Kinderbetreuungsgeld - geht das auch frauenfreundlicher?

Franz und Bettina sind vertieft in Lektüre: Broschüren, Formulare, Elternforen und die Websites von verschiedenen offiziellen Stellen ziehen sie seit Tagen in den Bann. Nachdem die gemeinsame Freude über den

positiven Schwangerschaftstest, die darauffolgenden Wochen der Bewältigung der Herausforderungen einer unbarmherzigen hormonellen Umstellung bei Bettina und auch die Grobplanung für die Umstellungen in der Wohnraumverteilung geschafft waren, finden die beiden, dass es nun an der Zeit ist, sich mit den Fragen der ersten Zeit nach der Geburt ihres ersten Wunschkindes auseinanderzusetzen. Im Zentrum der Fragen steht dabei die Überlegung, wie denn das mit der Betreuung des neuen Familienmitgliedes aussehen wird und wie die finanzielle Situation dem Umstand gerecht werden kann, dass es dann ja zusätzliche Ausgaben geben wird. Wie läuft denn das mit dem Karenzurlaub, wer bleibt wie lange zu Hause und können sie sich das überhaupt leisten, auf ein Einkommen zu verzichten? Wie genau geht das mit dem Kinderbetreuungsgeld und was ist zu machen, damit man diese Kinderbeihilfe bekommt? Der Dschungel an Vorschriften, Bedingungen und verschiedenen zuständigen Stellen hat längst Sorgenfalten auf die Stirn des jungen Paares gezaubert. Und diese Horrorgeschichten über Rückforderungen wegen formaler Fehler, von denen da in den Elternforen berichtet wird, stimmt sie da nicht wirklich zuversichtlicher.

Familienpolitik ist ja etwas, wozu es sich keine der Parteien nehmen lässt, sie auf ihre Fahnen zu heften. Wahlprogramme sind daher voll mit labungsvollen Phrasen zum Stellenwert von Familie. Die Politik

überschlägt sich förmlich in Ankündigungen, alles zu unternehmen, um Familien in ihrer so bedeutungsvollen Aufgabe für unsere Gesellschaft zu unterstützen. Franz und Bettina waren daher eigentlich guter Dinge als sie vor einem halben Jahr beschlossen, die Familienplanung anzugehen. Je konkreter allerdings die Beschäftigung mit der konkreten Bedeutung der zahlreichen Versprechen für sie wird, desto mehr haben sie das Gefühl, dass das alles diesen Elchtest nicht so recht bestehen dürfte.

Nehmen wir etwa die immer wieder erhobene Forderung nach einem Halbe/Halbe: Franz und Bettina hatten das eigentlich für bare Münze genommen und waren sich einig gewesen, die Vollzeitbetreuung ihres Nachwuchses während der ersten Jahre zu teilen. Von Krabbelstuben, in welchen nur wenige Monate alte Kinder ganztags betreut werden, halten nämlich beide nichts. Und dafür gibt es ja dieses Kinderbetreuungsgeld in Österreich. Franz hat sich also schon in der Rolle des stolzen Vaters gesehen, der viel Zeit mit seinem Kind verbringen darf und Bettina wähnte sich in der glücklichen Situation, damit den

Anschluss in der Firma nicht ganz zu verlieren und somit einen Karriereeinbruch zu verhindern. Ohne das Kind abschieben zu müssen. Angesichts der nun ventilierten Frage, welches der 5 Kinderbetreuungsgeldmodelle gewählt werden soll, zeigt sich allerdings, dass das in der Praxis gar nicht so leicht wird. Und dass eigentlich keines der Modelle die Umsetzung des politischen Slogans fördert. Im

Gegenteil. Denn, wie bei eigentlich allen Paaren in ihrem Umfeld, so ist es auch bei ihnen so, dass der Mann deutlich mehr verdient als die Frau. Je nach Betrachtung beträgt der so genannte Gender Pay Gap nach einer Erhebung der Statistik Austria zwischen nahezu 2o und rund 40 Prozent. Wahnsinn. Ein Umstand, der allen Beteuerungen der wortgewaltig für Gleichberechtigung eintretenden Politikerinnen und Politiker zum Trotz allerdings sogar bei staatlichen Leistungen zu faktischer Diskriminierung führt. Denn wenn bei allen Modellen die staatliche Unterstützungsleistung der Kinderbetreuung während der ersten Jahre den Charakter eines Einzeleinkommens oder des Ersatzes eines solchen hat, dann ist die Wahl, wer auf das Arbeitseinkommen verzichten kann, im Hinblick auf das Haushaltsbudget wohl eher theoretischer Natur. Natürlich

wird aus finanzieller Vernunft die Entscheidung auf den Verzicht auf jenes Einkommen fallen, welches geringer ist, um so die Finanzierungslücke während der ersten Jahre so gering wie möglich zu halten. Und solchermaßen setzt die Politik den verurteilten Gender Pay Gap nur fort beziehungsweise verstärkt ihn sogar noch in einer Betrachtung über die gesamte Lebensverdienstsumme. Eigentlich komisch: von der Wirtschaft fordern sie, Mann und Frau gleich zu behandeln und bei den eigenen Leistungen verschließen sie die Augen vor den angeblich erkannten Schwierigkeiten. Statt Halbe/Halbe, wofür sogar teure Werbekampagnen gefahren werden, also praktisch doch eine Förderung des Bildes der Frau am Herd bei den Kindern.

Franz und Bettina fühlen sich betrogen. Obwohl im Budget alljährlich Milliardenbeträge ausgewiesen werden fühlen sich die beiden – wie zahlreiche andere junge Familien auch – finanziell im Regen stehen gelassen. Wie ginge es besser? Nun, wie wäre es mit einem Modell, welches auf das Haushaltseinkommen vor der Geburt abstellt und dieses für den ersten Zeitraum nach der Geburt absichert – egal ob Mann oder Frau oder beide für einen geteilten Zeitraum zu Hause bleiben?

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Bernhard Juranek

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