Mittlerweile geht es gefühlt bei jedem dritten Beitrag auf FuF darum, dass jemand von Angst schreibt. Nicht von ungefähr wird es einen Schwerpunkt zu dem Thema auf FuF geben.

Angst zu haben scheint ja ein ziemlich gutes Argument geworden zu sein. Ist Angst schick geworden?

Angst ist ursprünglich eine gute Sache. Sie hilft dabei, Risiken richtig einzuschätzen, sich nicht selbst zu gefährden. Die Angst hilft uns zu überleben.

Angst hat den Menschen immer geholfen, Gefahrensituationen zu überstehen. Angst programmiert unseren ganzen Körper auf die alternativen Angriff und Verteidigung oder Flucht.  Das Ziel wiederum: Überleben.

Angst war immer absolut nützlich, um in einer Umgebung wie der Steppe als Jäger zu überleben. Die meiste Zeit ihrer Existenz hat die  Menschheit schließlich so gelebt. Von der Angst getrieben zu handeln hat uns immer geholfen, wenn wir uns gegen wilde Tiere wehren mussten, aber auch, wenn plötzlich fremde Stämme in unser Gebiet zogen und uns die Nahrungsgrundlagen streitig machten.

Entwicklungsgeschichtlich haben wir diese Zeit hinter uns gelassen, aber wir sind psychologisch und physiologisch immer noch für diesen Lebensstil ausgestattet. Die Programmierung läuft immer noch. Wir laufen also quasi so ab wie ein Rechner mit einem alten Betriebssystem, der nebenbei  ein paar moderne Programme dazu bekommen hat.

Leider ist das bei den modernen Lebensumständen selten angemessen.

Z.B. wenn uns der Chef einschüchtert und wir mit Angst reagieren: wir können dann weder wegrennen, noch ihm eine aufs Maul hauen.

Oder: wir ärgern uns über eine überhöhte Rechnung unserer Telefongesellschaft. Flüchten hilft da gar nichts, die würden den Rechnungsbetrag auch so eintreiben. Mit Gewaltanwendung lässt sich die Angelegenheit auch nicht regeln. Wen sollte ich da verprügeln und wo ist der oder die Verantwortliche? Oder etwa die Firmenzentrale abfackeln? Nützt gar nichts. Mal abgesehen davon, dass das illegal wäre.

Noch ein Beispiel von mir: ich habe Flugangst. Im Flughafen am Gate noch schnell wegrennen ist keine Lösung, dann komme ich nicht an, wohin ich will. Käme ich auf die Idee, um mich zu schlagen, so wüsste die Kabinencrew, das zu verhindern. Die würden mich schön verschnürt der Bundespolizei übergeben.

Soweit einmal Beispiele um zu zeigen, wie kritisch es werden kann, wenn wir uns von Angst leiten lassen und unreflektiert in Handlungen umsetzen. Denn die Handlung besteht dann immer entweder in Flucht oder Angriff. Das ist dann meistens sozial und gesellschaftlich  inakzeptables Verhalten.

Dem Urtrieb Angst 1:1 nachzugeben ist nicht die Lösung. Der Mensch, der Kultur und Zivilisation haben möchte, muss mit seiner Angst anders umgehen lernen.

Mit dem Chef muss ich diskutieren, eventuell mir Hilfe besorgen, zum Betriebsrat gehen etwa.

Mit der Telefongesellschaft muss ich mich eben rechtlich auseinandersetzen.

Schließlich ich: Was mache ich gegen Flugangst? Ich interessiere mich jetzt für Luftverkehr: Technik, Flugzeugtypen, Sicherheit, Physik und Wetter beim Fliegen, alles mögliche zum Thema. Ich versuche, der Sache rational zu begegnen.

Gut, wenn FuF jetzt viel über die Angst an sich diskutieren will. Das wird aber schwierig, weil Menschen sich instinktiv auf ihre Angst verlassen.

Meine Statements zum Thema zur Diskussion:

-          Angst ist kein guter Ratgeber.

-          Angst ist kein Argument.

-          Wer Angst hat, hat alleine deswegen nicht Recht.

Bildnachweis:  „Physiognomien des Terrors und der Angst“ von Günther Beckers. Gemäß Wikimedia Commons freier Content.

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:14

23 Kommentare

Mehr von Erkrath