Unsere ausgesprochen kompetente und empathische Sozialministerin Frau Hartinger-Klein hat unlängst gemeint:

Man werde trotz der geplanten Kürzung von der Mindestsicherung “leben können”. Auf die Bemerkung des Interviewers, “wenn man von 150 Euro leben kann”, antwortete sie: “Wenn man die Wohnung auch noch bekommt, dann sicher.”

Also gut – Wohnung ist bezahlt, Dach über dem Kopf ist sicher.

Aber was ist mit Strom, Warmwasser, Heizung?

Nachdem ich ja ebenfalls ebenso empathisch bin wie die Frau Ministerin, nehme ich an, das hat sie alles gleich mitgemeint mit den Wohnungskosten. Da macht sie keine grossen Unterschiede.

Aber was, wenn Geschirrspüler, Waschmaschine oder am Ende sogar die Espressomaschine kaputt werden?

150,- Euro im Monat machen nach Adam Riese grob € 5,- pro Tag.

FÜNF EURO (!)

Ich rauche.

Sag ma ein Packerl Smart am Tag – weil Marlboro könnt ich mir dann schon gar nimmer leisten (die kosten € 5,20) – und schon ist es vorbei mit der Herrlichkeit meines finanziellen Überflusses.

Essen und Trinken ist dann nimmer drin.

Ich müsst mich also bei Suppenküchen anstellen oder mir aus den Abfallkübeln der Supermärkte meine Nahrung (gratis) besorgen.

Bleibt noch das Trinken. Ich könnt ja Wasser trinken. Ich könnte, tu ich aber nicht.

I don´t drink water, cause fish are fucking in it

Bier trink ich auch keines – ausser zum Gulasch, das ich mir ohnehin mit dem täglichen Fünfer nicht mehr leisten kann.

Und mit so einer ordentlichen Flasche Champagner, wie ihn sich die Rechten im Europarlament regelmässig bei Sitzungen reinziehen, ist mein Monatsbudget gleich einmal aufgebraucht.

Auch ein Barolo oder Bordeaux ist da nimmer drin. Selbst der Rote im Packerl vom Hofer dezimiert mein tägliches Ernährungs- und Getränkebudget erheblich.

Jetzt könntet ihr natürlich sagen, Essen und Trinken ist viel wichtiger als Rauchen.

Stimmt.

Dann tät ich aber sagen, dass mein Nikotinkonsum ja gar keine Genusssucht ist, sondern eine schwere Suchtkrankheit, der ich nicht entkommen kann. Unsere Sozial- und gleichzeitig Gesundheitsministerin tät das sicher verstehen. Hatte sie doch gar nix dagegen, dass der bereits beschlossene Nicht-Raucherschutz in der Gastronomie vereitelt wurde.

Weil ich tät dann drauf auch sagen, dass ich mich mit meinem Tabakkonsum in guter Gesellschaft mit dem GRÖVAZ befinde, der mein Recht Tabak in verbrannter Form an allen möglichen und unmöglichen Orten zu konsumieren so tapfer verteidigt hat. Und ein bissl Solidarität mit unserer so hervorragenden Regierung muss schon sein. Das versteht sicher Jeder. Oder soll dieser heroische Kampf um den blauen Dunst vergeblich gewesen?

Wobei ich da gleich einmal das nächste Problem hab. Selbst wenn ich meinen Tabakkonsum auf die Hälfte reduzier, bleiben mir grad einmal € 2,50. Damit könnt ich mir zwar weder im Tomaselli in Salzburg, noch im Landtmann einen kleinen Braunen leisten, aber im Espresso Rosi geht sich ein kleiner Espresso aus. Mit einer Melange inkl. Trinkgeld wär mein Tagesbudget aufgebraucht.

Dieses Beispiel ist schon schlimm genug und zeigt, wie abgehoben vom wirklichen Leben diese Regierung agiert. Dabei hab ich noch nicht einmal den Monatsverdienst von Frau Hartinger-Klein ins Spiel gebracht – der beträgt € 17.511,-. Macht täglich € 584,-. Das 117(EINHUNDERTSIEBZEHN!)fache.

Da gehen sich dann locker mehr als eine Melange und die dazugehörigen Torten aus. Sogar eine tägliche Flasche vom französischen Schaumwein sollte damit finanzierbar sein.

Ich hab noch ein paar bemerkenswerte Zahlen.

Sozialministerin Beate Hartinger-Klein und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck haben zwischen 17. Juni und 17. Juli Inserate im Wert von einer halben Million Euro bezahlt, um die „Arbeitszeitflexibilisierung“ zu bewerben.

Knapp 100.000 Tage oder 3.333 Monate oder 278 Jahre lassen sich damit Leben.

Oder so irgendwie halt.

Dass diese Art von Politik nicht nur menschenunwürdig ist, sondern (wie ganz generell die von dieser Regierung betriebene Reverse Robin Hood Agenda – nimm den Armen gib den Reichen) auch in höchstem Mass volkswirtschaftlich falsch und bedenklich Die Konsumkraft bei jenen zu beschneiden, die jeden Cent für das tägliche Leben investieren und dafür jene zu bevorzugen, die „übriges“ Geld in den ohnehin überhitzten Finanzmarkt stopfen, führ unweigerlich zur nächsten Krise.

Das zeigt auch die Entwicklung in den USA.

The Bulk of US Economic Growth Comes from the Poorest Americans Going Deeper in Debt

Rich guy: "I can’t buy enough of anything to make up for the fact that millions of unemployed and underemployed Americans can’t buy any new clothes or cars or enjoy any meals out."

Da bleibt die Frage offen:

Warum also nicht gleich sowohl volkswirtschaftlich vernünftige und sozial gerechte Politik zu machen?

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