Die Verharmlosung der radioaktiven Abfallmengen gehört zu den etablierten Tricks der Atomlobby. Gerne wird dabei ein scheinbar beruhigendes Rechenspiel betrieben: Berücksichtigt wird ausschließlich der hochradioaktive Teil, also die Brennelemente. Alles andere, was ebenfalls strahlt und über Jahrhunderte sicher verwahrt werden muss, fällt unter den Tisch. Ob schwach- oder mittelradioaktive Abfälle aus dem Betrieb der Reaktoren, aus der Medizin oder Industrie – sie werden schlicht ausgeblendet, um die Bilanzen künstlich zu schrumpfen. So entsteht in der Öffentlichkeit das Bild eines „überschaubaren“ Problems, obwohl die Realität eine ganz andere ist.

Schon während des laufenden Betriebs eines Atomkraftwerks sammelt sich ein erhebliches Volumen an strahlendem Material an, das keineswegs harmlos ist. Dazu kommt der gigantische Müllberg, der beim Rückbau entsteht: von Rohrleitungen über Druckbehälter bis hin zu Wärmetauschern – alles kontaminiert, alles entsorgungspflichtig. Wer Atomkraft befürwortet, verweist gerne auf Länder wie Frankreich. Doch dort zeigt sich, was wirklich anfällt: In hundert Jahren entspricht die Müllmenge pro Kopf etwa 60 bis 90 Litern. Ein Teil davon ist hochradioaktiv, ein großer Teil jedoch „nur“ schwach bis mittelaktiv – aber auch dieser verlangt eine sichere Lagerung über Jahrhunderte.
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Insgesamt rechnet die zuständige französische Behörde Andra für den Zeitraum von 1950 bis 2050 mit einem Abfallvolumen von 4,2 bis 5,2 Millionen Kubikmetern. Allein der Rückbau der 56 Reaktoren schlägt mit rund 2 bis 2,5 Millionen Kubikmetern zu Buche. Die Abfälle verteilen sich auf verschiedene Kategorien: winzige Milliliter hochradioaktiver Abfälle pro Einwohner, knapp ein Liter langlebiger Mittelabfälle, mehrere Dutzend Liter schwach- und kurzlebiger Stoffe. Hinzu kommen große Mengen sehr schwachaktiven Materials, die zwar teilweise recycelt werden können, aber dennoch sicher verwahrt werden müssen. Nur ein kleiner Teil – etwa drei bis vier Prozent – ist für ein tiefes Endlager wie das geplante „Cigéo“ vorgesehen. Der überwiegende Rest landet in oberirdischen oder oberflächennahen Lagern, wo Überwachung und Nachsorge über Generationen notwendig bleiben.
Besonders brisant: In diesen offiziellen Statistiken fehlen die Abfälle, die beim Uranabbau und der Brennstabaufbereitung entstehen – hochgiftiges, zum Teil extrem strahlendes Material, das irgendwo zwischen Wüste und Halde „verschwindet“.
Manipulativ ist daher nicht nur die geschönte Berechnung, sondern das gesamte Framing. Wer nur den kleinsten, hochradioaktiven Teil herausgreift und den Rest verschweigt, schafft ein Bild, in dem Atommüll fast harmlos erscheint. Tatsächlich ist es ein gigantisches, Generationen überdauerndes Problem – und genau das soll durch solch geschickte Zahlenkosmetik verschleiert werden.