Es war Sommer 2005 - seit Wochen regnete es nahezu pausenlos. Ich weiß nicht, ob es damals schon FB gab (ja, Schande über mich - habe halt andere Prioritäten). Eine FB-Seite "Dreckswetter 2005 - ich war dabei" hätte sich bestimmt gut gemacht. Für uns war hauptsächlich das Zocken interessant, dafür hatten wir mit dem Internet so gut wie nichts am Hut. Wenn es gerade nicht um Playstation etc. ging, waren wir eben draußen. Markus hat irgendwie eine Begeisterung für das Militär entwickelt und uns alle damit angesteckt.

Jeder kaufte sich entsprechendes Gewand. Um die Plastikwaffen brauchten wir uns nicht kümmern, davon hatte Markus genug. Wir trafen uns nämlich immer bei ihm, falls wir wieder einmal in Grün ins Grüne gingen (der war jetzt super schlecht...). Er hatte auch noch zwei entsprechende Rucksäcke und sogar einen Stahlhelm. Feldkocher etc. nahmen wir immer mit.

Doch diesmal stand unsere Aktion ganz im Zeichen des Wassers. Wir waren so verrückt und wollten quer durch die Traisen gehen - und das bei Hochwasser. Es war verdammt gefährlich, was wir da gemacht haben. Aber jetzt einmal ehrlich: No risk no fun. Keinem ist etwas passiert und wir können heute noch immer stolz darauf zurückblicken.

Irgendwann am Nachmittag warfen wir uns in die entsprechenden Klamotten, um danach mit voller Montur "baden" zu gehen. Das Freibad hatte sowieso geschlossen (zur Freude meiner Zähne...), also bot sich der reißende Fluss ganz gut an. Jeder war natürlich mit Gummistiefel unterwegs.

Wir stapften durch einen kleinen Seitenbach, der auch schon fast einem Fluss glich. Hier blieben wir aber noch trocken. Die wahre Mutprobe kam erst auf uns zu.

Trotz Hochwasser gab es im eigentlichen Flussbett noch einen Seitenarm. Da gingen wir hinein und gewöhnten uns an die Wassertemperatur. War schon spannend, als wir zu viert durch brusthohes Wasser spazierten. In diesem Bereich machte sich die Strömung noch nicht bemerkbar. Aber unser Ziel war ja eine Flussüberquerung.

Im nächsten Abschnitt mussten wir uns schon mehr gegen den Fluss lehnen. Wir waren nun wirklich auf Strömungsniveau. 100 m rechts von uns kam ein Wasserfall. Man hörte das Wasser nur so rauschen. Irgendwie entfernten wir uns immer mehr voneinander und jeder musste nun seine eigene Spur gehen. Die Strömung zerstörte den Gänsemarsch. Natürlich kamen wir dabei immer näher richtung Wasserfall. Wir wollten zwar das Flussbett im rechten Winkel überqueren, doch strömungsbedingt wurde daraus letztendlich ein spitzer Winkel.

Nun kam der entscheidende Moment. Sebi und Markus waren nicht mehr weit vom Wasserfall entfernt. Sie waren nicht irgendwie gestolpert oder so. Jedenfalls hatte ich nun echt Schiss, dass sie jetzt gleich in die Tiefe stürzen. Edi und ich kämpften weiter gegen die Strömung an - dabei aber immer den Blick auf Markus und Sebi gerichtet. Es war uns nicht möglich, ihnen auch nur irgendwie zu helfen. Einer meinte, dass sie einfach springen werden. So schnell konnte ich gar nicht schauen - da sah ich, wie sich Sebi noch an der Waffe von Markus anhielt und letzterer eben wie Hulk an der Wasserfallkante stand und sich der Strömung widersetzte. Das war wie ein Actionfilm im Reallife.

Markus sprang schließlich Sebi hinterher. Edi und ich hatten nun natürlich etwas Panik. Doch nach ein paar Minuten erblickten wir die beiden anderen. Sie gingen richtung Ufer und gaben uns ein Zeichen, dass alles in Ordnung sei. So weit so gut - doch wir waren noch immer in der Strömung.

Zum anderen Flussufer fehlten ca. 8 Meter. Edi war ein wenig vor mir. Schließlich hatte er es geschafft. Ich bemerkte, wie ich wieder richtung Wasserfall gedrückt wurde. Endlich befand ich mich so nahe am Ufer, dass mir Edi seine Waffe reichen konnte. Damit war ich gerettet und kletterte gut gebadet ans Festland.

Die beiden anderen verkündeten, dass es ihnen gut gehen würde. Vielleicht ein blauer Fleck von einem Stein oder so - aber nicht mehr. Die Erleichterung stand uns allen ins Gesicht geschrieben. Nun war auch klar, dass wir sofort heimgehen werden. Die Eltern von Markus staunten nicht sonderlich, als wir völlig durchnässt vor ihnen standen. Es hat ja auch die ganze Zeit geschüttet. Demnach haben sie vorerst nichts von unserer Story erfahren.

Ich bin natürlich froh, dass wir uns diesem Abenteuer gestellt haben. Sonst könnte ich heute nicht auf diese Geschichte zurückblicken bzw. sie hier niederschreiben. Dieses Erlebnis hat sich in unsere Köpfe eingebrannt und wird deshalb wohl nie in Vergessenheit geraten. Vielleicht hole ich mir doch noch eines Tages den Rettungs- und Helferschwimmschein. Auch wenn ich mir diese Abzeichen für die obige Aktion selbst geben würde. ;)

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Andy McQueen

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