Was ist Verantwortung und was ist schuld? Wenn ich hier von Schuld spreche, so meine ich nicht eine finanzielle Schuld. Tatsache ist, dass wir alle sehr schnell mit irgendeiner Schuldzuweisung sind ohne uns dabei bewusst zu sein, dass egal was immer uns widerfährt, letztlich dies unsere eigene Verantwortung ist. Warum? Gemäß dem Prinzip von Ursache und Wirkung welches unserem Leben inhärent ist, kann es keine äußere Wirkung ohne vorherige innerer Ursache geben.

Durch die theistischen Prägungen, welche wir seit vielen tausend Jahren in uns tragen, sehen wir immer alles was uns an negativem widerfährt als etwas, das von außen kommt an. Dadurch ist es uns aber nicht mehr möglich uns selber zu betrachten, zu reflektieren. Auch ist ein solcher Gedanke, eine solche Philosophie nicht darin verankert. Es waren immer die bösen Nachbarn, oder der dumme Hund, der uns biss, oder was auch immer. Jedenfalls es war immer der Andere schuld, außer es war offensichtlich, dass die problematische Situation unser eigenes Verschulden war. Andererseits sind wir ganz schnell mit der eigenen Beweihräucherung, wenn wir uns etwas Gutes leisten können, oder geschaffen haben. Da heißt es dann sofort, „Seht her wie toll ich bin!“ und wir klopfen uns selber auf die Schulter.

Doch gemäß dem obigen Prinzip von Ursache und Wirkung ist ausnahmslos alles was uns widerfährt unsere eigene Verantwortung. Wir haben all die Situationen selber geschaffen. Dies ist eine sehr schwer zu akzeptierende Tatsache, da sie nicht unserem Denken entspricht und aus einem völlig anderen Teil dieser Welt entspringt. Ein solches Denken impliziert aber auch, sich mit sich selber intensiv auseinander zu setzen und ein erkennen wollen, dass das Leben nicht wie uns immer eingebläut wurde mit unserer Zeugung beginnt und mit unserem Tod erlischt. Erst wenn wir anfangen zu verstehen dass unser Leben als solches ewig ist, werden wir verstehen lernen, dass alle Widrigkeiten die wir erfahren, unsere eigene Verantwortung sind. Wir haben diese Ursachen selber geschaffen. Es ist Unsinn zu glauben, dass eine gegenwärtige Handlung keine Wirkung nach sich ziehen wird. Meist sagen wir zwar, „Ja schon, aber das wird mich wahrscheinlich selber nicht mehr betreffen.“ Ein solches Denken ist Verantwortungslos und mit Schuld an unseren aktuellen Problemen.

Wir sind sogar dafür verantwortlich wie sich unsere Mitmenschen verhalten. Sie mögen nun sagen: „Was geht mich der Andere an?“ doch so einfach ist es nicht. Wenn eine Person eine Andere sieht, welche unrechtes redet oder gar unrecht handelt und es verabsäumt, diese zur Rede zu stellen, sie zu ermahnen oder gar zu bestrafen (da kommt es immer darauf an in welcher Position man sich befindet), macht sich des gleichen Vergehens schuldig.[1] Und bei Boethius lesen wir: „Qui tacet consentiere videtur“ was so viel heißt wie: „Das Schweigen wird als Zustimmung betrachtet.“ Wir sollten uns solche Lehrsätze einprägen und dem entsprechend auch danach handeln. Natürlich ist es widersinnig auf den nächst Besten auf der Straße zu zustürmen und ihn wegen einer vermeintlichen Kleinigkeit zu tadeln. Wenn wir uns aber in einer Runde mit Freunden befinden und wir vernehmen Ansichten welche sich gegen das Leben richten, andere herabzusetzen in arroganter Weise oder dergleichen sollten wir uns nicht einfach nur in der heute so beliebten neoliberalen Haltung üben, „Das geht mich nichts an!“ und stillschweigen, sondern entsprechend verantwortungsvoll handeln

Unterlasse ich eine solche Handlung, darf ich mir auch nicht erwarten, dass die Welt sich zum besseren hin ändert. Viele denken sich wozu sollte ich? Ich für meine Person aber habe zwei Kinder und denen will ich eine genauso lebenswerte Zukunft sichern wie ich sie zurzeit noch erleben darf, auch wenn schon vieles aus den Fugen geraten ist. Ich möchte nicht, dass die Kinder meiner Kindeskinder usw. einmal zurückblicken im Zorn und sagen, „Diese (unsere) Generation hat aufgrund ihres verantwortungslosen Verhaltens uns eine Welt hinterlassen welche in keinster Weise mehr lebenswert ist.“ Und die Aufgaben und Probleme die wir zu lösen haben sind enorm. Doch die größte Herausforderung besteht in der Überwindung unseres Egos, welches immer noch nach mehr giert und uns so zu Willen- und verantwortungslosen Wesen mutieren lässt.

[1] Zitat entlehnt aus Nichiren Daishonin’s Brief, „Über die Befestigung des Glaubens“, Dt. Goscho 1. Band S.68

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