“POLITEIA” - Platon’s Hauptwerk

Platons “Politeia” - alteste Handschrift aus dem 9.Jh. (Paris/Bibliothek National):

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I) Worum gehts in Platon’s POLITEIA?

Platon diskutiert mit 7 Personen mit unterschiedlichen Charakteren (Sokrates/Vernunftsmensch, Thrasymachos/Machtmensch, Sokrateswidersacher, Glaucon/phil. geradliniger Karrierist, Adeimantos/stolz, statusbewusst, bequem, Kleitophon/schlaue Pragmatiker, Sokrateswidersacher, etc..) darin, wie die GERECHTIGKEIT in einem idealen Staat verwirklicht werden kann. Platons Lehrer SOKRATES ist die Hauptfigur darin.

Politeia ist das erste Konzept einer “Politischen Philosophie” und wirkmächtigstes Werk der gesamten Philosophiegeschichte. Die neuere Forschung distanziert sich von diesen weltanschaulich gefärbten, teils polemischen Debatten und Bewertungen. Ferner ist umstritten, ob es sich bei der Politeia um ein rein utopisches Modell oder zumindest ansatzweise um ein politisches Programm handelt.Marxistische, Linke und auch Liberale haben das Konzept des Idealstaates angegriffen.

In 10 Büchern gegliedert Dialoge, mit Sokrates/Thrasymachos (Anfang Buch1), was gerecht ist.

Zentrale Frage:

1) worin die Gerechtigkeit besteht

2) was sie erstrebenswert macht

3) Leitmotiv ist die Parallelität zwischen

a) Gerechtigkeit im Staat (Polis, Stadtstaat) und

b) Gerechtigkeit innerhalb der Seele

So laufen die Dialoge ab:

…..Sokrates wird von Kephalos, dem alten, schwerreichen Vater des Polemarchos, willkommen geheißen. Die beiden beginnen eine Unterhaltung über Vorzüge und Nachteile des Alters und den Nutzen des Reichtums. Dieser Nutzen besteht für Kephalos darin, dass der Reiche niemandem etwas schuldig bleibt und nicht in Versuchung gerät zu lügen und zu betrügen. Nichts kann ihn dazu verleiten, ein Unrecht zu begehen. Demnach besteht Gerechtigkeit darin, dass man die Wahrheit sagt und fremdes Eigentum respektiert…..

Polemarchos greift in die Diskussion ein, er denkt ähnlich wie sein Vater. Für ihn bedeutet gerechtes Handeln, dass man jedem gibt, was ihm zusteht…..Freunden will man nützen, also tut man ihnen nur Gutes. Somit wird man einem Freund nichts geben, was ihm schaden könnte. Der wahnsinnige Freund bekommt die Waffe nicht. Den Feinden aber hat man Schaden zuzufügen, denn ihnen schuldet man Schlechtes…..

Dagegen macht Sokrates unter anderem die Möglichkeit einer Fehleinschätzung geltend. Man kann einen guten und gerechten Menschen irrtümlich für einen Feind und Bösewicht halten. Dann fügt man ihm Schaden zu und hält das für gerecht….. Anschließend bringt Sokrates die Überlegung vor, dass man den, dem man Schaden zufüge, schlechter mache. Ein Ungerechter, der schlecht behandelt werde, werde dadurch noch ungerechter; man bestärke ihn in der Ungerechtigkeit. Das könne man aber als Gerechter nicht tun, denn wenn es eine gerechte Handlungsweise wäre, würde die Gerechtigkeit ihren konträren Gegensatz fördern….

Hier greift Thrasymachos ein, der bisher unwillig und ungeduldig zugehört hat. Für ihn sind die Überlegungen des Sokrates albernes, leeres Geschwätz. Nach seiner Definition ist das Gerechte das für den Stärkeren Vorteilhafte. Beispielsweise gibt es in jedem Staat Machthaber, die jeweils das, was ihrem Vorteil dient, gesetzlich vorschreiben und als gerecht definieren. Ihnen muss man gehorchen, dann handelt man gerecht. Sokrates weist aber auf eine Unstimmigkeit hin: Machthaber machen wie alle Menschen Fehler.

Es kann also vorkommen, dass sie etwas anordnen, was in Wirklichkeit zu ihrem Nachteil ist. In diesem Fall schadet der Gehorchende dem Machthaber, indem er dessen Befehl ausführt. Somit kann es gerecht sein, dem Machthaber aus Gehorsam zu schaden…..etc…..

In den Büchern 2-10 versuchen Sokrates, Glaucon und Adeimantos die Natur der Gerechtigkeit im Diskurs zu erfassen.

Sokrates meint,

Gerechtigkeit sei zwar in der Seele des Menschen zu finden, doch im sozialen Kontext, im Staat, sei sie leichter erkennbar. Seine Frage, unter welchen Voraussetzungen im Staat Gerechtigkeit zustande kommt.

Im idealen Staat müssten 4 Grundtugenden praktiziert werden;

1)Weisheit (Vernunftteil , der Herrscher muss vernünftig sein))

2)Tapferkeit (besondere Merkmal der muthaften Wächter, Krieger)

3)Besonnenheit

4)Gerechtigkeit

Nach seinem Verständnis ist ein zusammengesetztes Ganzes dann gerecht, wenn jeder Teil seine naturgemäße Aufgabe erfüllt (kosmische Ordnungsprinzip schon Konfuzius?). Gerechtigkeit ist dann gegeben, wenn jeder Teil des Ganzen nur genau die Funktion erfüllt, die ihm gemäß seiner besonderen Beschaffenheit zukommt.

Davon ausgehend entwirft Sokrates das Modell eines “ständisch”!!! (erinnert mich an den austrofaschistischen Ständestaat in Österreich, der bis heute noch nachwirkt - paritätische Machtaufteilung nach Berufsgruppen - unter Dollfuß nicht paritätische) geordneten idealen Staates. Dessen Bevölkerung ist in drei Teile gegliedert:

1) Stand der „Philosophenherrscher“ (höchste, Weiheit, Vernunft)

2) Stand der Krieger oder Wächter und (muthaften, Tapferen, Umsetzer)

3) Stand der Bauern und Handwerker (gewöhnlichen Menschen)

die als kleine Elite aus dem Wächterstand hervorgehen und den Staat regieren.

Zu den Kernelementen des Konzepts zählen zwei Bestimmungen, die nur für die Wächter und die Herrscher gelten:

1) Aufhebung des Privateigentums und die

2) Abschaffung der Familie (=radikal - Hitler lässt grüßen)*)

die als elementare soziale Einheit beseitigt wird.

*) Die Kinder der Wächter und Herrscher dürfen nicht wissen, wer ihre Eltern sind. So wie die Erziehung soll schon die Fortpflanzung planmäßig organisiert werden, wobei eugenische Gesichtspunkte maßgeblich sind; Menschen sind in Analogie zur Zucht der Nutztiere zu züchten. Damit das Erbgut optimiert wird, sollen sich die besten Männer mit den besten Frauen zur Fortpflanzung verbinden und möglichst viele Kinder zeugen. Die Regeln, die dabei anzuwenden sind, sollen nur die Herrscher kennen, da sonst leicht Unmut und Zwist unter den Wächtern entstehen könnten. Die Kinder werden ihren Müttern gleich nach der Geburt entzogen und von Ammen und Pflegerinnen betreut. Das Stillen wird von den Müttern gemeinsam besorgt, wobei keine ihr eigenes Kind erkennen soll. Die Funktion der Familie übernimmt vollumfänglich die Gemeinschaft. Behinderte und erblich belastete Kinder werden nicht aufgezogen, sondern nach der Geburt ausgesetzt.

Die herkömmlichen Aufgaben der Familie, insbesondere die gesamte Erziehung der Kinder, übernimmt die Gemeinschaft des Wächterstandes. Ein weiteres markantes Merkmal ist die Zensur:

Dichtung, die sich auf die Charakterbildung ungünstig auswirken kann, wird nicht zugelassen.

In Analogie zum dreiteiligen Aufbau des idealen Staates beschreibt Platons Dialogfigur Sokrates die Struktur der Seele:

Die Seele bestehe ebenfalls aus drei Teilen .

Der Urheber des Durstes ist das

1) Begehrungsvermögen (Emotion), während das, was in der Seele überlegt, ob getrunken werden soll, das

2) Überlegungsvermögen(Vernunft, Kognition) ist. Das Begehrungsvermögen ist von leidenschaftlicher Natur, das Überlegungsvermögen emotionslos. Damit das, was die Überlegung erfordert, in die Tat umgesetzt werden kann, ist noch ein dritter Faktor erforderlich, der die Begierde im Auftrag des Überlegungsvermögens übermannt. Das ist

3)„das Muthafte“, der dritte Seelenteil, der bei Kindern schon vor der Ausbildung der Vernunft hervortritt und daher kein Teil von ihr sein kann.

In diesem Modell wird die Verschiedenartigkeit der Menschentypen und der zu ihnen passenden Staatsformen auf unterschiedliche Machtverhältnisse zwischen den Seelenteilen zurückgeführt. Die Seele ist diesem Verständnis zufolge unsterblich und kann zur Ideenwelt Zugang finden, einem metaphysischen Bereich, in dem sich die ewigen, unveränderlichen „platonischen Ideen“ befinden.

Erwünscht ist eine derart vollendete Einmütigkeit, dass alle Bürger auf Ereignisse in gleicher Weise mit Freude oder Schmerz reagieren. Dann verhalten sie sich zur Gemeinschaft wie ein Körperteil zum Körper. Wenn beispielsweise ein Finger verletzt wird, erlebt der ganze leibliche und seelische Organismus des Menschen den Vorgang einheitlich als Schmerz. Analog wird auch das erfreuliche oder unerfreuliche Schicksal eines einzelnen Bürgers von der ganzen Gemeinschaft miterlebt. Alle angenehmen und unangenehmen Gefühle werden geteilt. Wie beim Besitz und den sozialen Beziehungen soll auch bei den Emotionen die Unterscheidung von „mein“ und „dein“ wegfallen. Durch diese Eintracht wird das Justizwesen überflüssig.

Grundsätze der Kriegsführung

Kämpfern, die sich durch Tapferkeit ausgezeichnet haben, sollen bedeutende Ehrungen zuteilwerden; Feiglinge werden in den Bauern- und Handwerkerstand versetzt. Bei innergriechischen Konflikten sollen zivilisierte kriegsrechtliche Normen gelten: Das Land des Gegners darf nicht verwüstet werden, Wohnstätten sind nicht niederzubrennen, Zivilisten sind zu schonen. Stets ist die Aussicht auf spätere Versöhnung zu wahren und im Auge zu behalten, alle unnötigen Feindseligkeiten sind zu vermeiden.

Die Ideenlehre, die Platon hier seinem Lehrer in den Mund!!! legt (Sokrates hielt nämlich nichts von Metaphysik), bildet einen Kernbestandteil seiner eigenen Philosophie, nicht der des historischen Sokrates.

Eine zentrale Rolle spielt darin die Idee des Guten. Aus didaktischem Grund wird diese anspruchsvolle Thematik mit drei Gleichnissen veranschaulicht:

o Sonnengleichnis

o Liniengleichnis

o bekannteste = Höhlengleichnis!!.

Philosophenherrscher (Bücher VI und VII)

Die Idee des Guten als Richtschnur

Das Gute

Der nächste Aspekt, der erörtert wird, ist die Auswahl und Ausbildung der Herrscher. Geeignet sind nur philosophisch veranlagte Angehörige des Wächterstandes, die Scharfsinn, geistige Beweglichkeit und Lernbereitschaft mit charakterlicher Zuverlässigkeit verbinden. Darüber hinaus gibt es aber ein noch höheres, übergeordnetes Wissen, das sie erlangen müssen, um sich für ihre Regierungstätigkeit zu qualifizieren. Sokrates nennt es „das höchste Lehrstück“. Es geht um die Erkenntnis der „Idee des Guten“.

Die Annäherung an die Idee des Guten ist die größte aller Herausforderungen.

Da die Idee des Guten transzendent ist, also jenseits des gewöhnlichen Erfahrungs- und Verständnisbereichs liegt, verzichtet Sokrates auf eine direkte Beschreibung. Statt dessen wählt er den Weg der Annäherung über Gleichnisse, die das Gemeinte veranschaulichen und das Verhältnis des Wahrheitssuchers zur Idee des Guten beleuchten sollen (Sonnengleichnis, Liniengleichnis, Höhlengleichnis).

Die drei Gleichnisse

o Sonnengleichnis:

Im Sonnengleichnis vergleicht Sokrates das Gute mit der Sonne: Wie im Bereich des Sichtbaren die Sonne das Licht spendet, so ist in der geistigen Welt das Gute die Quelle von Wahrheit und Wissen. Wie die Sonne die einzelnen Dinge bescheint und damit sichtbar macht, so strahlt die Idee des Guten gleichsam ein „Licht“ aus, das die Objekte geistiger Erkenntnis für die Seele wahrnehmbar macht.

o Liniengleichnis:

Das Liniengleichnis veranschaulicht die hierarchische Ordnung der verschiedenen Erkenntnisweisen und der ihnen zugeordneten Erkenntnisgegenstände anhand einer in vier Abschnitte eingeteilten vertikalen Linie. Beim Aufstieg zum Voraussetzungslosen muss man von Voraussetzungen ausgehen, die aber nur Hilfsmittel sind; sie werden überflüssig, wenn die höchste Ebene erreicht ist. Dann wird das Voraussetzungslose seinerseits zum Ausgangspunkt für die – nunmehr korrekt fundierte – Erkenntnis aller ihm untergeordneten Wissensbereiche.

o Höhlengleichnis (Buch VII):

Das Höhlengleichnis soll den Sinn und die Notwendigkeit des philosophischen Bildungswegs, der als Befreiungsprozess dargestellt wird, illustrieren. Der Weg gleicht dem Aufstieg aus einer unterirdischen Höhle, die für die sinnlich wahrnehmbare Welt der vergänglichen Dinge steht, zum Tageslicht, das heißt zum rein geistigen Bereich des unwandelbaren Seins, zum Reich der Ideen.

Die Menschheit befindet sich in der Höhle der Unwissenheit, in der die Wirklichkeit nur schattenhaft wahrgenommen werden kann. Es ist aber grundsätzlich möglich, die Höhle zu verlassen und zur Erdoberfläche emporzusteigen.

Dort können die Dinge so erfasst werden, wie sie wirklich sind; man kann sogar die Sonne – die Idee des Guten – erblicken. Wenn man dies erreicht hat, kann man mit dem neu erlangten Wissen freiwillig wieder hinabsteigen, um den anderen den Ausweg zu zeigen.

Der Aufstieg aus der Höhle versinnbildlicht die Aneignung philosophischer Bildung.

Wer aus der Höhle an die Erdoberfläche gelangt ist, kann dort bleiben, ein glückliches Leben führen und die Höhlenbewohner ihrem Schicksal überlassen. Wenn er dennoch in die Höhle zurückkehrt, um den anderen zu helfen und als Führer zu dienen, nimmt er große Unannehmlichkeiten in Kauf.

Er muss sich dann mit dem Unverständnis der Masse auseinandersetzen, wobei er sogar lebensgefährlichen Anfeindungen ausgesetzt ist. Eine Gegenleistung hat er von den Höhlenbewohnern nicht zu erwarten, denn sie haben nichts zu bieten, was für ihn einen Wert darstellen könnte. Daher ist die Rückkehr für ihn überhaupt nicht attraktiv. So verhält es sich auch mit einem guten – das heißt philosophisch gebildeten – Staatsmann: Er drängt sich nicht nach einer Führungsaufgabe, denn er weiß, dass sie ihm nichts einbringt. Vielmehr muss er überredet werden, Regierungsverantwortung zu übernehmen und den Bürgern damit einen Gefallen zu tun.

Staatsformen und Charaktertypen (Bücher VIII und IX):

Im achten Buch wendet sich Sokrates den einzelnen Staatsformen zu, um sie im Licht der nunmehr gewonnenen Einsichten zu untersuchen. Es handelt sich um fünf Grundtypen, die als solche zu untersuchen sind; daneben bestehen Mischformen. Das Entwicklungsmodell, das Sokrates nun vorstellt, basiert auf der Vorstellung eines historischen Prozesses, der schrittweise von der besten zur schlechtesten Verfassung führt.

1) Aristokratie (die Weisen grs. ohne Privateigntum)

Der erste Grundtyp, die beste Verfassung, ist die Aristokratie (wörtlich „Herrschaft der Besten“). Damit meint Sokrates nicht im neuzeitlichen Sinne des Wortes eine Herrschaft des Erbadels, sondern – wie der Name besagt – die Staatslenkung durch eine qualifizierte Elite, eine Auslese der fähigsten Bürger. In einem solchen Staat sind ethisch hochstehende, gerechte Menschen an der Regierung. Das Muster dafür ist der bereits beschriebene ständisch gegliederte Idealstaat mit einer Oberschicht ohne!! Privateigentum. Auf der seelischen Ebene entspricht dem die Lenkung durch die Vernunft.

2) Timokratie (Neureichen Besitzgierigen kommen empor)

Wenn im aristokratischen Staat die Regeln, die seine Stabilität gewährleisten, vernachlässigt werden, können Unqualifizierte in Führungspositionen gelangen. Dadurch kommt es zu Zwietracht in der Bürgerschaft. Der schlechtere Teil der Oberschicht drängt zum Besitz von Land, Gold und Silber, der bessere Teil widersetzt sich dem, muss aber einen Kompromiss schließen, um einen Bürgerkrieg zu vermeiden. Gold und Silber bleiben der Oberschicht zwar verboten, aber Land und Häuser, die bisher den Bauern und Gewerbetreibenden gehörten, werden unter den Kriegern aufgeteilt. Der unterste Stand, der weiterhin die Last der Produktion zu tragen hat, wird unterjocht; aus freien Bauern werden Knechte. So wird aus der Aristokratie eine Timokratie, eine „Herrschaft der Angesehenen“, wobei das Ansehen nicht wie bisher von der Leistung, sondern vom Grundbesitz abhängt. Es entstehen Verhältnisse, wie sie in Sparta. Leidenschaftliche Geldgier macht sich geltend.

3) Oligarchie ( „Herrschaft von Wenigen“)

Die nächste Stufe des Prozesses ist die Entstehung einer oligarchischen Verfassung. Die Oligarchie, wörtlich „Herrschaft von Wenigen“, beruht auf dem Grundsatz, dass die Macht an die Finanzkraft gekoppelt ist. Die Anhäufung von Geldvermögen wird nicht nur generell zugelassen, sondern ermutigt, denn der Reichtum wird zum Kriterium für den Einfluss im Staat erhoben. Die Gesellschaft ist nun nicht mehr in Stände mit unterschiedlichen Aufgaben und Qualifikationsanforderungen gegliedert, sondern in Vermögensklassen. Die oberste Vermögensklasse regiert, sozialer Aufstieg hängt vom Besitz ab. Infolgedessen dominiert in der gesamten Gesellschaft ein ungehemmtes Bereicherungsstreben. Arme und Reiche treten einander wie feindliche Parteien gegenüber. Ämter werden nicht mehr nach Qualifikation besetzt, Bettlerwesen und Verbrechertum breiten sich aus, Wucher wird praktiziert. Der habgierige, unsoziale, zur Unehrlichkeit neigende und um sein Vermögen zitternde Geschäftsmann und der zügellose, im Luxus aufgewachsene junge Verschwender sind die markanten Typen, die diese Gesellschaft prägen. Die Oberschicht ist parasitär.

4) Demokratie:

Die nächste Stufe der historischen Entwicklung ist für Sokrates die Demokratie, die Staatsform seiner Heimatstadt Athen. Den Keim zu ihrer Entstehung bilden die sozialen Spannungen im oligarchischen Staat, in dem immer mehr Bürger in die Verschuldung und Armut absinken. Die Armen sind erbittert. Sie erkennen die Schwäche der oligarchischen Herrenschicht, der die Kampfkraft abhandengekommen ist. Davon ermutigt führen sie einen Umsturz herbei.

Nach der neuen demokratischen Verfassung werden die Ämter gewöhnlich durch Losentscheid vergeben, ein Qualifikationsnachweis ist nicht erforderlich. Neben der Redefreiheit genießen die Bürger zahlreiche weitere Freiheiten; niemand muss in den Krieg ziehen oder ein Amt übernehmen, alles geschieht auf freiwilliger Basis. Gesetzliche Vorschriften werden missachtet, verhängte Strafen teils nicht vollstreckt, wodurch die Gesellschaft einen anarchischen Zug erhält.

Übermut, Verschwendungssucht, Schamlosigkeit und Haltlosigkeit kennzeichnen die Lebensweise der tonangebenden Kreise in der demokratischen Gesellschaft.

Der Untergang der Demokratie

Als letztes Stadium geht aus der Demokratie die Tyrannenherrschaft hervor. Das Hauptmerkmal der demokratischen Gesinnung, der unbeschränkte Freiheitswille, wird den Demokraten letztlich zum Verhängnis, da sich die Freiheit zur Anarchie steigert.

Der demokratische Bürger ist nicht gewillt, eine Autorität über sich anzuerkennen. Die Regierenden schmeicheln dem Volk. Niemand ist bereit sich unterzuordnen.

Ausländer sind den Stadtbürgern gleichberechtigt, Kinder gehorchen nicht, sie respektieren weder Eltern noch Lehrer, und sogar Pferde und Esel schreiten frei und stolz einher und erwarten, dass man ihnen aus dem Weg geht.

Dieser Zustand der höchsten Freiheit schlägt schließlich in die härteste Knechtschaft um. Die Vermögensunterschiede stehen im Gegensatz zum demokratischen Gleichheitsdenken. Die Masse der relativ Armen ist sich ihrer Macht im demokratischen Staat bewusst. Gern folgt sie einem Agitator, der eine Umverteilung des Reichtums fordert, die Reichen einer oligarchischen Gesinnung beschuldigt und entschlossene Anhänger um sich schart. Dadurch sehen sich die Besitzenden bedroht, sie beginnen tatsächlich oligarchische Neigungen zu entwickeln und trachten dem Agitator nach dem Leben. Dieser lässt sich nun zu seinem Schutz vom Volk eine Leibwache bewilligen, womit er sich eine Machtbasis verschafft. Die Reichen fliehen oder werden umgebracht. Der Weg zur Alleinherrschaft des Agitators, der nun zum Tyrannen wird, ist frei.

5) Entwicklung der Tyrannis

In der Anfangsphase seiner Herrschaft tritt der neue Tyrann volksfreundlich auf. Er verhält sich milde, erlässt Schulden, verteilt konfisziertes Land und belohnt seine Anhänger.

Nachdem er seine Herrschaft stabilisiert und einige Gegner beseitigt hat, ist sein nächster Schritt, einen Krieg zu beginnen. Damit lenkt er die Aufmerksamkeit auf einen äußeren Feind, demonstriert seine Unentbehrlichkeit als Befehlshaber und verhindert, dass sich eine Opposition gegen ihn formiert. Mögliche Gegner räumt er aus dem Weg, indem er sie an die Front schickt.

Jeder Tüchtige, ob Freund oder Feind, erscheint ihm als Gefahr, die beseitigt werden muss. Da sich in der Bürgerschaft zunehmend Hass auf den Tyrannen ansammelt, verstärkt er seine Leibgarde mit Söldnern und ehemaligen Sklaven, die ihm persönlich ergeben sind. Der Unterhalt dieser Truppe verursacht hohe Kosten. Zu deren Deckung werden zunächst die Tempel geplündert, dann Steuern erhoben. Das Volk ist aus der maßlosen Freiheit in die übelste und bitterste Sklaverei geraten. Bei den Tragödiendichtern findet der Tyrann allerdings Beifall, denn sie bekommen von ihm Honorare und Ehren.

Analyse der Persönlichkeitsstruktur des Tyrannen (Buch IX)

Im neunten Buch der Politeia geht Sokrates zu einer ausführlichen Beschreibung der Persönlichkeit des Tyrannen über.Einleitend weist Sokrates auf die wilden, tierischen Triebe hin, die jedem Menschen angeboren seien. Sie könnten in Träumen, wenn die Hemmung durch die Vernunft wegfalle, unverhüllt hervortreten, etwa indem der Träumende einen Inzest oder Mord begehe. Nach Sokrates’ Darstellung erhalten diese Triebe in manchen jungen Männern, die in einem demokratischen Staat orientierungslos aufwachsen, eine besondere perverse Ausprägung. Das geschieht, wenn Trunksucht, erotische Süchtigkeit und eine Gemütskrankheit, die Melancholie, zusammentreffen.

Diese Konstellation schafft die Disposition zum Tyrannen. Kostspielige Ausschweifungen brauchen die Geldmittel des Jünglings auf, er gerät in Schulden und greift daher nach dem elterlichen Besitz, den er sich durch Diebstahl und Betrug oder sogar gewaltsam aneignet. Vielfache Raubtaten folgen. Ähnlich Gesinnte machen ihn zu ihrem Anführer, wenn er die stärkste Tyrannenpersönlichkeit unter ihnen ist. Freundschaft mit seinen Gefährten und Treue zu ihnen kennt er aber nicht, da er niemandes Freund sein kann, sondern nur entweder Herr oder Knecht. Schließlich ergreift er die Macht und versklavt seine Heimatstadt.

Glücklich kann der Tyrann dabei nicht sein, denn das Unglück, das er über seine Mitbürger bringt, spiegelt sich in seiner eigenen Seele. Diese ist ebenso beschaffen wie der von ihm regierte Staat: Der beste Teil in ihr ist geknechtet und der übelste und verrückteste herrscht. Der Tyrann ist der unglücklichste Mensch. Er sitzt faktisch in einem Gefängnis, da er von lauter Gefahren umgeben ist und sich auf niemand wirklich verlassen kann. Sicherheitsbedenken schränken seine Bewegungsfreiheit ein, an eine Auslandsreise kann er nicht denken. Bei ihm ist die natürliche Rangordnung der Lüste in ihr Gegenteil verkehrt: Die wahre Lust, die nur Weisheit dem Menschen verschaffen kann, ist ihm völlig unbekannt und unerreichbar, und die niedrigsten Lüste, die gänzlich illusorisch sind, beherrschen sein Leben.

Den Gegenpol dazu bildet der Philosoph, der alle Lüste aus Erfahrung kennt und beurteilen kann und die beste gewählt hat. Er ist der glücklichste Mensch. Wenn er sich politisch betätigt, orientiert er sich am Ideal des besten Staates.

Platonoische Ideenlehre:

die Platon in seinem “Politeia” dem Sokrates unterschiebt.

Ihr zufolge haben alle einzelnen, vergänglichen materiellen Sinnesobjekte – als Beispiele nennt Sokrates Stühle und Tische – immaterielle Urbilder, das heißt vollkommene, unveränderliche geistige Muster, nach denen sie gestaltet sind. Jede Art von Objekten hat ein eigenes Urbild, die ihr zugeordnete „platonische Idee“. So ist das Urbild aller Tische die Idee des Tisches; an ihr orientiert sich der Schreiner, wenn er einen Tisch anfertigt.

Die Unsterblichkeit der Seele (Buch X):

Zum Schluss kommt Sokrates auf die Unsterblichkeit der Seele zu sprechen. Sie bildet aus seiner Sicht den Hintergrund der Bemühungen um Tugend und Tüchtigkeit, stellt sie in einen größeren Zusammenhang und verleiht ihnen einen tieferen Sinn, den es sonst wegen der Kürze des Lebens nicht gäbe.

Einen Hinweis auf die Unsterblichkeit bietet das Verhältnis der Seele zu den Übeln, von denen sie betroffen ist. Das Merkmal der vergänglichen Dinge ist, dass die Übel, die sie befallen, sie nicht nur schädigen, sondern auch zerstören können. So zerstört eine Krankheit den Leib, der Mehltau das Getreide, die Fäulnis das Holz, der Rost das Eisen. Diesen Übeln entsprechen bei der Seele Ungerechtigkeit, Zuchtlosigkeit, Feigheit und Unwissenheit.

Der Mythos vom Schicksal im Jenseits und im Diesseits:

Die Ausführungen über die Unsterblichkeit rundet Sokrates mit einem Jenseitsmythos ab. Dieser drückt auf anschauliche Weise aus, dass die Gerechten im Jenseits belohnt und die Ungerechten zur Verantwortung gezogen werden. Zwar bedarf die Gerechtigkeit keiner Belohnung, da sie selbst der Lohn der Gerechten ist, doch erhalten die Seelen der Guten von den Göttern die Wertschätzung, die ihnen gebührt.

Der Mythos handelt von der Jenseitserfahrung eines Kriegers, des Pamphyliers im Kampf gefallen . Seine Leiche wurde zur Feuerbestattung vorbereitet, doch als sie schon auf dem Scheiterhaufen lag, kehrte die Seele in den Leib zurück und Er wurde wieder lebendig.

Nun erzählte er, was seine Seele im Jenseits erlebt hatte. Zusammen mit anderen Verstorbenen war sie vor ein Totengericht gekommen, das die Gerechten von den Ungerechten trennte. Im Unterschied zu den anderen empfing sie dort aber kein Urteil, sondern erhielt die Anweisung, zu beobachten und dann zurückzukehren und den Lebenden Bericht zu erstatten. Er werden die Seelen der Gerechten in den Himmel geschickt, die der Ungerechten in ein unterirdisches Totenreich, wo es ihnen übel ergeht.

Die zurückkehrenden Seelen müssen im Rahmen der Seelenwanderung wieder in irdische Leiber eintreten (Wiedergeburtsglaube)

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