuriose Fall, dass Anti-Gewalt-Gesetze und Anti-Gewalt-Hausordnungen beim Fonds-Soziales-Wien, der in Anbetracht der Kontraproduktivität vielleicht besser Fonds-Asoziales-Wien heissen sollte, mutmasslich Gewalt verursachen:

Viktor borgte sich mutmaßlich bei verschiedenen Bewohnern von Obdachlosenheimen Geld aus und provozierte danach einen Hausordnungsmäßigen Rauswurf / Hausverbot, indem er erstens sehr geringfügige Gewalt gegen seine Frau/Freundin und effektlos gegen Sachen unter Beobachtung von Einrichtungspersonal ausübte.

Wenn das Päärchen, bei dem es ohnehin kriselte, länger in dem Obdachlosenheim geblieben wäre, hätte sie mutmaßlich entweder Gefallen am Heimleben als Single oder an einem anderen der zahlreichen unbeweibten männlichen Heimbewohner gefunden.

Und da Viktor ein ziemlich intelligenter Mann ist und das vorausahnte, auch wegen seiner Erfahrungen in ähnlichen Heimen, übte er Gewalt aus, mit dem Ziel, rauszufliegen. Wegen des Artikels, der ihn quasi als vor dem Durchbruch stehenden Medien- und Modelstar präsentierte, konnte er davon ausgehen, dass seine Frau/Freundin bei ihm bleiben würde, wenn sie weder Heimplatz noch Heiminsassen als Alternativen hat.

Zum Persönlichkeitsschutz: wenn nicht dieser völlig unvollständige und problematische und gewaltverursachende Artikel erschienen wäre, dann würde ich die Sache gar nicht erwähnt haben.

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