Was New Yorks Bahnhofspolizei in den letzten Wochen abgezogen hat, ist eine Mischung aus Orwellscher Überwachung und mittelalterlicher Hexenjagd. Mit Dating-Apps wie „Sniffies“ lockten verdeckte Ermittler schwule und bisexuelle Männer in Toilettenfallen, um sie anschließend wie Schwerverbrecher abzuführen. Über zweihundert Festnahmen, begleitet von homophoben Beschimpfungen und Schikanen – während der Pride-Saison wohlgemerkt. Wer kein „Tatangebot“ machte, war trotzdem nicht sicher: Schon das bloße Tragen eines Pride-Armbands reichte, um in den Polizeiknast zu wandern.

Das Ganze hat nichts mehr mit Rechtsschutz zu tun, sondern ist reine Machtdemonstration. Bürgerrechte? Ausgesetzt. Menschenwürde? Mit Füßen getreten. Die Beamten verspotteten die Eingesperrten, verweigerten Wasser, nannten sie „perverse Schwuchteln“. In mehreren Fällen wurden Betroffene in die Mühlen der Einwanderungsbehörde ICE geworfen – ohne Zuständigkeit, ohne Verfahren, dafür mit monatelanger Haft.

Und wer jetzt meint: „Trifft ja nur diese Minderheit, betrifft mich nicht“, der sollte sich nicht zu früh in Sicherheit wiegen. Heute sind es Homosexuelle. Morgen sind es Migranten. Dann die Arbeitslosen, die Alten, die Kranken, die Widerspenstigen – bis schließlich jeder drankommt, der nicht in das rigide Weltbild passt. Die Geschichte ist voll von solchen Mechanismen: erst der Fokus auf die „Anderen“, dann das systematische Ausweiten der Verfolgung.

Auch Alice Weidel täte gut daran, sich diese Dynamik vor Augen zu führen. Ihr eigener Lebensstil wäre in den Augen autoritärer Moralwächter längst Grund genug, sie ins Visier zu nehmen – denn wer glaubt, als Teil der lauten Mehrheit Immunität genießen zu können, wird schneller vom eigenen Apparat verschlungen, als ihm lieb ist.

Das Fazit ist bitter, aber unausweichlich: Diese Polizeipraxis ist kein Ausrutscher, sie ist ein Symptom. Wo Bürgerrechte relativiert, Minderheiten gegängelt und staatliche Exekutive zum Instrument der Einschüchterung verkommt, bleibt am Ende niemand mehr verschont. Wer heute die Augen verschließt, darf sich morgen nicht wundern, wenn er selbst an der Reihe ist – dann aber zu spät, um noch aufzuschreien.

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