Seit zwei Jahren steht sie im Raum, die OP, jetzt wird es ernst. Die letzte Untersuchung ist abgeschlossen, alles ist positiv. Es fehlt noch das Vorgespräch mit dem Chirurgen, wo alles erläutert wird und der genaue Termin. Freitag war das letzte Gespräch mit dem Neurologen. Nach zwei langen Jahren, in denen ich mich täglich darauf gefreut habe, ohne nur ein einziges Mal Angst davor gehabt zu haben, kann ich's kaum erwarten. Bis Freitag, bis zum Gespräch mit dem Neurologen, als er mir etwas gesagt hat, das mich nachdenklich machte...

"Ihr Leben wird sich stark verändern, sie werden sehen, wie sehr ihnen die Anfälle fehlen werden"

Etwas über das ich mir nie Gedanken gemacht habe. Gesund sein, was gibt es Schöneres? Doch was wenn man "Gesund" gar nicht kennt, man sein ganzes Leben "Krank" aufgewachsen ist? Ich habe nie gelitten oder so, ja, hab fast täglich Anfälle, doch das ist viel harmloser als es klingt. Selbst wenn man erst wieder im Spital zu sich kommt, man erholt sich wieder. Dennoch ist es ein Gefühl das man ganz genau kennt, von Kind an spürt man es. Und jetzt ist es weg, kommt nie wieder. Ein Teil, einer der eingeprägtesten, des Lebens ist von einem Tag auf den anderen nicht mehr da.

Wie kommt man damit zurecht? Laut meinem Neurologen wird es sehr schwer.

Ich frage mich wie es etwa bei einem Blindem ist, der nie gesehen hat, seine ganz eigene Vorstellung der Welt hat. Und dann, von einem Tag auf den anderen sieht er. Wie kommt er damit zurecht, ist so vieles anders, als in seiner Fantasie? Wird er die Augen öfters schließen um in seiner "gewohnten" Welt zu leben? Ich kenne persönlich keinen, der nie gesehen hat, kann also die Frage nicht beantworten. Dennoch stelle ich es mir nicht einfach vor. Ein tauber, der nie einen Ton hörte, wie laut wird die Welt plötzlich. Oder gar ein Taubblinder, nach Jahren von "nichts" mit etwas unbekanntem konfrontiert. Nicht leicht ist es sicher auch immer gesund gewesen zu sein und dann von einem Tag auf den anderen mit einem anderen, neuen Leben konfrontiert zu sein. Ein Gefühl genau gekannt zu haben, das plötzlich nicht mehr da ist.

Mein Neurologe, Psychiater sagt, das kann zu Depressionen führen (wenigstens ein Gefühl das bleibt)

Jetzt, ganz plötzlich, bekomme ich Bedenken. Will ich das ich für immer vergesse? Es kommt mir vor wieder Tod eines geliebten Menschen, der Vater, die Mutter, mit ihnen aufgewachsen, durch dick und dünn gegangen, Trost und Rat erhalten. Und dann, ganz plötzlich sind sie nicht mehr da. Ja, früher oder später vermisst man sie nicht mehr so, findet sich damit ab. Doch die Zeit bis dahin?

Etwas das ich noch gesagt haben wollte.

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