Was unsere Psyche mit den Zähnen zu tun hat

„Wer nur am Körper arbeitet, verfehlt die Hälfte der Wirklichkeit.“ – Viktor von Weizsäcker

Ein Fußballer von Bayern-München hatte Knieprobleme und fiel aus. Dr. Müller Wohlfahrt untersuchte den Profisportler und erkannte: Die Zähne waren schuld. Die Zähne wurden saniert, die Knieprobleme verschwanden und Bayern München konnte das nächste Spiel wieder gewinnen.

Man kann es kaum glauben. Es ist aber tatsächlich so, dass viele Leiden, darunter auch psychische, mit unseren Kauwerkzeugen zusammenhängen.

Wenn man sich einmal darüber Gedanken macht, dann scheint es logisch. Schließlich ist jedes Lebewesen mit krankem oder kaputtem Kauwerkzeug in seiner Lebensführung stark beeinträchtigt. Alles, was den Mund betrifft, ob es sich um Kauen, Küssen, Sprechen, Schmecken oder Beißen handelt, hängt direkt mit unserer Gefühlslage, man spricht von der affektiven Stimmung, zusammen. Außerdem ist der Mund die direkte Verbindung zum Darm. Und der Darm wiederum ist unser enterisches Nervensystem, unser zweites Gehirn. Auch scheint es eine direkte Verbindung zwischen Zähnen und Gelenken zu geben. Wenn ein Gelenk erkrankt ist, muss immer zuerst an die Zähne gedacht werden.

Dass diese Erkenntnis nichts Neues ist, und dass genügend Informationen darüber im Netz gefunden werden können, zeigt beispielsweise ein Artikel der Seite Medizinauskunft.de mit dem Titel „Zähne und Seele hängen viel enger zusammen als man meint.“

Auf der Seite wird unter anderem erklärt, dass Stress immer mit Verspannungen einhergeht. Zu den Verspannungen werden auch Kopf-, Zahn- und Kieferschmerzen gezählt.

Ein weiterer Artikel zu diesem Thema in Gesündernet.de: „Zähne unter Stress – Auch die Psyche beachten“. Auf dieser Seite wird davon ausgegangen, dass Stress sogar die Ursache von Entzündungen des Zahnfleisches sein kann.

Deshalb ist es erst recht fraglich, warum Allgemeinmediziner und Fachärzte so wenig darüber wissen. Die Zahnmedizin ist eine überwiegend technisch orientierte Medizin. Sie reduziert Symptome auf den Zahn, das Kiefer oder das Zahnfleisch und vergisst den Menschen dahinter. Ein wurzelbehandelter Zahn beispielsweise kann deshalb sehr wohl als "wie ein totes Kind, das im Mutterleib bleibt", angesehen werden. Das ist zwar eine makabre Allegorie, aber sie kommt der Realität schon ziemlich nahe.

Die ausgeprägten Nervenbahnen des Mundbereichs leiten Reize schneller ins Gehirn als die Nerven anderer Bereiche. Ein Störfaktor im Mundbereich nimmt eine Wichtigkeit von vier Fünftel ein. Die gesamte Mundregion von der Kaumuskulatur bis zum Schlund besteht aus einem dichten Nervennetz. Jede Beeinträchtigung in diesem Bereich äußern sich intensiver als andere.

Viele Systeme im Körper sind eng mit den Zähnen gekoppelt. Wenn ein Zahn behandelt wird, hat das auch immer eine direkte Auswirkung auf andere Organe. Siehe dazu die „Zähne und Organe Karte“ auf der Seite John-Chanteaux.de.

Dentale Parafunktionen: Knirschen, Zähnepressen, Zungepressen

„Wenn sich die Stellung eines Zahnes verändert, dann heißt das, dass etwas im Körper nicht stimmt. Zahnstellungen können sich jederzeit ändern, auch im Alter.“ Dr. med. Gabor Roza

Ist es möglich, dass Sie an Bruxismus leiden?

Und dass sich daraus eine Vielzahl an Folgesymptomatiken ableiten? Beantworten Sie ehrlich diese beiden Fragen:

Sind Sie in letzter Zeit verbissen an eine Sache herangegangen?

Mussten Sie sich in Ihrer Vergangenheit durchbeißen und haben zur Zeit wieder eine solche Phase?

Wenn Sie auch nur eine der beiden Fragen mit „Ja“ beantworten können, dann sollten Sie unbedingt weiterlesen.

Von dentalen Parafunktionen betroffene Personen haben oft lange Zeit keine Beschwerden. Oder sie haben Beschwerden, die ständig wechseln und plötzlich ohne Behandlung wieder verschwinden. Dentale Parafunktionen haben sehr oft einen psychologischen Hintergrund. Es ist eine Art Psychohygiene, ein Ventil für innere Anspannung. So lange dieser Hintergrund nicht bearbeitet wird, bleiben die Parafunktionen. Und noch schlimmer: Es kommen Folgeerscheinungen dazu. Parafunktionen müssen deshalb immer ganzheitlich betrachtet und interdisziplinär behandelt werden.

Experten kommen zu dem Schluss, dass das Knirschen und/oder Pressen über die Front- und Eckzähne ohne Zahn- bzw. Kieferfehlstellungen mit Angst in Verbindung steht. Diese Angst kann dem Patienten völlig unbewusst sein. Nach genauerem Hinsehen und Arbeit mit einem Psychotherapeuten stellt sich dann oft der Verdacht als richtig heraus.

Das Orofasziale Schmerz-Dysfunktions-Syndrom

„Von 100 Patienten mit der Symptomatik Ohrenschmerzen haben tatsächlich nur 2 Patienten eine Ohrenentzündung, alle anderen leiden unter Kiefer- und Kiefergelenkbeschwerden.“

Aussage eines Münchner Professors für Hals- Nasen- Ohrenheilkunde

Das orofasziale Schmerz-Dysfunktions-Syndrom hat diverse andere Bezeichnungen / Synonyme:

- Costen Syndrom

- Kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD)

- Myopathie (Myoarthropathie, Arthropathie)

Die Beschwerden beim orofaszialen Schmerz-Dysfunktions-Syndrom sind vielfältig und hängen immer mit dem Gesicht und der Gesichtsmuskulatur zusammen. Betroffen können alle Geichtsbereiche sein:

- Mund

- Zähne

- Kiefergelenke (Knacken, Schmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit)

- Schläfenmuskulatur

Bisweilen berichten Patienten von Schmerzen, die hinter den Augen / dem Auge liegen.

Die Muskelverspannungen im Gesicht strahlen in viele andere Körperregionen aus:

- Kloß im Hals (ist eigentlich eine Muskelverspannung)

- Beschwerden in der Nacken- und Schulterregion bis in die Wirbelsäule

- Schwindel (z.B. bei Nahrungsaufnahme oder durch Kopf- oder Rumpfbeugung)

- Gleichgewichtsstörungen

- Benommenheit

- Bruxismus (Zähneknirschen und –pressen)

- Muskelspasmen

- Ohrenschmerzen

- Tinnitus

Durch die CMD entstehen auch psychische Erkrankungen:

- Angstgefühle

- Depression

- Depressive Verstimmung

Manchmal verläuft eine CMD auch entzündlich. Der HNO-Arzt stellt in solchen Fällen oft die Diagnose Rachen- und/oder Tubenkatarrh und verschreiben Cortisonpräparate. Siehe dazu auch den Artikel: „Depression: Entzündung als Auslöser.“

Patienten klagen über Schmerzen im (mehr oder weniger) gesamten Kopfbereich, die ständig „wellen-“ oder „zickzackförmig“ präsent sind. Auch nachts. Da es sich bei dem orofaszialen Schmerz-Dysfunktions-Syndrom um eine relativ unbekannte Erkrankung handelt, fällt die Diagnosestellung schwer. Es werden dann Ausweich-Diagnosen wie Cluster-Kopfschmerz o.ä. gestellt. Oft landen Patienten beim Psychiater, der die CMD auch nicht erkennt. Nach einer langen Ärzte-Odyssee bekommt man mit viel Glück vielleicht einen CMD-Verdacht.

Um die Diagnose Orofasziales Schmerz-Dysfunktions-Syndrom stellen zu können, müssen vom Arzt folgende Bereiche untersucht werden:

- Mittelohr

- Kiefer

- Nasennebenhöhlen

- Gesichtsnerven

Da CMD ein vielfältiges Symptombild aufweist, muss sie interdisziplinär von verschiedenen Ärzten untersucht werden. Bis eine CMD diagnostiziert wird, dauert es also oft sehr lange.

Deshalb ist es wichtig, dass Sie selbst als Betroffene(r) dem Arzt ihren eigenen Verdacht mitteilen.

Die Entwicklung einer CMD

Sehr oft berichten die Betroffenen davon, dass die Beschwerden in leichter Form nach kieferorthopädischen oder zahnärztlichen Versorgungen aufgetreten sind. Oft vergehen sie wieder und man denkt nicht mehr darüber nach. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Leben des Betroffenen seelischen Belastungen oder besonderem Stress ausgesetzt ist. Stress wird von vielen Menschen im Schlaf verarbeitet. Und zwar durch Zähneknirschen und Zähnepressen. Man spricht von Bruxismus. Gerade Menschen mit Okklusionsstörungen (Probleme mit dem Verschluss) sind bei Stressperioden besonders belastet. Es kann sein, dass man als Betroffener niemals Probleme hat. Dann plötzlich, in einem stressreichen Lebensabschnitt, fängt man an, in der Nacht Zähne zu knirschen oder zu pressen. Dann erst werden die Beschwerden nach und nach sichtbar. Auslöser der CMD ist Stress.

Das bringt der Betroffene sowie auch die Ärzte nicht mit seinen Zähnen, sondern mit seiner Psyche in Kontext!

Okklusionsstörungen

Wenn die Verzahnung beim Zubiss nicht passt, dann kann es zu einer Fehlstellung des Kiefergelenks kommen. Das wiederum führt zu Problemen mit den Muskeln, eine Muskelverspannung, welcher zu Tinnitus, Gleichgewichtsstörungen, Migräne oder Beschwerden im ganzen Bewegungsbereich (Rücken) führt. Diese ganzen Beschwerden macht einzig die Bisslage!

Die richtige Biss-Stellung muss von erfahrenen Ärzten und einer Aufbiss-Schiene wiedergefunden werden. Mit der Schiene kann die Position der Kiefergelenke fixiert werden. Nach einem bis drei Monaten merkt der Patient die erste Entspannung der Muskeln. Die Schmerzen verschwinden nach und nach. Er kann wieder besser schlafen, Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich sowie Kopfschmerzen, Tinnitus, Angst- oder Panikzustände und Depression verschwinden.

Wie kann CMD behandelt werden?

Die Behandlung einer CMD ist langwierig, aber sie ist erfolgsversprechend. Wenn man die für sich individuell passende Therapie findet und diese eine längere Zeit regelmäßig in Anspruch nimmt.

Folgende Therapien kommen bei Dentaler Parafunktion und CMD infrage:

Akupunktur

Kinesiologie

Arthroplastik

Arthroskopie

Aufbiss-Schienen (DROS Deutschland, DROS Österreich)

Autogenes Training

Bewältigungstherapie

Biofeedback

Chirotherapie / Manualtherapie / Osteopathie

Elektroakupunktur

Massagen des Schulter- und Kopfbereiches

Meditation

Physiotherapie

Psychotherapie

Rotlicht / Wärmebehandlung

Schmerztherapie

Schuheinlagen

Stabilisierender Schaumstoffkragen

TENS

Progressive Muskelrelaxans nach Jacobsen

Mundakupunktur

Hier finden Sie medikamentöse Therapien bei CMD.

Hier finden Sie Ärzte, die bei CMD weiterhelfen.

Burning-Mouth-Syndrome / Glossodynie / orale Dysästhesie / Glossopyresis

Zungen- und Mundbrennen ist ein Symptom, das oft bei Frauen in der Menopause auftritt. Betroffene beschreiben ein

- Kribbeln

- Brennen oder

- Jucken

der Zunge. Im weiteren Verlauf kann es zu

- stechendem Schmerz

- Geschmacksveränderungen und

- Mundtrockenheit oder erhöhter Speichelfluss

kommen.

Folgende Therapien kommen bei Burning Mouth Syndrome infrage:

- Psychotherapie

- Pflanzliche Drogen wie Kamille, Myrrhe, Salbei

- begleitende Medikamente

- Abklärung einer eventuellen Allergie auf Zahnersatz

Weiterführende Links:

Seite von Sabine Tittes aus Ingolstadt, die an CMD erkrankt ist: http://www.sa-bi-ne.de/17.html

CMD-Forum: http://cmd-userforum.forumprofi.de/index.php

Patienten helfen Patienten / Thema Schwindel: http://www.patient-zu-patient.de/phpBB3/viewforum.php?f=43

Erfahrungsberichte von drei CMD-Betroffenen im Berliner Kurier: http://www.berliner-kurier.de/drei-cmd-patienten-berichten–wie-ihnen-geholfen-wurde-endlich-entspannt-und-voellig-schmerzfrei-17609368

Interview mit einer Physiotherapeutin, einem Naturmediziner und einem Zahnarzt zum Thema: „Giftfreie Zahnheilkunde: Schulterschmerzen, Herzrasen, Gedächtnisstörungen: Fälle für den Zahnarzt?“ https://www.youtube.com/watch?v=MnUVL5V_dpw&t=362s

Zähne und seelische Störung: http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/zaehne.html

Zehn Beschwerden, die mit Ihren Zähnen zusammenhängen können: https://www.gzfa.de/aktuelles-wissen/news/detail/article/zehn-beschwerden-die-mit-ihren-zaehnen-zusammenhaengen-koennen/

Shutterstock/Urheberrecht: Sangchai Olanrittinunt

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