Christoph Schönborn und Anselm Grün zum 70er

In diesen Tagen haben zwei Männer den 70er gefeiert, die die Kirche “prägend mitgestalten”. 70 Jahre Lebenserfahrung ist doch mehr als ein Kübel voll. Beide hinterlassen ihre Spuren auf sehr unterschiedliche Weise. Da geht es nicht um besser oder schlechter, sondern um das Anders. Der eine ist ein Benediktinermönch, schreibt Bücher in Fülle und trifft mit seiner Sprache und seiner Lebenssicht Millionen von Menschen. “Anselm Grün” füllt Säle und lässt Buchhandlungen jubeln. Er ist einer jener Lebemeister, die christlich geprägtes und inspiriertes Leben zugänglich machen, anschlussfähig halten. Da spielt die Organisation #Kirche nicht immer die erste Rolle. Nein, er lässt sich nicht von ihr behindern, obwohl er ganz in ihr, in der #Ordenskirche lebt. Ganz anders Christoph Schönborn, erster Repräsentant der katholischen Kirche in Österreich, medial und organisatorisch hochstilisiert zum “einzig wahren Gesicht der Organisation”. Die hierarchisch tickenden Medien hierarchisieren hier mit. Dann verknüpft weit “hinauf” in den Vatikan als Berater für alles erdenklich Mögliche. Das hebt die Autorität, weil der Vatikan für viele Insider ein “hinaufhebender Kontext” ist. Papstfreund. Intimus. Da bleiben die medialen Münder offen. Damit steigt die Bedeutung, wenn ein Bischof, als Kardinal in die Nähe des Papstes gerückt wird. Dass Bischofsernennungen daneben gehen, nicht stattfinden, steht auf einem anderen Blatt.

Bei und mit den Menschen

Aber: Es braucht eine Menge Lebenserfahrung, um den Change zu bewältigen, wenn ganz oben von Benedikt auf Franziskus umgestellt wird. Das lange ORF-Orientierung-Interview mit Christoph Riedl zum 70er zeugt von “Synchronisierungsschwierigkeiten”. Zu schnell. Veränderungen. Tempo. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass das Los der Bischöfe bisher “Fremdbestimmung durch Rom” lautete. Das Gefühl nährt sich auch aus jahrelanger Erfahrung mit der Amtskirche. Und heute sehe ich noch nicht den Willen, die Sache in der Diözese “mutig und frei anzupacken”.  Zögerlichkeit. Da sehe ich einen Anselm Grün, der den Blick frei und ungeschminkt in seinen Büchern auf “das Leben” richtet. Nicht Organisation, Gesetz und Macht sondern Leben, Dienst und Verstehen. Das spüren die Menschen und deshalb fühlen sie sich hingezogen. Zu Millionen, was die Auflagen erzählen. Bischöfe müssen ihre Lebenserfahrung dahingehend (noch) ausbauen. Das geht auch – laut Zeit-Artikel – ab 70. Die bedingungslose Hinwendung zu Menschen ist immer möglich. Als Bischof, Autor, Mensch. Mit 40, 57 oder 70.

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Jürgen Heimlich

Jürgen Heimlich bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:59

fischundfleisch

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Silvia Jelincic

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