Lethargie - die Schwester des inneren Schweinehunds

Gibst du mir das Cola herüber? Warum? Du sitzt näher zur Flasche. Ich müsste dafür aber genauso aufstehen.

Die Lethargie - das böse Luder - begegnet uns nahezu in allen Situationen. Von Kleinigkeiten bis hin zu entscheidenden Handlungen - immer will sie mitreden. Was können wir dagegen tun? Wir müssen lernen, mit ihr richtig umzugehen. Die einen können das besser, die anderen schlechter. Es liegt also immer an einem selbst, was man daraus macht. Kämpft man dagegen an oder lasst man sich von der Lethargie beeinflussen bzw. gar kontrollieren?

Der innere Schweinehund bezieht sich für mich eigentlich nur auf sportliche Dinge. Wenn ich mir vornehme, heute noch Joggen zu gehen (zum Glück habe ich das schon gestern erledigt... ;) ) und dann aber im weiteren Tagesverlauf sage: "Lieber morgen..." - dann wurde ich meiner Meinung nach Opfer vom inneren Schweinehund (gel, Belinda? :-p). Ich traue mich schon behaupten, dass ich ihn puncto Laufen besiegt habe. Selbst bei Nieselwetter würde ich keinen Lauf-Streik einlegen. An eine Winter-Lauf-Pause wage ich nicht einmal ansatzweise zu denken - Laufen bei Schnee ist toll. Man muss ja letzteres nicht gleich übertreiben - also zum Langläufer werden (Wortspiele ftw...).

Lethargie ist jedoch ein ganz anderes Thema. Oft lässt man sich mehrere Dinge bis auf den letzten Drücker zusammenkommen. Das fängt schon in der Schule an und hat im Unileben kein Ende. Ich habe ja erst wieder in drei Tagen Englisch... Warum soll ich die Aufgabe jetzt schon machen? Oder in Uninotation: In einem Monat ist der Prüfungstermin, das geht sich super aus. Nach zwei Wochen habe ich noch immer nichts gemacht. Warum? Eine Woche, in der ich die letzten drei Nächte vor der Prüfung durchlernen werde, reicht doch auch...

Bezüglich Uni ist es bestimmt von Vorteil, wenn man den Prüfungstermin schon ausgemacht hat. Muss man diesen erst festlegen, verschiebt sich alles nur noch umso mehr. Wenn es ganz blöd läuft, ist das Semester vorbei und die Prüfung noch immer ausstehend. Solange man sich vorgenommen hat, auch noch andere Lehrveranstaltungen zu absolvieren, ist ja alles in Ordnung. Dann gibt es wenigstens ein paar ECTS (also Punkte) mehr, die man zu Hause "brav" vorzeigen kann.

Unlängst hat mich die Lethargie eines anderen wirklich amüsiert. Der Kollege rief mich am Tag vor meiner Prüfung einige Male an. Ich hatte das Handy natürlich nicht in der Nähe - zwecks Konzentration. Doch irgendwann drei Stunden später sah ich dann eben seine Anrufe, SMS etc. Er wollte wissen, ob ich mit ihm heute oder morgen ins Kino gehe. Wegen der bevorstehenden Prüfung habe ich geantwortet "wenn, dann nur morgen". Ratet einmal, was dann "morgen" war? Er schrieb mir eine Nachricht, dass das eben leider nichts mehr wird, weil es ihm nicht so gut geht und er so schlecht geschlafen habe.

Wenn ich mir unbedingt etwas im Kino ansehen will, dann muss ich halt zur Not vor dem Film Kaffee oder Cola trinken, um Schlimmeres zu verhindern. Ich wusste demnach nicht, ob ich über seine Nachricht lachen oder mich über seine Lethargie aufregen soll. Wie faul muss man bitte sein, damit ein Kinobesuch zu "anstrengend" ist?

Zum Schluss möchte ich euch noch veranschaulichen, warum ich mindestens genauso viel Grund gehabt hätte, ihm analog abzusagen. Wegen der Prüfung habe ich sehr wenig geschlafen - vermutlich nur um die vier Stunden. Die Tage davor habe ich einem Unikollegen schon versprochen, ihm bei seinem Job zu helfen. Das Ganze sollte direkt nach meiner Prüfung erfolgen. Es gab eine Fehllieferung, weshalb noch ein paar Kartons von der SCS ins Donauzentrum transportiert werden mussten. Vielleicht kennt ihr ja nach den vorigen Sätzen bereits den Arbeitgeber meines Kollegen. Falls nicht: Es ist Chillbox. Für mich war das kein Problem, ihn dabei zu unterstützen. Es würde für ihn bestimmt nur von Vorteil sein.

Auf Grund von Schlafmangel bzw. auch wegen der Prüfung hätte ich ohne Weiteres sagen können: "Du, i bin so miad und i mecht noch da Prüfung eigentlich nur mehr ham. Moch da dein Dreck söba." Aber so ein *****loch bin ich natürlich nicht - habe mich ganz einfach überwunden. Gleich nach meiner Prüfung fuhren wir in die SCS. Das Parken war die erste Herausforderung. Wir brauchten sicher eine halbe Stunde, bis wir einen Parkplatz auf halbwegs guter Position fanden. Von dort mussten wir noch sehr weit gehen, ehe wir bei der Chillbox waren. Endlich am Ziel - sein Chef war sehr nett und machte mir sofort einen gratis Milchshake. Danach holte der Kollege die drei Kartons aus dem Lager. Schließlich brachten wir sie zu meinem Auto und machten uns auf den Weg zum Donauzentrum. Das dauerte eine halbe Ewigkeit. Demnach habe ich mich an jenem Tag zwei Mal durch den Wiener Verkehrsalltag gequält. Im Donauzentrum selbst fand ich deutlich schneller einen Parkplatz. Wir mussten nur mehr vom Parkhaus ins eigentliche Geschäft. Als wir die Kartons ans Ziel gebracht hatten, atmeten wir erst einmal durch. Sein Kollege - der eben gerade Dienst hatte - spendierte mir einen weiteren Milchshake. Darüber freute ich mich besonders. Ich trank diesen noch gemütlich aus, ehe ich endgültig ganz nach Hause fuhr.

Am nächsten Tag bedankte sich mein Unikollege nochmals via SMS. Der wusste genau, dass so etwas beim besten Willen nicht selbstverständlich ist. Ich freute mich umso mehr, dass ich ihm und seiner Firma so einen großen Gefallen machen konnte.

Dem Kollegen mit dem Kino schrieb ich eine Woche später "und schon für das Kino ausgeschlafen?". Nach einer Stunde hatte er die Nachricht noch nicht einmal gesehen, weshalb ich mir meine Frage selbst mit "nein" beantwortete. ;)

Die "Probleme" Lethargie und innerer Schweinehund hängen so stark zusammen und sind letztendlich doch verschieden (zumindest meiner Ansicht nach). Eine entsprechende Therapie gibt es nicht - man ist in solchen Fällen sein eigener Therapeut. Selbstdisziplin ist der erste Schritt zum Erfolg.

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