Sprache entwickelt sich kontinuierlich und Debatten zu politisch korrektem Sprachgebrauch gibt es zuhauf. PETA setzt sich für Tierrechte ein und engagiert sich dafür, dass Tiere nicht länger ausgebeutet, getötet und aufgrund ihrer Art oder ihres Nutzens für den Menschen diskriminiert werden. Dies schließt auch die Sprache mit ein, da durch bestimmte Ausdrücke oder Redewendungen Vorurteile bekräftigt oder Tiere in ein falsches Licht gerückt werden. Es passt nicht zusammen, Tieren respektvoll begegnen und sich für ihren Schutz einsetzen zu wollen, aber gleichzeitig ihre toten Körper, ihr Leid oder bestimmte Eigenschaften im Sprachgebrauch zu instrumentalisieren.

Sprache trivialisiert Gewalt gegenüber Tieren und bekräftigt Vorurteile

Viele Idiome schreiben Tieren falsche Eigenschaften zu, wodurch sich Fehlwissen verbreitet und manche Tiere einen schlechten Ruf bekommen. So tauchen etwa Schweine oft in Verbindung mit negativen Phrasen auf, die ihnen eine mangelnde Intelligenz oder Unreinheit zuschreiben. Dabei sind Schweine sehr reinliche Tiere, äußerst klug und haben ein hervorragendes Langzeitgedächtnis. Wenn wir jemanden als „blöde Kuh“ bezeichnen, beleidigen wir damit Kühe und ignorieren, dass sie intelligent, loyal und hochsozial sind. Viele Begriffe sind zudem zu Unrecht negativ behaftet; so ist beispielsweise die Bezeichnung „Rabenmutter“ genau genommen ein Kompliment, da sich die Vögel liebevoll um ihren Nachwuchs kümmern. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, wenngleich nicht alle Redewendungen negativ behaftet sind.

Oftmals spiegelt sich jedoch auch Gewalt in Phrasen wider. Dass sich Begriffe wie „Versuchskaninchen“ im Sprachgebrauch etabliert haben, hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Gesellschaft diese Missstände bis heute als Tatsache annimmt, es also in Ordnung und normal ist, Tiere zu misshandeln und für die jeweiligen Zwecke auszubeuten. Auch würden die meisten von uns niemals selbst ein Huhn rupfen, doch trotzdem verwenden wir Sprichworte wie „ein Hühnchen mit jemandem rupfen“. Redewendungen dieser Art normalisieren Gewalt gegenüber anderen Lebewesen – dies desensibilisiert und ebnet schlimmstenfalls den Weg für physische Gewalt. Unsere Wortwahl mag Tiere nicht direkt verletzen – aber ihren unermesslichen Schmerz, ihr unvorstellbares Leid ganz beiläufig als stilistisches Mittel zu nutzen, ist Teil der Kultur, die diese Tierquälerei zulässt.

Sprache beeinflusst das Denken und Handeln – aber wir müssen uns nicht zum Obst der Woche machen

Was spricht dagegen, Redewendungen zu nutzen, die unser Mitgefühl gegenüber Tieren zum Ausdruck bringen? Um die Thematik mit Humor aufzugreifen, hat PETA USA im vergangenen Jahr Alternativen zu tierfeindlichen Redewendungen veröffentlicht. Wir müssen das Rad natürlich nicht zwingend neu erfinden, um unser Befinden auszudrücken oder bestimmte Situationen zu beschreiben – viele Sprichwörter ohne Tiere gibt es schon eh und je. Doch es spricht auch nichts dagegen, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen und künftig zum Beispiel stumm wie ein Tisch zu sein oder zwei Erbsen auf eine Gabel zu laden, statt zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

PETAs Schwerpunkt liegt nicht auf der Sprache. Aber die Art und Weise, wie wir Worte nutzen, hat einen großen Einfluss darauf, wie wir Menschen und nicht-menschliche Tiere betrachten und behandeln. Wir können Leben verändern – und indem wir die Sprache bei unserem Engagement für Tierrechte berücksichtigen, können wir auf das dahinterstehende Tierleid aufmerksam machen.

Selbstverständlich sind unsere Taten viel bedeutender als unsere Worte, daher ist es wichtig, in diesem Zusammenhang auch zu überdenken, was auf unserem Teller landet. Es wird höchste Zeit, Tiere als komplexe, intelligente Individuen anzusehen und anzuerkennen, dass sie ganz eigene Interessen haben und nicht für unsere Zwecke da sind.

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