Land der Berge, Land am Strome… Gibt es etwas Oberflächlicheres und Lächerlicheres, als die Schönheit unserer Landschaft zum Kern der österreichischen Identität zu machen? Man kann stolz auf Österreich sein, aber kein einziger Österreicher kann etwas dafür, dass vor Millionen Jahren die afrikanische gegen die europäische Kontinentalplatte driftete, sich dadurch die Alpen aufgefaltet haben und in der Folge die Donau daran vorbei rinnt. Österreichs Landschaft ist schön – aber für was ist Schönheit gut? Länder wie die USA, Bolivien, die Türkei oder Afghanistan sind auch schön, haben allesamt höhere Berge und noch dazu ein milderes Klima mit mehr Sonnenstunden. Auch wenn das jetzt den Nationalstolz vieler erschüttert: Im globalen Wer-hat-den-größten Berg-Ranking liegen wir weltweit nicht im Spitzenfeld. Schon allein darum nervt es, dass wir dauernd zu hören bekommen, dass wir besonders wegen der schönen Landschaft stolz auf Österreich sein müssen. Für die Alpen und die Donau können wir ursprünglich nichts. Aber auf unser funktionierendes Gemeinwesen und das was unsere Großeltern, Eltern und wir seit 1945 wirtschaftlich geleistet haben, sollten wir auf jeden Fall stolz sein. Menschen aus vielen Ländern wollen bei uns leben, weil wir eben funktionierende Unternehmen, eine hohen Lebensstandard, soziale Sicherheit, Demokratie und Rechtstaatlichkeit oder ein gut entwickeltes Gesundheitssystem haben. Verantwortlich dafür, dass wir dies haben ist nicht unsere Obrigkeit. Es sind nicht die Politiker, es sind nicht die Parteien, es sind nicht die Beamten und es ist auch nicht die Kirche. Es sind die Menschen und ihre Werte, die Österreich wie es heute ist geschaffen haben. Und jeder einzelne der hier lebt ist mitverantwortlich, wie es mit Österreich weitergeht. Es sind die Töchter und die Söhne, die Österreich ausmachen. Die Berge und der Strom sind nur die Kulisse.