Humanistisches Erbe Europas versus US-Primat der Wirtschaft (Email-Diskurs mit Chefred. NZZ und Handelsblatt)

Vor etwa einem Jahr habe ich nachstehende Email-Diskurse mit den Chefredaktionen der NZZ.ch, NZZ.at und http://www.handelsblatt.com/ geführt. Es ging um TTIP, Kapitalismus, Neoliberalismus, humanistisches europäisches Erbe, Kapitalismus mit menschlichem Antlitz als meine Forderung, etc.... Der Inhalt dieser Emails ist jedoch nur wirtschaftlich Interessierten zumutbar, ansonsten würde ich an dieser Stelle nicht mehr weiterlesen. Diesen Diskurs zu kürzen, war mir jetzt auch zu mühsam, sorry!

Copy&Paste aus meinen Emails:

an Handelsblatt:

Sehr geehrter Herr Chefredakteur Steingart,

unter den deutschsprachigen Medien sticht neben der “NZZ.ch ” das “Deutsche Handelsblatt" als publizistisch besonders anspruchsvoll hervor, wogegen die FAZ in meinen Augen etwas nachlässt.

Die Qualitätsmedien am “Wiener Parkett" verlieren zunehmend an journalistischer Tiefe und Angriffigkeit. Leserkritiken, wie “Mainstreamjournalismus” oder “Gemengelage zwischen Politikern und Journalisten” werden nicht einmal ignoriert, man ist sich selbst genug. Eine ernst zu nehmende Expertise die wirtschaftliche Berichterstattung betreffend fehlt, man ist als ökonomisch interessierter Leser daher gezwungen, auf internationale Medien auszuweichen.

Ein Handelsblatt mit Österreichbeilage könnte auch bei uns hoffähig gemacht werden, wenn Sie einen Launch allerdings geschickter, als die “NZZ.at” angehen.

o Zum eigentlichen Thema “TTIP”

(Transatlantic Trade & Investment Partnership):

Als Exbanker ist mir klar, dass David Ricardo als szt. Stockbroker zu den großartigsten, klassischen Ökonomen zählt und seine Freihandelstheorie zur Ausnützung komparativer Kostenvorteile verbunden mit internationaler Arbeitsteilung für alle Beteiligten Vorteile bringt. Dies ist auch empirisch erwiesen und hat zum Wohlstandswachstum wesentlich beigetragen , weshalb ich Freihandel und damit verbunden den Abbau von Zollschranken und nichttarifären Handelshemmnissen befürworte - so weit, so gut!

Die TTIP-Geheimverhandlungen entpuppen sich, je mehr Informationen darüber durchdringen, jedoch zunehmend als trojanisches Pferd.

Die Rede ist von:

o Abbau von europäischen Umweltstandards und Aufweichung von Investitionsauflagen

o Abbau von europäischen Konsumentenschutzstandards

o Abbau von europäischen Gesundheitsstandards und Standards bei Medikamentezulassungen

o Geheimverhandlungen als Affront gegen das Transparenzprinzip einer Demokratie

o Abbau von sozialen Standards

o Verschärfung des UrhR versus Creative Commons (CC) bis zur Kriminalisierung von Facebooknutzern und Schutzfristenverlängerung (“exzessives, immaterielles Besitzstandsdenken”)

o Private Schiedsgerichte (inzwischen Investitionsgerichtshöfe) lobbyiert von Konzerninteressen erhalten das Recht, Staaten durch privatrechtliche Schadenersatzklagen indirekt zu erpressen, wenn die Politik eines souveränen Staates strengere Konsumenten- Umwelt- und Sozialstandards einfordert. Auch die richterliche Garantien (Unabhängigkeit, Unversetzbarkeit, Unabsetzbarkeit) eines unabhängigen Rechtsstaates werden damit ausgehebelt.

o Auch die höchst notwendige Finanztransaktionssteuer, um das Kapital wiederum verstärkt in die Realmärkte und weg von den aufgeblähten Finanzmärkten zu lenken, wird mit TTIP wieder in Frage gestellt. Die extreme Ausdifferenzierung zwischen Real- und Finanzmärkten richtet unser Wirtschaftssystem zu Grunde.

o Genmanipulierte Lebensmittel

o Entfesselte Finanzmärkte infolge schrankenloser Deregulierung insb. auf den Derivatemärkten.

o Datenschutz wird nicht ernst genommen, die Big Data World hat bei JP Morgan bereits zugeschlagen, wonach lfd. Auswertungen von Mitarbeiterdaten das künftige Fehlverhalten bereits vorhersagen sollen (bestätigt Sally Dewar, Leiterin der Rechtsabteilung in Europa)

o intergenerative Gerechtigkeit und der immer schwerer werdende Rucksack für unsere Nachkommen wird ausgeblendet

o haben wir die Zukunft der Jugend völlig vergessen?

Europas kulturelle Vielfalt, ihr europäisch humanistische Erbe wird am Opfertisch eines neuen “Ökonomismus” und “Materialismus” geopfert eines zunehmendglobalisierten, neoliberalen US-Kapitalismus. Das Wertesystem des Neoliberalismus ist ein calvinistisches Versatzstück, bei dem nur am materiellen Reichtum erkennbar ist, ob jemand zu den von Gott Auserwählten zählt, ansonsten zu Armut und und ein Leben in Schande prädestiniert ist. Es geht hier um eine Religion und Gott hat uns ohnedies schon mit viel zu vielen Religionen bestraft. Der US- Kapitalismus diktiertert die Regeln mit vielleicht ein paar lauwarmen Kompromissen, die man den lobbyierten EU-Verhandlern in Brüssel zugesteht.

Auf das Problem der Ungleichheit (Piketty-Thematik, wonach die Rendite des ererbten Vemögens ein Vielfaches der Rendite des Leistungseinkommens beträgt) und Steuerfragen gehe ich jetzt nicht näher ein. Relevant ist jedoch, dass Großkonzerne unter 10% Steuer zahlen, Apple nur 2% unter Ausnutzung von Steueroasen, wo auch Irland, Luxemburg und die Niederlande mitspielen.

Das TTIP stellt neben der Deregulierung der Finanzmärkte mit bereits eingetreten Folgen der Finanz-und Verschuldenskrise seit 2008 eine weitere Entfesselung mit noch viel schlimmeren, demokratiepolitischen Folgen dar.

Die Politiker und Wirtschaftskammerfunktionäre haben keine wirkliche Ahnung von TTIP und erhalten nur den Auftrag des top-down Durchwinkens. Obwohl Freihandelbegrüßenswert ist und zu mehr Wohlstand geführt hat, darf der positive Begriff “Freiheit” nicht als Chiffre für neoliberale, sektiererische Hemmungslosigkeit missbraucht werden. Zollabbau ja, Abbau nichttarifärer Handelshemnisse ja, aber bitte keine weiteren US-kapitalistischen, neoliberalen Entfesselungen.

Die Stimmungslage in Österreich schätze ich mit mindest 2/3 gegen das TIPP ein und es könnten noch mehr werden, bis der Informationsstand zu allen durchgedrungen ist.

Ihr Blatt hat primär die Interessen der Wirtschaft und Industrie zu vertreten und wird tendenziell TTIP-freundliche Kommentare bevorzugen. Das ist Ihr gutes Recht, aberauchein journalistisches Risiko.

Ihr Risiko heißt:

Wollen Ihre Leser im aufgeklärten Europa ein Primat der Wirtschaft über der Politik. Wollen wir mit privaten Schiedsgerichten die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit, der richterlichen Unabhängigkeiten (unabsetzbar, unversetzbar, unabhängig) aushebeln und somit parteiischem Lobbyismus Tür und Tor öffnen. Soll die Wirtschaftselite mit Hilfe des Internationalen Privatrechtes die Souveränität eines Staates aushebeln. Die Zustimmung des Volkes ist die einzige Grundlage und Legitimation für die Autorität einer Regierung und wenn sich zwei Drittel gegen TTIP aussprechen, ist für mich die Antwort klar!!!.

Um mit Rousseau, dem Vater der Französischen Revolution zu sprechen:

“Der Mensch ist frei geboren, liegt aber überall in Ketten”

Wollen wir uns von der neoliberalen Religion des US-Kapitalismus , der unter dem Chiffre der Freiheit die große Mehrheit der Menschen in die “Ketten der Armut” legt, wo nur eine kleine Minderheit zu den wirklichen Profiteuren gehört, nur dann wollen wir auch das TTIP. Weiters ist der Markt kein Subjekt, sondern nur ein physischer oder virtueller Ort und kann im Gegensatz zu Marktteilnehmern per se keine “selbstregulierenden Kräfte” entfalten und kann daher schon logisch auch keine “invisible Hand” haben, das war doch religiöserDogmatismus von A. Smith. Der Philosoph Karl Popper würde sich bei soviel Dogmatismus im Grab umdrehen.

Wir Europäer sind einer Kultur verpflichtet, die auch ein humanistisches Erbe zu bewahren hat und die griechischen Philosophen haben uns das Fundament für eine Gesellschaft mitgegeben, in der auch ethische Regeln (Aristoteles) und nicht jene eines“homo oeconomicus”, wo Profitmaximierung, Eigennutz und Habgier einziges Ziel wirtschaftlichen Handelns sind.

Insofern hat die Wirtschaft dem Menschen und nicht der Mensch der Wirtschaft zu dienen!!!!.

Das neoliberale Totschlagsargument “alles im Interesse der globalen Competitiveness” zieht auch nicht.Last but not least, wenn es um die Bewahrung humanistischer europäischer und nicht materieller und hypokratischer US-Werte geht, abschließend noch einige Gedanken der wertkonservativen Gräfin Marion Dönhoff (eh. ZEIT-Herausgeberin) aus ihrem Buch:

“Zivilisiert den Kapitalismus”:

“Die Überbetonung des Materialismus und des Wirtschaftlichen führt dazu, dass die immateriellen Werte, alles Geistige, Humane, Künstlerische an den Rand gedrängt werden. Beklemmende Leere und Ratlosigkeit herrschen im geistigen Leben.

Statt einer “Civil Society” sind wir eine “Konsum-und Raffgesellschaft” geworden. Erziehung in Schule und Elternhaus findet immer weniger statt und das “cogito ergo sum” wurde von einem “shopping ergo sum” abgelöst.

Freiheit ohne Solidarität, ohne “res publica” zerstört den Zusammenhalt einer Gesellschaft.

Lieben Gruß aus Graz mit klaren Worten und den besten Empfehlungen,

ich bleibe ein Anhänger einer freien

Marktwirtschaft, jedoch mit sozialem

Antlitz, werde aber kein TTIP-Anhänger

Dr. Ewald Bauer

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Nickisch, Rebecca <

R.Nickisch@vhb.de

Sehr geehrter Herr Bauer,

vielen Dank für Ihren lebhaften und sehr konstruktiven Beitrag zur TTIP-Debatte. Ich soll Sie von Herrn Steingart sehr herzlich grüßen. Ich habe mit der Handelsblatt-Chefredaktion besprochen und verabredet, dass amkommenden Dienstag alle Kommentare auf Handelsblatt Online veröffentlicht werden.Wenn Sie nicht damit einverstanden sind, dass wir Ihre Meinung publizieren – kein Problem. Lassen Sie es mich bitte wissen. Eine Rückmeldung per Mail genügt.

Ich wünsche Ihnen ein frohes und heiteres Wochenende.

Mit freundlichen Grüßen aus Düsseldorf

Rebecca Nickisch

Team Morning Briefing

Handelsblatt

Deutschlands Wirtschafts- und Finanzzeitung

Handelsblatt GmbH

Kasernenstraße 67

40213 Düsseldorf

Telefon: +49 (0) 211 8 87-1093

Email: R.Nickisch@vhb.de

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NEUE ZÜRCHER ZEITUNG:

Reply der NZZ-Chefredaktion auf meinen Vorwurf einer nicht ausbalanzierten Bericherstattung zum Thema TTIP.

Sehr geehrter Herr Bauer

Ich bestätige Ihnen den Eingang Ihres Mails vom 25.03.2015.

Wir haben Ihr Schreiben nach Absprache mit Herrn E. Gujer

(= Chefredakteur NZZ.ch) an die Wirtschaftsredaktion weitergeleitet.Sie werden in den nächsten Tagen eine fachkundige Antwort erhalten.

Freundliche Grüsse

Marlis Gallizia

Assistentin Chefredaktion

Neue Zürcher Zeitung

Falkenstrasse 11 | CH-8008 Zürich

+41 44 258 10 12

marlis.gallizia@nzz.ch | www.nzz.ch

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Mit freundlichen Grüssen aus Zürich

Peter Fischer

DR. PETER A. FISCHER

LEITER DER WIRTSCHAFTSREDAKTION

ECONOMICS-EDITOR-IN-CHIEF

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG NZZ

FALKENSTRASSE 11

8021 ZÜRICH

Von: Datum: Donnerstag, 26. März 2015

Betreff: AW: Nicht ausbalancierte, einseitige Berichterstattung der NZZ zum Thema “TTIP”. Die Attac meint, das TTIP ist böse. Der Ökonom Ricardo hat jedoch nachgewiesen, dass sich Freihandel immer lohnt, somit wäre das TTIP gut. Bei den TTIP-Verhandlungen zwischen……

An: ewald.bauer@gmail.com Cc: eric.gujer@nzz.ch

Sehr geehrter Herr Bauer

Besten Dank für Ihre Zuschrift an unseren Chefredaktor Eric Gujer. Wir schätzen das Echo von unseren Lesern und nehmen dieses gerne zur Kenntnis, auch wenn wir eben manchmal anderer Meinung sind.

Die NZZ versteht sich in Ihrer Analyse und Kommentierung als liberale Stimme mit klarem marktwirtschaftlichem Kompass. In der Wirtschaftsredaktion arbeiten alles gut ausgebildete Ökonomen.

Wir sind mit Ricardo und seinen handelstheoretischen Nachfolgern nicht der Ansicht, dass beim Freihandel der Mensch der Wirtschaft geopfert wird; ganz im Gegenteil. TTIP sehen wir als Chance, unnötige bürokratische Hürden zwischen den Wirtschaftsräumen der USA und Europas effizient abzubauen.

Es geht darum, zu Gunsten der betroffenen Menschen Ressourcen nicht unnötig in bürokratischen Prozessen zu vergeuden oder Firmen bei Versuchen, sich protektionistisch abzuschotten und so Vorteile zu erlangen, zu unterstützen.

Und es geht auch darum, Investoren Rechtssicherheit zu bieten. Konsumenten sollen dabei mündige Bürger bleiben, die gut informiert selber entscheiden können, was sie konsumieren wollen und was nicht.

Wir sehen TTIP als eine Möglichkeit für die USA und Europa, effizienter zu werden, dem Freihandel neue Impulse zu verliehen und gleichzeitig auch Regeln zum Durchbruch zu verhelfen, die den gemeinsamen europäisch-amerikanischen Wertvorstellungen entsprechen.

In alldem sehen wir keine Bedrohung, sondern eine Chance, die nicht verpasst werden sollte. Ich hoffe, dass sie die Lektüre auch weiterhin inspiriert und zu Zustimmung oder eben manchmal auch zu Widerspruch animiert.

Mit freundlichen Grüßen aus Zürich

Peter Fischer

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Von: Ewald Bauer [mailto:ewald.bauer@gmail.com]

Gesendet: Mittwoch, 25. März 2015 13:21

An: Gujer Eric; Gujer Eric; Ewald Bauer

Betreff:

Nicht ausbalancierte, einseitige Berichterstattung der NZZ zum Thema “TTIP”. Die Attac meint, das TTIP ist böse. Der Ökonom Ricardo hat jedoch nachgewiesen, dass sich Freihandel immer lohnt, somit wäre das TTIP gut. Bei den TTIP-Verhandlungen zwischen …

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Sehr geehrter Herr Chefredakteur Gujer,

Ihr sehr überzeugender Auftritt in einer Sternstunde des SF*) als anerkannter Intellektueller, Berlinexperte und Author eines Deutschlandbuches vermittelt das Gefühl, dass die Chefredaktion der NZZ wiederum in sehr gute Hände gegeben wurde. Sie sehen die EU auch als unvermeidlich bürokratisch, abgehoben und bürgerfern an, ein generell nicht lösbares Problem großer, insb. abstrakt supranationaler Institutionen, weil sie für den Bürger emotionell nicht erfahrbar werden.Daher wird die EU auch weiterhin primär ein Europa der Nationen bleiben. Der Jugend fehlt das EU-Narrativ, weil ihr Soldatengräber und das Bild, worin sich Kohl und Mitterand über Soldatengräbern die Hand gaben, emotional nichts sagen als Friedensgeneration. Dass der EURO ein Konstruktionsfehler war, wusste man, nahm es aber aus politischen Gründen in Kauf. Auch die heute schwerste Krise wird die EU überleben, denn jeder weiß, der noch größerer Horror wäre das Zerbrechen der EU.

Als langjähriger, österreichischer Leser der NZZ.ch überrascht es mich, dass sich die NZZ in ihrer bisherigen Qualitätsführerschaft einer ausbalancierten Berichterstattung widersetzt, wenn es um das Thema TTIP geht. Auch die Art und Weise, wie man einen langjährig verdienten Chefredakteur “einvernehmlich” absetzte, irritierte die Leser. Nunmehr wird einseitig Position für die Interessen transnationaler Konzerne bezogen und das “TTIP” mehr oder weniger verherrlicht. Dass dabei die Rechte der Bürger, Konsumenten und Arbeitnehmer erodiert werden oder ganz auf der Strecke bleiben, ist nicht weiter wichtig. Der Mensch habe der Wirtschaft und nicht die Wirtschaft dem Menschen zu dienen.

Die “europäische Demokratie” basiert auf einem historisch gewachsenen, ausdifferenzierten, politischen Konzept, bei dem nicht EURO und Profitmaximierung an erster Stelle stehen. Wir haben ein humanistisches Erbe zu bewahren, bei dem die Wirtschaft dem Menschen dienen soll und nicht umgekehrt. Wir haben auch eine Verantwortung für das Gemeinwohl zu tragen im Interesse des Zusammenhaltes einer Gesellschaft und auch eine Verantwortung für die Kinder und Enkelkinder(Schuldenrucksack, zerstörte Umwelt!, prekäre Arbeitsverhältnisse, hohe Jugendarbeitslosigkeit, etc…)

Im Falle Griechenland wird unsere Solidarität gerade auf die Probe gestellt, weil eine kleptokratischen Elite ihr Volk in die Armut geführt hat.

In den USA haben Mensch und Umwelt ausschließlich den Interessen der Wirtschaft zu dienen, wobei im neoliberalen Wertesystem seit Reagan die Ausbeutung des Menschen wieder stark zugenommen hatte. Maximierung des Reichtums und des schnöden Mammons (USD) stellen in den USA den höchsten, gesellschaftlichen Wert dar, dem sich alles andere unterzuordnen hat.

Armut als sichtbares Zeichen der Schande jener von Gott nicht Auserwählten, wie es uns die calvinistische Ethik vorgaukelt. Ungleichheit und Profitgier anstatt Verteilungsgerechtigkeit. Piketty weiß dazu einiges zu berichten, wenn man nicht mehr durch Leistung, sondern ererbtes Vermögen reich werden kann und die Vermögensrendite um ein Vielfaches über der Rendite des Leistungseinkommens liegt. Die Tellerwäscherstory vom unbeschränkten Land der Möglichkeiten ist längst obsolet, wer Tellerwäscher ist, wird es auch weiter bleiben und arm bleiben.

Die “NZZ.ch” als liberales Qualitätsblatt riskiert weiteren Leserschwund, wenn sie ihre bisher unausgewogene bei ihren Lesern bewährte Balance in der Berichterstattung durch einseitige Parteinahme für das “TTIP” auf das Spiel setzt. Auch die Journalisten der NZZ.”at” mit ihrer besonderen Nähe zum Neoliberalen-Club “Agenda Austria” verstärken diesen Eindruck und ich habe die Ikone der NZZ.at auf meinem Desktop längst wiederum gecancelt. Allein das Format einer endlosen “Scroll-Wurst” ohne raschen Überblick….naja Sie werden es ohnehin an der Abostatistik sehen. .

Der Ökonom Ricardo hat mit seinen umfassenden Veröffentlichungen zu den“komparativen Kostenvorteilen” (= jedes Land soll das produzieren, was es am kostengünstigsten kann und die Güter ohne Handelsschranken austauschen)nachgewiesen, dass sich ein solcher Freihandel immer lohnt. Ricardo hat grs. Recht, jedoch darf das nicht um jeden Preis passieren.

Die junge Generation diskutiert schon Themen, wie “Shared Economy”, “Wachstumsgrenzen”, “Klimawandel/CO2-Debatte”, “Gemeinwohlökonomie”, mehrteamorientierte”Solidaridät”, etc…alles Themen, die dem profitmaximierendem Denken großer Konzerne zuwiderlaufen.

Der Neoliberalismus setzt auf Entsolidarisierung, weitgehendsten Vermögens-u. Erbschaftsbesteuerungsverzicht, permanente Senkung der Unternehmenssteuern zu Lasten der Leistungseinkommensbezieher und auf Kosten des Sozialsystems, Förderung der Selbstausbeutung, narzisstische Managementethik, Profitmaximierung um jeden Preis - die “Geiz ist geil” Kultur . Downsizing bzw. prekäre Arbeitsverhälnisse für die Jugend.

Die neoliberalen Ökonomen in ihrem religiösen Eifer vertreten noch immer die längst empirisch widerlegten Dogmen der Klassiker, ob “invisible hands” mit ihren”selbstregulierenden Kräften” am Markt, die nicht reale Kunstfigur des “homo oeconomicus” ohne “Fairnessprinzip” oder die völlig entgleiste, selbstreferenziell gewordene realitätsferne Wirtschaftsmathematik an den Wirtschaftsuniversitäten, die noch dazu in der Derivatebranche dem “Finanzbetrug” massiven Vorschub geleistethat. Bisherige Schadenersatzzahlungen der Banken aufsummiert liegen schon deutlich über 100 Mrd. USD.

Wenn Sie die Postings der NZZ ansehen, nimmt es mich Wunder, dass Journalisten auf Leserreaktionen (unzählige “Anti-TTIP” - Postings) keine Rücksicht nehmen oder es nicht dürfen. Unter dem Deckmantel eines liberalen Etiketts werden von Zeitungen wie von politischen Parteien gerne die Interessen finanzstarker Unternehmen bedient.

Noch einen schönen Tag wünscht Ihnen aus Österreich

Dr. Ewald Bauer (Graz)*) SF 2010:

http://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-philosophie/video/europas-krisen-europas-kraft?id=1a756ece-2794-4e4f-b399-8be317698f13

Reply zu: NZZ-Berichterstattung zum Thema “TTIP” nicht ausbalanciert…

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Antwort Spillmanns (inzwischen EX-)Chefredakteur Neue Zürcher Zeitung/Zürich) auf mein Email….

markus.spillmann@nzz.ch

18:23 (vor 3 Stunden)

an mich

Sehr geehrter Herr Bauer

Ich danke Ihnen für Ihre Worte und Ihr Engagement;

ersteres hat mir geholfen, zweites hoffe ich,

dient der NZZ.

Ich wünsche Ihnen von Herzen frohe Festtage und

ein schönes neues Jahr.

Mit freundlichen Grüssen, Spillmann

Markus Spillmann

Leiter Publizistik / Chefredaktor

Neue Zürcher Zeitung AG

Postfach 8021 Zürich

Schweiz

Tel.: +41 44 2581111/1012

Mail: m.spillmann@nzz.ch

Web: www.nzz.ch

Spillmann’s Antwort auf mein nachfolgendes Email:

1294) Ich habe ein paar Scheiter nachgelegt, damit das Feuer auf der NZZ.at nicht ausgeht

• Dr. Ewald Bauer · 19. Dezember 2014

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Lieber Herr Fleischhacker,

Sie schrieben zur Spillmann-Absetzung kürzlich:

Es gibt mehrere Stellungnahmen der NZZ-Redaktion, wir denken nicht, dass die Welt auf eine Spezialäußerung der NZZ.at-Redaktion wartet.

Nicht die ganze Welt, aber künftige NZZ.at – Leser hätten sich sehr wohl einige Worte der Transparenz, welche die NZZ.ch vermissen ließ, in dieser leidlichen Spillmann-Angelegenheit erwartet……

Eigenständiger Journalismus, Emanzipation und Loslösung von der Mutterbrust NZZ.ch, das wär doch was? Nämlich ganz im Sinne unserer NZZ.at-Leser.

Dann wären Sie jedoch vermutlich das nächste Opfer unserer neuen, neoliberalen Wertekultur geworden , die von den „NEOS“ und der „AGENDA AUSTRIA“ so angebetet wird. Wenn wir die „Tretmühlen“ und „Hamsterräder“, in die uns diese neue Welt getereten hat …….sind wir ja nicht „global wettbewerbsfähig“ , odrrrrrr?……können eure Löhne nicht mehr bezahlen,odrrrrr?, etc…. „All inklusive Verträge“ sind ja auch Beispiel dieser Auswüchse, besonders beliebt in der Consulting- oder auch Kreativbranche.

Nach meinen Erfahrungen produziert die Consultingbranche keinen Mehrwert, sondern nur Mehrarbeit in ihrem Controllingwahn u. gefährdet damit auch massiv dieGesundheit der Arbeitnehmer…………………

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Zwei Weisheiten von Mark Aurel aus ExBk. Helmut Schmidt’s Lieblingsbuch„SELBSTBETRACHTUNGEN“ gebe ich Hrn. Fleischhacker noch mit:

„Vor anderen Menschen zu kriechen sei Ausdruck mangelnder Fähigkeiten“.

„Mache dich selbst weder zum Herrn, noch zum Sklaven eines anderen Menschen, wäge deine Worte und zeige eine großzügige Denkweise“

Genauso wie es Spillmann nicht notwendig hatte, vor dem Verwaltungrat zu kriechen, haben das künftig auch Sie nicht, weil Sie auch ein intelligenter Mensch mit Persönlichkeit sind.

Spillmann hat an Persönlichkeit gewonnen, der Verwaltungsrat an Persönlichkeit verloren!!!!!.

Apropo Kreativbranche, in Eurem Verwaltungsrat sitzt ja auch ein ganz Prominenter dieser Spezies - von Matt. Schauen Sie sich die PREKARIATE der JUGENDLICHEN in der Kreativbranche an, eine einzige Schande!!!!.

Schreiben Sie einmal darüber. Machen Sie „investigativen Journalismus“, anstatt nur Agenturmeldungen redaktionell leicht verändert, durchzuwinken.

Schreiben Sie über das, was die Menschen bedrückt, was ihre Familien zerstört,was die angemessene Erziehung unserer Kinder behindert, was sie krank macht– das berührt die Menschen.

Sie müssen die Emotionen ansprechen, wenn Sie Leser gewinnen wollen und vor allem nicht blind für die Probleme der Jugend sein. Viele können trotz akademischen Abschlusses kaum mehr überleben und müssen sich wegen der hohen Mietenewig WG’s teilen.

Im deutschen Handelsblatt las ich kürzlich sinngemäß unter „Der verlorene Stern“ über den prominentesten Werber aus Hamburg, Jean Remy von Matt. Er verlor seinen prominentesten Kunden „MERCEDES“ bei einem Pitch und auch „EDEKA“, das tut weh!.

Die Wahrheit ist, so wie es in der Medienbranche die aussterbende Art derPrintjournalisten als Printdinosaurier gibt, hat Matt das Problem, den digitalen Wandel nicht mehr gepackt zu haben. Er ist ein „Kreativdinosaurier“ geworden , was das Digitale betrifft und lebt weiter nach dem Motto einer alten Welt:

” Last man standing”.

Sein Hauptfehler, er hält sich nicht für ersetzbar.

Laut Handelsblatt lässt sich Matt gerade seine Wohnung umbauen, das Dach ist den Brüsten seiner Frau nachempfunden:). Hoffentlich bildet seine Frau nicht sein männliches Gegenstück nach:). In seiner Wohnung hat er eine Uhr, die seine erwartete Lebenszeit rückwärts zählt. Vielleicht kokettiert er mit dem Gedanken, seine Lebenszeit zu verewigen, indem er die Batterie nie erneuert , so wird das Rückwärtszählen der Uhr unterbunden.

Fragen Sie das Mitglied des NZZ-Verwaltungsrat mit gleichem Familiennamen (von Matt), was er davon hält!!!….was er dazu zu sagen hat!!!…wäre interessant.

Fragen Sie ihn, was er von den sklavenähnlichen Bedingungen Jugendlicher in dieser Branche hält. Fragen Sie ihn generell, was er von der 20% bis über 50%-igen Jugenarbeitslosigkeit in mehreren EU-Ländern hält. Fragen Sie ihn, ob ihn die Zukunft der Jugend berührt.

Mehr Mut, Herr Fleischhacker, damit Sie die jungen Leser wie mich gewinnen, ich bin nur physisch ein 54er-Jahrgang, mental erst in Ihrem Alter……………………etc…….

Die Sprösslingen der Erbengeneration in Österreich genießen sogar das„Vermögens-u. Erbschaftssteuerbefreiungs-Privileg“ , keine auf einem „Maria-Theresia Patent“ fußende Befreiung , sondern die Errungenschaft eines sozialistischen Ministers (Lacina 1993)……….. etc….

Die Jugend hat die Nase so voll von unserer politischen Elite, schreiben Sie auch darüber und schreiben Sie auch über die Gemengelage (=Verhaberung) zwischenJournalisten und Politikern oder über das “Sauschädlessen” des Raiffeisen-Konrad, den Sie kürzlich als Gast interviewten. Wer dabei nicht mehr geladen war, wusste, dass sodann im laufenden Jahr seine Karrier zu Ende ging.

Zu Pikettys Kritik über den extremen Reichtum einer kleinen Elite, fragen sie diese, was sie von konfuzianischer oder taoistischer Ethik halten, wonach es nur ein richtiges Maß im Leben gibt, das ist das “Maß der Mitte“ – später von der Bibel als „goldener Mittelweg“ rezipiert.

Nach Nietzsche vermisst sich der sterbliche Mensch an diesem Maß der Mitte auch dann , wenn er seine Verewigung fordert bzw. sie ihm von Seelenfängern versprochen wird.

Die Forderung nach dem ewigen Leben im Paradies, ein typisches, hirngespinstiges Unmaß-Beispiel übermenschlicher Unvernunft.

Die von mir geliebte, griechische Philosophie weiß zu berichten, dass sich auf Dauer nicht die als die Stärksten erweisen, welche es bis zum Äußersten in der Welt der Extreme treiben, sondern die „Mäßigsten“, die keine extremen Glaubenssätze nötig haben, weil sie die innere Reife und Harmonie gefunden haben, in sich ruhen, ihre Gelassenheit gefunden haben.

Jetzt hab ich Ihnen wieder einige Themen quer durch den Gemüsegarten vor den Bug geknallt , “honorarfrei” – wie immer - und ……..lassen Sie ihre Mitarbeiter ein bisschen üben, sie sollen ihre Gedanken zu diesen oder anderen Themen widergeben.

Wie soll die Welt dann auch wissen, dass unter uns ein zweiter, noch „lebender Karl Kraus“ existiert - quasi eine Inkarnation - und ich noch immer beinahe der Überzeugung bin, dass das Sie sind, Herr Fleischhacker.

Tragen Sie ihre intelligenten Gedanken in die weite Welt hinaus, sie sind es wert, gelesen zu werden und jeder Tag öffnet eine Tür zu neuen „Erkenntnissen.

Wurde Ihnen im Benediktinerstift Admont nicht gelehrt, dass das

“Essen vom Baum der Erkenntnis der erste Akt der Befreiung für den Menschen war”.

Vermutlich nicht, außer Sie haben Kant heimlich unter der Bettdecke gelesen.

Seien Sie gegrüßt

Ihr

EBgraz

PS:

Ich erinnere auch an die “Geplünderte Demokratie” von Rietschel (Ex-FAZ Redakteur), wonach eine abgehobene politische Kaste nur mehr im Interesse ihres eigenen Macht-und Joberhalts agiert und dabei zunehmend die Interessen seiner Bürger aus dem Auge verliert. Die Parteienkonvergenz macht es für den Wähler unmöglich, hierentgegenzuwirken, weil sie alle unter einer Decke stecken.

Parteienkonvergenz führte dazu, dass sie alle in ihrem politischen Kartell gegen ihre Bürger zusammenhalten. Das Volk darf zusehen und dann für die Schäden, wie dzt. bei uns in Österreich anlässlich des Hypo-Debakels (über 17 Mrd.! Badbank) aufkommen, eine geordnete Insolvenzlösung wurde politisch bis dato verhindert.

Ähnlich agiert eine neoliberale Elite in unserem Staat, vorwiegend bei den “NEOS” bzw.“AGENDA AUSTRIA” versammelt und von der Kaste der Reichen gesponsert, dieStronachtruppe hat ja ohnedies schon weitgehend abgedankt.

Das neoliberale Wertesystem zertstört den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und wird mit seiner Entsolidarisierung zum Totengräber unserer Demokratie.

Was kann der Einzelne dagegen tun?

Wir können als Einzelner das System nicht verändern, jedoch im Mikrokosmos unsereWirksamkeit entfalten, indem wir jede Gelegenheit in öffentlichen Diskussionen, Vorträgen, Zeitungspostings nutzen, um auf die Missstände hinzuweisen und die Zuhörerauffordern, Zivilcourage zu zeigen und mitzutun.

Nur außerhalb der Parteien ist ein Transformationsprozess denkbar , jedoch wenn sich die Jugend nicht stärker einbringt, wird es schwer werden.

Die NZZ schrieb einmal:

Europa muss über das, was nach der Konsumgesellschaft kommt, nachdenken. Was es zu bewahren gilt, damit man uns weiterhin in der Welt ernst nimmt, wir nicht ganz und gar an den Rand der Weltgeschichte gedrängt werden. Sobald die Asiaten im materiellen Lebensstandard aufgeschlossen haben, werden sie sich an unserer freiheitlichen Ordnung orientieren wollen und dafür sollte Europa Vorbild bleiben.

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