Odyssee Selfpublishing und politische Gesinnungsprüfung

Wer schon einmal selbst ein Buch oder Ebook herausgebracht hat, der weiß sicherlich welche Torturen damit verbunden sind. Egal wie sehr man sich auch darauf vorbereitet, irgendetwas geht immer daneben. Ich will hiermit aber gar nicht auf den Prozess einer Publikation eingehen. Ich möchte tatsächlich noch nicht einmal auf den Inhalt meines Buches eingehen (obwohl F+F darin [positiv] vorkommt) und dafür werben, sondern über das Drumherum berichten, um aufzuzeigen, in welchen Zeiten wir offensichtlich angekommen sind.

Kürzeste Kurzversion die mir gerade möglich ist: Das Buch war inhaltlich fertig, nur das Inhaltsverzeichnis wollte nicht so recht wie ich es wollte. Man muss sich nämlich sofort festlegen, in welchem Format man das veröffentlichen möchte und wenn man nicht so firm in Formatierungskram ist, dann können schon ein paar technische Probleme entstehen. Nach einigem Herumärgern ist mir das „Kosmetische“ für den Innenteil dann doch irgendwie gelungen.

Ich hatte mich für ein Selfpublishing-Verlag entschieden, wo man zwar Geld bezahlt, aber dann alles was man so fabriziert hat, auch genau kontrolliert wird und an der ein oder anderen Stelle auch auf Fehler oder Verbesserungen hingewiesen wird. Man wird also ein wenig bis zur Veröffentlichung unterstützt und nach der Veröffentlichung nicht ganz alleine gelassen. Es wird ein wenig Werbung gemacht und das Buch wird sogar zur nächsten Buchmesse mitgenommen und herumgereicht usw.

Soweit die Theorie. In meinem Fall war es so, dass ich zwei Mal nachfragen musste, weshalb mein Buch denn noch nicht freigegeben wurde. Die Antwort war: „Wir haben Ihr Buch eingehend geprüft. Leider müssen wir davon Abstand nehmen, Ihr Buch zu veröffentlichen. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema passt nicht zu unserer Programmausrichtung.“ Aber die ganzen zwei Wochen davor war das kein Thema, man hat also genauer als genau hingesehen und sprichwörtlich das Haar in der Suppe gesucht und gefunden. Was es genau gewesen ist, habe ich nicht mehr erfragt.

Um das Buch dennoch zeitig zu veröffentlichen, habe ich mich bei einer anderen großen Selfpublishingplattform angemeldet und alles soweit arrangiert. Ich mache es an dieser Stelle noch kürzer, die Antwort nach dem Hochladen des Buches war: „Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihr eingereichtes Manuskript aufgrund seines Inhaltes den Grundsätzen unseres Unternehmens bzw. unserer Vertriebspartner widerspricht und wir es deshalb nicht in den Handel bringen möchten. Daher lehnen wir eine Veröffentlichung Ihres Titels in unserem Hause ab.“ Auch hier habe ich nicht weiter nachgebohrt, weil es ohnehin sinnlos gewesen wäre.

Natürlich war ich ziemlich sauer und habe das einem Freund erzählt, der selbst Autor einiger Publikationen ist. Dieser hat mich seinem Verlag empfohlen, woraufhin ich eine Leseprobe verschickte, aber leider lange warten und immer wieder nachhaken musste, bis ich endlich eine Antwort erhielt. Es kam bedauerlicherweise eine Absage, was aber letztlich okay ist, weil das eh nicht auf dem Plan stand.

Insgesamt sind drei Monate vergangen und es hat sich so dermaßen viel in der Welt und in meinem Mikrokosmos getan, dass ich erneut ein ganzes Buch damit füllen könnte. Aber zum Glück ist der Inhalt meines Buches nicht auf Aktualität angewiesen, weil es quasi so etwas wie „Allgemeingültigkeit“ aufweist. Ich wollte dennoch keine Zeit mehr verlieren und bei Verlagen hausieren gehen. Es hätte mich nicht nur Zeit gekostet vorstellig zu werden oder Verträge zu prüfen oder auf Antworten zu warten, nein: es hätte mich bei einer positiven Antwort womöglich in die ein oder andere Ecke gedrängt. Ein großer „neutraler“ Verlag wird vermutlich kein solches Buch veröffentlichen, wie ich es geschrieben habe und meine "Wunschverlage" wissen (noch) nichts von meiner Existenz. Somit ist klar, vielleicht hätte ich dann gewisse Publicity in gewissen politischen Kreisen erreichen können, aber es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass man dann auch gewisse Verpflichtungen erfüllen muss.

Also, was habe ich gemacht? Ich war kurz davor mein Buch bei Amazon hochzuladen und kostenlos zum Download anzubieten. Ehrlich, es hat mich einfach nur noch genervt, mich nach beruflichen und nach familiären Verpflichtungen damit beschäftigen zu müssen. Ein letztes Mal habe ich mich bei einem Selfpublishing-Portal angemeldet und den ganzen Zirkus von vorne begonnen. Hier war leider alles etwas aufwendiger, weil man alles komplett selbst machen musste, wobei man aber stets auf die Hotline zugreifen konnte, während der Beratungszeiten. Nach mehreren Anläufen war das Printbuch und später dann das Ebook hochgeladen und zum Kauf bereit gemacht, mit allem drum und dran.

Man sollte meinen, jetzt ist doch alles gut und toll und jetzt kann man richtig loslegen. Falsch. Ich publiziere unter meinem Aliasnamen aus vielerlei Gründen und muss dabei auf mehrere Dinge achten, weil schließlich absolut gar niemand hinter mir steht. Aber was wirklich krass ist: Das Risiko besteht, bei „normaler“ Werbung, dass das Buch gemeldet wird. Offenbar wird auch schon in irgendeiner supertollen Facebookgruppe, von Superdemokraten, ein Supershitstorm gegen mich und vermutlich auch gegen andere Autoren geplant. (Ganz ehrlich, das ist doch absoluter Irrsinn, oder? Ich habe das vor ein paar Tagen gehört und gelesen und bin immer noch am Kopfschütteln, ich kann es immer noch nicht fassen. Man muss doch über Sachverhalte streiten dürfen, aber mit Löscherei und Zwang erreicht man doch nur Wut, Desinteresse und natürlich Abscheu, letztlich den Zerfall einer Wertegemeinschaft und exakt das, wovon ich und andere ständig schreiben.) Das Buch würde erst einmal auf Eis gelegt – also unsichtbar für potentielle Käufer sein - und wäre somit nicht bestellbar, es müsste dann noch von Juristen bis zum letzten Buchstaben gelesen werden. Nur soweit wird es ja wohl nicht kommen, da irgendein Korinthenkacker irgendetwas rassistisches oder hassverbrecherisches oder sonstiges irgendwo (er)finden würde und es somit lieber gleich aus dem Programm genommen wird. Schon alleine deswegen, weil ein Verlag keine juristischen Schritte fürchten will. Eine Anfechtung wäre grundsätzlich zwar denkbar, aber für mich persönlich nicht, weil ich nicht darum betteln würde, bei einem privaten Anbieter unbedingt angenommen werden zu wollen, schließlich gilt auch bei einem Verlag so eine Art von Hausrecht. Und wie sollte man so etwas seiner Rechtsschutzversicherung erklären?

Dieser ganze Mist hat mich anfangs so sehr aufgeregt, dass ich dazu eine längere Abhandlung verfassen müsste, wo ich am liebsten auch noch Namen nennen wollen würde, wenn ich denn keine Konsequenzen dadurch befürchten müsste. Aber auch hierbei wird mir geraten, den "Ball flach zu halten".

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