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Heute, am 11. März 2016, jährt sich die Nuklearkatastrophe von Fukushima zum fünften Mal. Was mit einem für japanische Verhältnisse nahezu normalen Seebeben begann, mündete rasch in einen Stromausfall, es folgte eine Überschwemmung des aus sechs Reaktorblöcken bestehenden Kernkraftwerkes Fukushima Daiichi – der Startschuss für einen atomaren Zwischenfall war gegeben. Wochenlang dominierten die Schreckensmeldungen und die von Expertinnen und Experten errechneten Szenarien die Weltpresse. Soviel stand bald fest: in jedenfalls der Hälfte der Reaktorblöcke kam es zu Kernschmelzen und es wurde die doppelte Menge des radioaktiven Materials an die Umwelt abgegeben als es damals bei Tschernobyl der Fall war.. Luft, Boden, Wasser und auch das Meer wurden durch die von Menschenhand geschaffene und nach heutigem Wissensstand zugleich unbeherrschbare Methode der Stromerzeugung auf tausende von Jahren verseucht.

Heute, fünf Jahre später, sind Fukoshima wie auch Tschernobyl den meisten Menschen zwar ein Begriff, die Aufregung ist allerdings längst verflogen. Erschreckend, wenn man bedenkt, dass die Folgen unverändert gegenwärtig sind: vor Ort haben rund 170.000 Menschen ihr Zuhause verloren. Und auch wenn die offizielle Zahl der Toten nach dem Zwischenfall mit lediglich 610 überschaubar klingt, so wartet eine fünfstellige Zahl an Menschen nach Einschätzung der Expertinnen und Experten auf den auf die Katastrophe direkt zurückzuführenden Tod nach einer durch die Strahlenexposition ausgelösten Erkrankung. Zur Erinnerung: die Entsorgungsarbeiten allein werden voraussichtlich 30 bis 40 Jahre dauern – wobei jede Menge hochradioaktiver Klärschlamm produziert wird und es wohl keinen Ort auf dieser Welt gibt, den man als absolut sicheren Lagerplatz für die ausrangierten Brennelemente bezeichnen kann.

Heute, am 11. März, ist eine gute Gelegenheit, die tagespolitische Diskussion wieder einmal auf die Frage der Nutzung von Kernkraft zu hinterfragen. Selbst die von Fukoshima räumlich unmittelbar betroffene Bevölkerung, welche die Demonstration der Ohnmacht der Menschen gegenüber den angestoßenen atomaren Kettenreaktionen aus nächster Nähe miterleben musste, hat dem Druck der Wirtschaft nachgegeben und den bereits beschlossenen Ausstieg aus dem Zeitalter des „Atomstroms“ zurückgenommen. Eine weise Entscheidung?

Auch wenn Europa sich nicht wird herausausnehmen können aus den Folgen weiterer Zwischenfälle am anderen Ende der Welt, so kann der alte Kontinent doch damit beginnen, sich mit einigen Fragen in ernsthafte Diskussionen zu begeben: Ist der Betrieb von Atomkraftwerken tatsächlich rentabel, wenn dabei auch das Risiko berücksichtigt wird – so wie bei anderen Wirtschaftsbetrieben? Ist das in der anschließenden Schadensbehebung einkalkuliert? Benötigt der Wohlstand, welchen Europa gewöhnt ist, tatsächlich diese Menge Strom, welche oftmals zur Rechtfertigung sogar für den Neubau von Atomkraftwerken ins Treffen geführt wird, oder gäbe es bislang nicht ausreichend genutzte Möglichkeiten, ohne Einbüßen energiesparende Alternativen zu wählen? Wieviel Strom könnte beispielsweise allein in Deutschland eingespart werden, wenn tatsächlich alle Beleuchtungskörper mit LED ausgestattet würden – und das ohne jede Einschränkung der Lebensqualität?

Mir ist der schreckliche Jahrestag eine Mahnung, wieder einmal öffentlich dafür einzustehen, dass ich Angst vor Atomkraftwerken habe; dass ich bereit bin, alles in meiner unmittelbaren Gewalt stehende zu unternehmen, damit Strom sparsam genutzt wird; dass ich meinem Energieversorger mitteile, dass es mir wichtig ist, in alternative Stromgewinnung zu investieren und dafür auch gerne ein paar Cent je Kilowattstunde mehr zahle; dass ich die Politik daran erinnere, dass es, um meine Stimme zu bekommen, auch wichtig ist, entschieden dafür einzutreten, dass dieses ständige Damoklesschwert von Atomkraftwerken endlich einmal Ernst genommen und beseitigt wird.

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