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Manchmal verplappern sich die Protagonisten der real existierenden BRD erstaunlich offen, so am vergangenen Samstag das Relotiusblatt SPIEGEL auf Twitter. Unter Bezugnahme auf die Gegebenheiten in den Vereinigten Staaten schrieb man, um einen kostenpflichtigen Artikel zu bewerben, daß die US-Medien teilweise einem „überholten Ideal von neutralem Journalismus“ nachhingen. Wie bitte?

Journalisten haben die Aufgabe, die Menschen im Land aufzuklären. Sie sollen recherchieren, was Politiker verschweigen und haben in ihrer Rolle als vierte Gewalt eine ähnliche Funktion wie die parlamentarische Opposition: Die Kontrolle der Regierung, mit dem Zusatz, daß sie viele weitere gesellschaftlich relevante Gruppen kontrollieren müssen. Eine freie Presse ist dafür da, Mißstände offenzulegen und zu sagen, was ist – wie es einst das Motto des SPIEGEL gewesen sein soll.

Als wir am Donnerstag diesen Tweet gesehen haben, war unser erster Gedanke: Das kann nur eine Fälschung sein. So plump ist die Relotiuspresse nicht, ja nicht einmal die Medien in der damaligen DDR wären das gewesen. Dabei ist der DDR-Vergleich in vielen Punkten naheliegend. Zur marxistischen Ideologie des „neuen Menschen“ gehören auch „neue Journalisten“, die nicht mehr informieren, sondern die richtige Meinung verbreiten, die nicht mehr zum Denken anleiten, sondern für den Konsumenten denken. In genau diese Richtung geht die Medienmaschine in der BRD auch.

Screenshot / Twitter https://twitter.com/derspiegel/status/1270970126104514565

Man ersetzt Informationen durch Narrative und wir erinnern uns an einen Relotiusartikel im SPIEGEL, in dem er Ahmed und Alin erfunden hat, zehn und elf Jahre alt, Waisenkinder aus Aleppo, die in der Türkei der Kinderarbeit nachgehen sollen. Ihr Wunsch sei, wie solle es anders sein, in die BRD zu kommen, ins Land wo Milch und Honig fließt – trotz des üblen Rassismus, den man allerorten beklagt. Nachts sollen sie sogar von der Bundeskanzlerin träumen.

Das ist genau die Form von Personenkult, die in allen Diktaturen der Menschheitsgeschichte geherrscht hat. Und es gab wohl selten einen Bundeskanzler, der seine Macht so auf ein festes Bündnis mit den Medien gebaut hat, wie die jetzige Amtsinhaberin es tut. Wir erinnern uns an die Kohlwitze auf den Schulhöfen der Bonner Republik und merken, daß die heutige BRD mitnichten die Fortsetzung des rheinischen Teilstaates ist, sondern viel mehr DDR in sich trägt, als uns das lieb sein kann.

Screenshot / Spiegel Online https://www.reddit.com/r/de/comments/a803yy/so_im_nachhinein_wirken_die_storys_von/

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