Wer eine Wildsau rammt, schmeißt über drei Tonnen auf sein Auto

Tausende Tiere verenden jährlich, weil der Mensch sie niederführt. Selbst wer nicht wie ich ein absoluter Tierfreund ist, sollte aufmerksam weiter lesen. Denn so ein Reh im Auto verursacht einen ziemlichen finanziellen Schaden – und im Ausnahmefall den Tod!

Ich wohne jetzt seit bald drei Jahren im Wiener Umland und bis auf einen Hasen, der mir bei einem Kreisverkehr seitlich gegen das Auto gehüpft ist, habe ich noch kein Tierchen erwischt. Das macht mich insofern stolz, als dass ich bei schönem Wetter, guter Sicht und so weiter ein paar Mal im Jahr schon den einen oder anderen Euro an die zuständige Bezirkshauptmannschaft wegen des einen oder anderen km/hs zu viel überwiesen hab. Vor allem im Herbst, aber auch im Frühjahr gibt es leider sehr viele Wildunfälle, zumeist vollkommen vorhersehbar zu den Dämmerungszeiten in der Früh und am Abend. Was mich besonders grantig macht: Ich führe jetzt keine Statistik drüber, aber die meisten toten Hasen, Katzen und Fasane registriere ich rund um die unzähligen Kreisverkehre und bei Ortsschildern. Anscheinend checken die Viecherln schon, wo wir Autofahrer*innen langsam sind und wo schnell. Ich möchte euch deshalb jetzt meinen Erfahrungsschatz mitteilen, wenn ihr Wochenends die Oma am Land besucht oder die Annehmlichkeiten einer Landpartie genießen wollt:

1. Kontrolliere deinen Bleifuß

Wie Eingangs erwähnt habe ich ab und an einen eher schweren rechten Fuß. Lächerlicherweise fahre ich aber wirklich nur bei Schönwetter unter Tags auf mir bekannten Strecken etwas schneller als erlaubt. Punkt ist: Ein paar km/h weniger machen zwar im Falle einer Kollision wenig aus, etwa 120 zu 80, das Tier ist dennoch tot; aber man fährt tatsächlich aufmerksamer. Wer bei 80 km/h voll in die Eisen steigt, steht nach etwas mehr als 30 Metern. Bei 120 sind es mehr als 70 Meter, wohlgemerkt bei einer Gefahrenbremsung. Tut gut, sich das mal wieder zu vergegenwertigen, oder?

2. Achtung dort, wo man langsamer ist

Bleiben wir nochmals beim Bremsweg. Der ist bei 50 km/h, also der vorgeschriebenen Geschwindigkeit bei den meisten Kreisverkehren und in den allermeisten Ortschaften, noch immer über 10 Meter. Wie erwähnt, sehe ich viele Tierkadaver dort, wo man gerade verlangsamt oder wieder beschleunigt. Man achtet vielleicht noch auf Fußgänger*innen, wer wo in den Kreisverkehr hineinfährt und so weiter. Aber anscheinen checken die Tiere, wo Autos schnell sind, wo langsam. Also bitte nicht nur links/rechts gucken, sondern auch die Fahrbahnränder im Auge behalten.

3. Seitenstrahler!!!

Apropos Fahrbahnränder. Unser Abblend- und Fernlicht geht ja hauptsächlich gerade aus. Die Seitenstrahler oder Nebelscheinwerfer haben ein breiteres Lichtspektrum und in der Regel decken sie genau jenen Bereich ab, in dem sich die Birnchen von Fuchs, Hase und Fasan befinden. Das Fernlicht hilft vor allem in Gegenden, wo Wildwechsel angezeigt sind. Das starke Licht dient uns dazu, Tiere möglichst früh zu erkennen. Leider sind die Tiere flott und wir sehen sie unterhalb dessen, was wir dabremsen können. Sehen wir ein Tier aber auf der Fahrbahn, dann soll man abblenden, bremsen und hupen. Aber Achtung: Die Tiere sind selten alleine. Hat ein Reh die Fahrbahn gewechselt, folgt oftmals noch mindestens eines!

4. Das Unvermeidliche ja nicht vermeiden

Wer unter 80 km/h unterwegs ist und in 60 Metern ein Reh sieht, kann noch stehen bleiben. Bei der meist auf Überlandstraßen zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h geht sich das kaum aus. Man crasht mit beinahe 60 km/h ins Reh. Das ergibt dann einen Aufprall von fast einer Tonne. Und doch soll man das in Kauf nehmen. Laut ÖAMTC, ADAC und sonst allen Ratgebern muss man das Lenkrad festhalten und voll bremsen. Ein Ausweichen ist mehr als gefährlich und nicht ratsam, da ein Auto, das gerade aus fährt und voll bremst mehr unter Kontrolle ist als eines, bei dem das Lenkrad verzogen wird. Einen Elchtest sollte man nicht durchführen. Wirklich nicht. Hierbei gilt: Selbstschutz vor Tierschutz.

Das einfachste Tool zur Vermeidung von schweren Unfällen mit Wildtieren ist ohnehin das langsamere, aufmerksamere Autofahren. Dazu noch ein leicht nachvollziehbares Rechenbeispiel: Wer etwa eine Strecke von 100 Kilometer zur Landoma fahren muss und diese mit 100 km/h zurücklegt, braucht eine Stunde. Wer mit für Tiere und sich ungefährlicheren 80 km/h fährt, braucht rund eine Viertelstunde länger. Aber was kostet es im Vergleich dazu, wenn man am Weg mit 100 Stundenkilometern etwa in eine Wildsau reinfährt (Aufprallgewicht trotz Vollbremsung: 3 Tonnen)?

shutterstock/David Dirga

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Eveline I.

Eveline I. bewertete diesen Eintrag 10.03.2016 15:49:28

dohle

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