Haben wir Stefan ZWEIG vergessen?

Die “Welt von Gestern” , ein von mir sehr geschätzter Autor und Weltbürger, sein Vorbild Montaigne. Den “Fouche” z.B. habe ich verschlungen und Zweig weinte der “Welt von Gestern”, das alte, wohlgeordnete humanistische Europa der Monarchie nach.

Eine Welt, die aber schon längst in Unordnung war. Mit dem Faschismus kam noch viel Schlimmeres nach und Zweig musste vor Hitlers Rassenwahn nach Brasilien in der Nähe von Rio flüchten (Petropolis). Er kam mit der neuen Welt auch dort nicht mehr zu Recht. Die Zerstörung seiner „geistigen Heimat Europa“ hatte ihn für sein Empfinden entwurzelt, seine Kräfte seien „durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft".

Aufgewachsen in Wien neben der Börse war er Sohn eines jüdischen Textilhändlers.Er schrieb für das Feuilleton der "Neuen Freien PRESSE", deren Redakteur Theodor Herzl war. Zweig pflegte einen großbürgerlichen Lebensstil und unternahm auch Reisen nach Indien, Amerika, Russland - war im Briefwechsel mit Maxim Gorki.

Jahre später Übersiedelte er nach Salzburg.

Aufgeschreckt von einer Hausdurchsuchung in seiner Salzburger Villa auf dem Kapuzinerberg ("Paschinger Schlössl";), war er bereits 1934 emigriert. Zweig wurde auf die Liste der Bücherverbrennungen gesetzt und 1935 in die Liste verbotener Autoren aufgenommen und die Nazis hatten ihm den Doktortitel aberkannt.

Dann Stationen in England und den USA. Seinem Freund Sigmund Freud - der auch vor den Nazis nach London flüchtete - hielt er nach dessen Tod bei der Trauerfeier 1939 im Krematorium von Golder’s Green in London eine Abschiedsrede, die unter dem Titel "Worte am Sarge Sigmund Freuds":...........

.............. ......."weil sie nicht wagten"...........

veröffentlicht wurde.

Aber bald verließ Zweig Großbritannien aus Furcht und er träumte von einem Neuanfang in Brasilien und schrieb sogar ein hoffnungsvolles Buch darüber. Doch 1942 beging er, zerrüttet vom «heimatlosen Wandern» und zutiefst enttäuscht von Europa, in seinem Haus im brasilianischen Petrópolis gemeinsam mit seiner Frau Selbstmord. Im Abschiedsbrief heisst es: «Ich grüsse alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht!»

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DW

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Das berüchtigte Hotel Métropole, das ab 1938 als Wiener Gestapo-Hauptquartier diente, später abgerissen, spielt in Zweigs berühmtestem Werk, der «Schachnovelle» (1942), eine tragende Rolle. Der im Hotelzimmer in Isolier-Haft gehaltene Dr. B., der später auf einem Atlantik-Dampfer einen Kampf gegen einen dumpfen Schachweltmeister antritt, erhält sich durch einsame Schachpartien die geistige Widerstandsfähigkeit gegen seine Nazi-Peiniger und besiegt den Schachweltmeister. Nachkriegsverfilmung mit Curd Jürgens in einzigartiger Charakterrolle.

Zweig zitiert am Anfang Shakespeare: “Begegnen wir der Zeit, wie sie uns sucht”, auch Qualitätszeitungen sollten dem Leser die Wege dahin öffnen, dazu braucht es Journalisten, die schon in der Welt von morgen leben.

Auf Seite 495 schrieb Zweig die in meinen Augen großen Worte:

Jeder Schatten ist im letzten doch auch ein Kind des Lichts und nur wer Helles und Dunkles, Krieg und Frieden, Aufstieg und Niedergang erfahren, nur der hat wahrhaft gelebt”

Im Fouche schrieb er: “Nur wer auch die Tiefen des Lebens kennengelernt hat, hat wirklich gelebt”. Die historischen Momentaufnahmen der "Sternstunden der Menschheit" zählen bis heute zu seinen erfolgreichsten Büchern. Darin finden historische Persönlichkeiten von Ferdinand Magellan, Leo Tolstoi, Fjodor Dostojewski, Napoléon Bonaparte, Georg Friedrich Händel, und eigene Bücher zu Joseph Fouché und Marie Antoinette in einer stark subjektiv personalisierten Geschichte Eingang.

Zweigs höchstes Ideal war: “Die Freiheit in der unendlichen Vielfalt des Lebens”. Er war auch ein viel Gereister, denn “Reisen verändere die Distanz zur Heimat und verändert auch das innere Maß”

Nahezu alle Werke Zweigs enden in tragischer Resignation; der Protagonist wird durch sowohl äußere als auch innere Umstände am Erlangen seines Glücks, welches unmittelbar erreichbar scheint, gehindert, was damit um so tragischer wirkt. Dieses Merkmal tritt besonders in "Ungeduld des Herzens", Zweigs einzigem vollendeten Roman, hervor.

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fischundfleisch

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Margaretha G

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