1. Auffällig wird eine neue Bewegung durch die - durch alle Weltpresse gehende - Nachricht von der kampflosen Überlassung eines ganzen Stadtteils (SEATTLE, einzige Großstadt vom US-Bundesstaat Washington, der flächenmäßig zweieinhalbmal so groß wie Österreich ist) an eine zivilgesellschaftliche Organisation (Black-Lives-Matter).

2. Was uns in Europa irritieren mag, ist wie weit sich Teile der Bürgerschaft und insbesondere der Jugend (geboren rund um die Jahrtausendwende) von den "Amerikanertum", das wir noch als Besatzuungsmacht mit ihren GIs, die gerne Kaugummi verteilte, entfernt haben muss. Denn nicht nur einige Hitzköpfe im Kern der Organisation BLM sondern auch der Gouverneur des US-Bundesstaates und die Bürgermeisterin von Seattle sind diesen "anarchistisch-anmutenden" Stadtteilbesetzern tolerant entgegengekommen, sondern auch - laut Umfragen - sollen angeblich fast 2/3 der Gesamtpopulation der USA mit dieser Bewegung nachsichtig umgehen (also tatsächlich zunächst keine Polizeigewalt gegen diese internen Staatsfeinde, und die Duldung deren Teilherrschaft über ein noch kleines Gebiet).

3. Wenig allerdings ist begreiflich, was hier vorgeht, sind die Westküstenbewohner aller sonstigen westlichen Zivilisation so weit voraus, dass sie hier tatsächlich ein Experiment zulassen, und mal sehen wollen was dabei herauskommen kann, oder sind sie so geschichtsvergessen, dass sie die in der Komfortzone des Westsystems sich ausbreitende Selbst-ermächtigungs-Tendenzen überhaupt nicht mehr historisch einordnen, geschweige denn verstehen können?

4. Woher kommt eine anarchistisch-artige Bewegung, die eine offenbar neue Vision vom Zusammenleben hat, oder einfach so bequem ist, keine Vision zu haben, und sich dennoch "Randale" gegen das herrschende System anmaßt? Oder haben sie zum Teil gar recht, das Hauptsysstem der USA - dessen Aushängeschild derzeit TRUMP geworden ist - steht an einer Wende: Wobei nur eines feststeht: so wie bisher mit den "Roosevelt'schen Infrastruktur-Reform-Reparatueren" als größter Veränderung seit dem 19.Jh. geht es offenbar nicht mehr weiter...

5. Kann eine mentale Bewegung stattgefunden haben, die keinem so direkt bewusst geworden ist, und dennoch Öffentlichkeit und Oberflächenveränderung erwirkt: Die gänzliche Umkehrung der Feudalordung wie sie noch vor der französischen Revolution als Selbstverständlichkeit bestanden hat: "Kaiser-König-Edelmann-Bürger-Bauer-Bettelmann"... Und nunmehr die Umkehrung, wer Opfer der kapitalistischen Form der Spätform des Kapitalismus geworden ist, ist "Oben", wer reich - also Opferverursacher - geworden ist, ist "Unten" anzusiedeln - im weiten Land der "gefühlten Seele"...

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