USA: Vom "Manufactoring Belt" zum "Rust Belt"

Nicht erst die Globalisierung hat die Regionen der amerikanischen Schwerindustrie zerstört und sie vom einstigen "Industriegürtel" zu einem "Rost-Gürtel" verändert. Die Verwandlung vom Manufacturing Belt in den Rust Belt hat bereits in den siebziger Jahren eingesetzt, und schon seit vierzig Jahren sei Detroit die Stadt der "shit jobs" und des "miserable life": Leerstände, Verwüstung der Bausubstanz, Brände in Stadtquartieren, Abriss auf großen Flächen prägten das Bild der Stadt.

Der gesamte 'Rust Belt', bezogen auf die Städte Cleveland, Detroit, Buffalo und Pittsburgh hatte zwischen 1970 und 2006 über 45% seiner Bevölkerung verloren. In Cleveland und Detroit büßten die privaten Haushalte um die 30% ihrer Einkommen ein. Vor dem Hintergrund dieses jahrzehntelangen Abstiegs war es eher erstaunlich, dass der 'Rust Belt' als Hochburg der Demokraten, als blaue Barriere, so lange durchhalten konnte." Ruinen der Autoindustrie von Detroit bis Pittsburgh.

Als der Schriftsteller John Steinbeck sich 1960 auf einer langen Reise durch die Staaten den Wunsch erfüllte, eine ganz persönliche „Suche nach Amerika“ zu unternehmen, führten ihn die ersten Etappen an der Atlantikküste entlang nach Neu-England und Maine, dann Sankt-Lorenz-Strom und die Großen Seen entlang in den Mittleren Westen. Unterwegs in einem komfortablen „Mobile home“ ("Rosinante" nach Don Quiquotes Pferd genannt) ganz auf sich gestellt, nur von seinem Hund Charley begleitet, ließ er sich auf den damals neu aufkommenden Lebensstil vieler Amerikaner ein, die begannen, die Ungewissheit der Arbeitsverhältnisse mit Mobilität zu beantworten. Jede vierte neue Wohneinheit im ganzen Land war ein ,Mobile home‘ gewesen. „Wenn ein Werk oder eine Fabrik schließt, sitzt man nicht mit einem unverkäuflichen Eigentum da. Angenommen, ein Familienvater hat einen Job und baut sich ein Haus, und dann wird er entlassen. Das Haus verliert rasch an Wert.“

Doch Steinbecks unmittelbare Eindrücke auf den Straßen, in Städten wie Youngstown (Ohio), in der Nähe des Stahlzentrums Pittsburgh (Pennsylvania), in Cleveland und Toledo (Ohio) – an die südlich die Kohlereviere der Appalachen angrenzten („Trump digs coal“, Trump setzt auf die Kohle) – in Detroit (Michigan), in Pontiac (Michigan), South Bend und Gary (Indiana), dann in Chicago (Illinois) waren eher überwältigend.

Raubbau an menschlichen Ressourcen

Und doch war die Struktur der Energie- und Stahllandschaft des damaligen „Manufacturing Belt“, dieses bis in die Mitte der 1970er Jahre vermeintlich so starke industrielle Kraftzentrum Amerikas, in seiner DNA bereits auf späteren Verfall programmiert.

Zwar wurden die Kräfte der Globalisierung während der jüngsten Präsidentschaftswahlen in Amerika als Verursacher der Misere von Land und Leuten ausgegeben. Aber der Abstieg der klassischen Industrieregionen und der Arbeiter begann fünfzig Jahre zuvor.

„Anders als in Detroit oder Youngstown wurde der herrenlose industrielle Kern von L.A. nicht einfach aufgegeben. Fast genauso schnell, wie die großen Konzerne ihre Werke in L.A. schlossen, waren lokale Kapitalisten zur Stelle, um die billige Pacht, die Steueranreize und die reichlich vorhandenen mexikanischen Arbeitsimmigranten im Südosten für sich zu nutzen. Im toten Gehäuse der Schwerindustrie entstand eine neue "Sweatshop-Ökonomie.(Erzeugung von Billigsttextilien unter miserabelsten Arbeitsbedingungen). Polizeiliche Willkür, schwarze Militanz, ökonomische Ungleichheit

Detroit erlebte die „Major Riots“ von 1967, tagelange, gewaltsame Unruhen, die sich an den aufgestauten politischen, ökonomischen und sozialen Spannungen entluden. Polizeiliche Willkür, schwarze Militanz, ökonomische Ungleichheit und rapide Ghettobildung in den Nachbarschaften der Stadt wurden als Ursachen genannt.

Detroit, in den 1950er Jahren mit 1,85 Mio. Einwohnern ihre größte Bevölkerungszahl erreicht hatte, erlitt so massive Abwanderungsverluste, dass die Zahl bis 2000 unter eine Million sank und sich bis 2015 weiter auf 675 000 reduzierte (auf 1/3!), nachdem Detroit 2013 Insolvenz hatte anmelden müssen.

John Steinbeck konnte 1960 noch die gute alte Zeit erleben nach der Durchquerung des Manufacturing Belt. 1995 sang Bruce Springsteen in Youngstown („Well daddy worked the furnaces – Kept ‚em hotter than hell“): Nun, mein Vater arbeitete an den Öfen, hielt sie heißer als die Hölle. „The story’s always the same – Seven hundred tons of metal a day – Now sir you tell me the world’s changed – Once I made you rich enough – Rich enough to forget my name.“ Die Geschichte ist immer dieselbe. 700 Tonnen Eisen am Tag. Sie sagen, Sir, dass sich die Welt verändert hat. Damals machte ich Sie reich genug, um meinen Namen zu vergessen.

Bruce Springsteen: Youngstown

"The loss of the American Dreams" - Trump, obwohl Multimillionär, liefert die Projektionsfläche für die "Rust Belt"- vergessenen Arbeiter der abgewirtschaftete Industrieregion der USA und die Unterschicht. 2016 gewann Donald Trump in Pennsylvania mit einem Vorsprung von gerade 75 000 Stimmen, in Michigan hauchdünn mit 11 500, in Wisconsin mit 73 000 Stimmen. Illinois (mit der demokratischen Bastion Chicago) ging mit einem Vorsprung von 855 000 Stimmen an Hillary Clinton, Ohio mit 460.000 und Indiana mit 523 000 wieder an Donald Trump.

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/the-loss-of-the-american-dream-rust-belt-tv-duell-trump-und-clinton-souveraener-25915

Ein schönes Lied/Bruce Springsteen: "Save the last dance for me"

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