ich mag euch ja nicht die gute laune verderben – aber …

im „derstandard“ waren am samstag zwei artikel, die sich mit der pflege in österreich beschäftigen. und nachdem ich jetzt auch schon in einem alter bin, in dem man sich schön langsam mit gedanken über das eigene ende zu beschäftigen beginnt, stellt sich natürlich auch die frage, wie es auf diesem weg zu diesem ende eventuell aussehen könnte.

niemand wünscht sich, dass er am ende seiner tage ein pflegefall wird. jeder wünscht sich ein altern in würde. am besten in einem guten gesundheitszustand.

und wenn dann doch der fall eintritt, nicht mehr selbständig für sich selbst sorgen zu können oder die eigenverantwortung durch krankheiten (demenz, alzheimer) eingeschränkt ist, wünscht und erhofft man sich, dass es um einen rundherum menschen gibt, die die aufgabe der pflege mit sorgfalt und respekt übernehmen. und das am besten daheim in den geliebten eigenen vier wänden. wenn notwendig vierundzwanzig stunden täglich.

Stand 2017 beziehen in Österreich rund 450.000 Personen Pflegegeld. Laut Schätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) wird die Zahl bis 2050 auf bis zu 750.000 Personen steigen. Schuld daran ist die demografische Entwicklung. 2015 lag in Österreich der Anteil der über 80-Jährigen gemessen an der Gesamtbevölkerung bei fünf Prozent. Bis 2030 wird sich der Anteil auf 6,6 Prozent und bis 2060 auf elf Prozent erhöhen.

Boom bei 24-Stunden-Pflege. Überdurchschnittlich stark wird die 24-Stunden-Betreuung wachsen. In den vergangenen Jahren schoss die Zahl der Agenturen, die 24-Stunden-Betreuerinnen aus Osteuropa an österreichische Privathaushalte vermitteln, in die Höhe. „Es herrscht Goldgräberstimmung“, heißt es in der Branche. Die Zahl der Menschen, die diese Form der Pflege in Anspruch nehmen, dürfte sich in den nächsten Jahren auf 50.000 verdoppeln.

und um genau jene menschen, die diese 24-stunden-betreuung leisten, geht es in einem der artikel.

es wird geschildert, unter welchen äusseren umständen (an- und abreise, vermittlung) diese frauen (weil männer gibt es in diesem job nicht) ihre wertvolle arbeit verrichten und wie sie unter mafiösen strukturen leiden und ausgebeutet werden.

dieser artikel ist absolut lesenswert!

all das bei unkontrollierbaren arbeitszeiten und mieser bezahlung. besonders bei besagter „Rund-um-die-Uhr-Betreuung.“

aber anstatt diese menschen zu unterstützen und zu respektieren, werden ihnen prügel vor die beine geworfen.

da erscheint es nicht verwunderlich, wenn der bedarf an hauskrankenpflege nicht mehr zu decken ist.

Es fehlen die Pflegekräfte. "Der Pflegeberuf hat momentan ein Imageproblem, das müssen wir dringend gemeinsam lösen", sagt der Salzburger Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne). Ein Hebel sei das Gehalt.

Wie viele Menschen in der Pflege älterer Menschen beschäftigt sind, weiß man nicht, sagt Ulrike Famira-Mühlberger vom Wirtschafts forschungsinstitut.

Der Blick auf den Einkommensbericht der Statistik Austria zeigt, dass Pflegeberufe hinsichtlich der Durchschnittsgehälter im Branchenvergleich grossen Nachholbedarf haben. Die Finanzbranche zahlt doppelt so gut wie Arbeitgeber im Gesundheits- und Sozialwesen, Produktionsbetriebe gut und gerne 50 Prozent mehr. AK-Mann Kalliauer weist auf die Einkommensdaten einer besonders schlechtbezahlten Gruppe hin: der rund 40.000 nicht akademischen sozialpflegerischen Fachkräfte, die 2018 hochgerechnet knapp 1300 netto im Monat verdienen werden. Für nichtakademische Kräfte – vor allem im Hauskrankenpflegebereich – sieht es düster aus.

ich kann nachvollziehen, dass sich viele menschen mit dieser problematik am liebsten nicht auseinandersetzen möchten. damit möchte man, solange man nicht selbst betroffen ist, gar nix zu tun haben. man verschliesst die augen davor, dass man selbst zum pflegefall werden könnte, dass es in der eigenen familie unfinanzierbaren pflegebedarf oder notwendige pflegetätigkeiten von angehörigen geben könnte/wird.

jetzt hat zwar die regierung kern/mitterlehner den pflegeregress abgeschafft, aber nicht für die notwendige finanzierung der kosten gesorgt. und jene kosten, die entstehen, wenn zu pflegende nicht in heime abgeschoben werden bleiben noch immer „privatisiert“. ein zustand, der wahrscheinlich nicht aufrecht zu erhalten ist.

österreich gibt für die pflege mit 1,2 % vom BIP vergleichsweise wenig aus. in den niederlanden sind es 3,7 % und in schweden 3,2 %.

das geht, weil pflege in österreich noch immer eine „familiäre“ angelegenheit ist.

"Es handelt sich teilweise um Arbeit, die traditionell auch vielfach unbezahlt und von Frauen gemacht worden ist und wird – in solchen Bereichen mangelt es oft an Wertschätzung der Arbeit und der Bereitschaft zur entsprechenden Bezahlung."

das alles gilt natürlich auch für die pflege nichtalter menschen (von geburt an oder durch andere ereignisse). bisher wurde die aufgabe von prävention, rehabilitation oder pflege nach arbeits- oder freizeitunfällen von der AUVA übernommen.

damit dürfte es nach der „reform“ der AUVA vorbei sein. eine privatisierung dieses bereichs zeichnet sich ab. zu lasten betroffener.

diese sachlage sollte deutlich mehr aufmerksamkeit bekommen.

denn DAS ist ein echtes problem, mit dem sich gesellschaft und politik beschäftigten sollte/müsste. aber unsere „irgendwo angrennte“ regierung kümmert sich lieber um ponys oder um kopftücher in kindergärten.

ps – ich habe mich (abwechselnd gemeinsam mit meiner schwester) um meine demenzkranke mutter bis zu ihrem tod gekümmert und kenne daher die umstände aus eigener erfahrung.

pixabay

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