Was läuft im Gegensatz zur USA falsch in der Eurozone?

Anders als die Europäische Union haben die USA die Finanzkrise 2008 durch entschlossene Reformen und einen nach vorn gewendeten Blick schnell überwunden. Möglich wurde dies, weil sich das Land als Einheit begreift und auch so handelt - ganz im Gegensatz zur EU.

USA:

Die USA war das Epizentrum der Finanzkrise 2008 . Sie hatte sich zu sehr der Wallstreet und dem Casinokapitalismus ausgeliefert. Heute schreiben wir Jahr 2016, die US-Wirtschaft ist robust, die FED schraubt daher die Zinsen wieder nach oben. Die USA brachte ihre Schuldenberge (Private und Unternehmen) wieder in den Griff durch hartes Ausmisten im Bankensektor und der US-Enterpreneurgeist schafft viel mehr Innovationsfähigkeit. Die Bankenaufsicht hat Druck gemacht und mit faulen Krediten wurde radikal aufgeräumt. Mit „Quantitative Easing“ (Geldmengenvermehrung) gelang es, die Konjunktur wiederum zu stabilisieren bzw. anzukurbeln.

Inzwischen hat Amerikas Wirtschaft wieder Fahrt aufgenommen. Die Banken haben Spielräume zur Finanzierung von Investitionen und Konsumausgaben. Die Binnenwirtschaft wächst ordentlich. Millionen neue Jobs sind entstanden. Das schlägt sich in der Preisentwicklung nieder. Die Inflation zieht an, zuletzt stiegen die Konsumentenpreise (ohne Öl und Nahrungsmittel) um 2,2 Prozent und will die Fed will die Zinsen weiter anheben.

Die USA führen der Welt wieder einmal vor, wie innovativ sie sind. Wie schon bei früheren Basisinnovationen - elektrischer Strom, Auto, Computer -, so übernimmt auch heute wieder Amerika die Führung. Von den USA aus nimmt die digitale Revolution ihren Lauf. Google, Apple, Amazon, Facebook schieben die nächste technologische Welle an und dominieren die neuen Märkte. Weltkonzerne, die noch vor nicht allzu langer Zeit Start-ups waren. Die USA agiert im Ggs. zu Europa als Einheit trotz der 50 Bundesstaaten.

EUROZONE:

Europa wurde 2008 auch schlimm genug, aber nicht ganz im Ausmaß der USA von der Finanzkrise getroffen. Relativ gesehen ging es uns noch besser. Heute schreiben wir 2016 und die Eurozone ist wirtschaftlich instabil, der Aufschwung stockt. Draghis EZB-Politik scheint nicht mehr zu greifen und die Nullzinspolitik wird neue Finanzblasen zur Folge haben. In der Eurozone hat es die Bankenaufsicht verabsäumt, streng genug aufzuräumen. Die faulen Kredite der Banken wurden nicht ausreichend abgeschrieben. Probleme auch mit Griechenland wurden auf die lange Bank geschoben und nicht radikal gelöst. Die EZB betrieb anfangs ein zu zögerliches „Quantitative Easing“ , jetzt hat Draghi auf die Tube gedrückt, aber es scheint nicht mehr zu greifen.

Der Finanzsektor ist angespannt geblieben, in Italien können Unternehmer die Kredite nicht mehr ausreichend bedienen. Basel III erschwert die Finanzierung von Investitionen. Die Arbeitslosigkeit ist auch in Österreich am Höchststand mit rd. 500.000, in Deutschland ist die Situation im Vergleich zu Österreich inzwischen wesentlich besser mit rd. 2.650.000 Arbeitslosen, aliquotiert auf die EW-Zahl Österreichs wären das nur ca. 265.000, davon sind wir inzwischen weit entfernt.

Viele Millionen Menschen finden keinen Weg zurück in den Jobmarkt. Die Inflationsrate liegt deutlich unter 0,5% . Alles deutet auf deflationäre Tendenzen in Europa hin, schlimm für den Arbeitsmarkt.

Deutschland hat zwar ein starkes Industriemodell, aber die Chinanachfrage beginnt massiv zu lahmen. Auch die Russland-Sanktionen spielen eine Rolle. Die Digitalökonomie mit dem ausgerufenen „Industrie 4.0“ – Zukunftsprojekt kommt auch nicht so richtig in Fahrt. Alles wird dzt. von der Flüchtlingskrise überlagert.

Während das Silicon Valley Talente, Wissen und Kapital aus der ganzen Welt anlockt, gibt es in Europa nichts Vergleichbares.

Ein weiteres Problem, im Ggs. zur USA agiert Europa nicht als Einheit. Ganz im Gegenteil, die Zentrifugalkräfte (BREXIT, Nationalismen, Probleme mit Oststaaten, etc..) werden immer stärker angeheizt durch Merkels Flüchtlingspolitik. Schengen ist obsolet.

Die Eurozone konnte ihre Banken nicht entschlossen aufräumen, weil es keine Bankenunion gab. Erst seit Kurzem hat die EZB eine gemeinsame Bankenaufsicht. Die Mechanismen zur Abwicklung von Instituten bleiben unvollständig. Es gibt keine gemeinsame Steuerpolitik, keine gemeinsame Haushalts-und Wirtschaftpolitik. Daher ist auch eine entschlossene Konjunkturpolitik nicht möglich im Ggs. zu Amerika. Es fehlen wichtige Elemente gemeinsamer Staatlichkeit im Ggs. zur USA. Obwohl zweitgrößter Wirtschaftraum der Welt bleibt die Eurozone in ihren Problemen gefangen. Der Befreiungsschlag gelingt nicht.

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FerdinandK

FerdinandK bewertete diesen Eintrag 13.03.2016 22:15:06

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