Wie die Tierhaltung unsere Wasserkosten erhöht und uns krank macht

Es stinkt. Die Geruchsbelästigung durch Gülle ist das erste, was man wahrnimmt. Doch das ist leider nicht alles, denn die zahlreichen Folgeschäden der Gülle sind leider nicht so offenkundig. Für die Ausbringung von Gülle besteht eine generelle Sperrfrist vom 1. November bis zum 31. Januar, da die Pflanzen in dieser Zeit Nährstoffe schlechter aufnehmen. Doch nun geht der Gestank auf den Feldern wieder los.

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Trinkwasserqualität und Trinkwasserkosten

Das Grundwasser in Deutschland ist die wichtigste Quelle zur Trinkwassergewinnung. Der Grundwasserbericht Niedersachsen sieht in Nitrat das größte Problem für unser Grundwasser, denn immer mehr Messstellen weisen erhöhte Nitratwerte auf. [1] Nitrat entsteht aus Gülle und gelangt über die Ausbringung auf den Feldern in unser Grundwasser. Für 400 g Schweinefleisch werden 10 Liter Gülle produziert [2] Für 1 Liter Milch sind es 3 Liter Gülle. [3] Wer billige Tierprodukte konsumiert, zahlt beim Trinkwasser drauf. Um möglichst rentabel wirtschaften zu können, werden die Ställe in der landwirtschaftlichen Tierhaltung ausgebaut, um noch mehr Tiere halten zu können. Doch in dem Maße, wie die Stallgrößen wachsen, steigt auch die Gülleproduktion – und damit die Belastung des Grundwassers. [2] Die Tiere werden ausgebeutet, und die Umwelt wird geschädigt. Gleichzeitig erhalten genau diese Betriebe Subventionen. [4] Um die angefallenen Nitrate wieder aus dem Trinkwasser zu filtern, müsse Wasserwerke nachrüsten, wodurch das Trinkwasser teurer wird.

Hohe Nitrat- und Nitritwerte wurden auch vom Umweltbundesamt nachgewiesen – vor allem in Regionen, in denen eine hohe Tierhaltung betrieben wird. In Nordrhein-Westfalen sind 40 Prozent des Grundwassers mit Nitrat über dem Grenzwert belastet. Das alles ist jedoch nicht nur ein Umweltproblem, sondern stellt im schlimmsten Fall auch eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar, denn Nitrit ist krebserregend.

Antibiotika

2016 wurden in deutschen Ställen 742 Tonnen Antibiotika eingesetzt. [5] Ein großer Teil dieser Medikamente wird von den behandelten Tieren unverändert ausgeschieden und mit der Gülle auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht. Dort können sie über das Sickerwasser bis ins Grundwasser gelangen. Dieselben Antibiotika-Wirkstoffe werden auch in der Humanmedizin eingesetzt. Der Eintrag der Wirkstoffe in das Grundwasser hat nicht abschätzbare Auswirkungen auf die Organismen in Boden und Grundwasser und kann zu Antibiotikaresistenzen führen. Vor allem in Gegenden mit einer hohen Zahl an Tierhaltungsbetrieben konnte Antibiotika im Grundwasser festgestellt werden. [1,6,7]

Weitere Umweltfaktoren

Durch die erhöhten Stickstoffeinträge über die Düngung entstehen Risiken für das Klima, es bildet sich Feinstaub, Böden versauern und Gewässer kippen. Aus der Gülle dünstet unter anderem Lachgas aus – ein Gas, dass 310-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid. Diese Ausdünstungen bilden auch das Umweltgift Ammoniak. Ammoniak trägt zur Feinstaubbildung bei. 13 Prozent aller Todesfälle durch Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind auf Feinstaub aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung zurückzuführen. [8]

Gülle-Notstand

In Schleswig-Holstein fallen jedes Jahr rund 18 Millionen Tonnen Gülle an, die eigentlich bis Herbst auf die Felder ausgebracht werden müssen, denn danach greift bis Januar die Sperrfrist. Im Winter 2017 kam es daher zu einem Gülle-Notstand in Deutschland. Aufgrund von anhaltendem Regen durfte die Gülle in mehreren Bundesländern nicht auf die nassen Felder ausgefahren werden und sammelte sich in den Güllelagerbehältern. Die Landwirte reagierten, indem sie Notbehälter und „Güllelagunen“ errichteten. All das wäre nicht notwendig, wenn keine tierischen Produkte konsumiert werden. Denn die zu tausenden eingepferchten Tiere erledigen natürlich auch im Winter ihr Geschäft. [9]

Gülle-Tourismus

Die enorme „Viehsatzdichte“ in Niedersachsen und den Niederlanden führt zu einem weiteren Phänomen – dem sogenannten Gülle-Tourismus. In Gegenden, in denen viel Intensivtierhaltung betrieben wird, entsteht auch viel Gülle. Da es dort aber häufig wenig landwirtschaftliche Nutzflächen gibt, wird die Gülle in andere Regionen und Bundesländer transportiert oder sogar illegal entsorgt. [10,11] Dies bedeutet eine weitere Gefahr für die Umwelt. [12]

Bio-vegane Landwirtschaft – denn Gülle ist zur Pflanzendüngung nicht notwendig

Gülle wird gerne als notwendiger Nährstoff für das Pflanzenwachstum herangezogen. Da die Düngung mit künstlichen Düngern in der biologischen Landwirtschaft untersagt ist, sei die Gülledüngung daher wichtig für den Nährstoffeintrag. Aber es geht auch anders: Die bio-vegane Landwirtschaft zeigt mit ihren Techniken und Methoden, wie Nährstoffe ganz ohne tierische Exkremente in den Boden eingebracht werden können. Eine Tierhaltung ist nicht notwendig. Das Umweltbundesamt empfiehlt in seinem Bericht eine Landwirtschaft mit stickstofffixierenden Eiweißpflanzen zur Förderung der Humusbildung und Bodenfruchtbarkeit. Durch Fruchtfolgen und den Anbau von Zwischenfrüchten fördert die bio-vegane Landwirtschaft zudem die biologische Vielfalt der Pflanzen und Tiere. [1] Eine Düngung mit wasserbelastender, krank machender Gülle ist somit nicht notwendig!

Was Sie tun können

Wenn Sie die Belastung unseres Trinkwassers durch Gülle effektiv vermeiden möchten, leben Sie vegan. Wenn Sie weder Fleisch, Milch noch Eier konsumieren, dann wird auch weniger Gülle produziert. Wenn Sie vegan leben, werden Böden und Grundwasser weniger belastet und Sie retten jedes Jahr 50 Tieren das Leben. Es war nie leichter und wichtiger als heute. Melden Sie sich beim Veganstart-Programm an und Sie erhalten kostenlose Informationen für Ihren Einstieg in die vegane Lebensweise.

Für die Landwirtschaft stellt der bio-vegane Anbau eine effektive Lösung dar – denn die bio-vegane Landwirtschaft verzichtet auf Gülle und chemische Dünger und wird im Einklang mit der Natur und den Tieren betrieben.

Quellen

[1] Umweltbundesamt (Hrsg.) (2015): „Umweltbelastende Stoffeinträge aus der Landwirtschaft – Möglichkeiten und Maßnahmen zu ihrer Minderung in der konventionellen Landwirtschaft und im ökologischen Landbau“, Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau.

[2] Bericht WDR Servicezeit (2017): „Viel Gülle = Teures Trinkwasser?“. Online abgerufen 30.01.2018

[3] Pichler, Andreas (2017): „Das System Milch“, Dokumentarfilm, Eikon Filmproduktion und Miramonte Film. Verfügbar in Arte Mediathek bis 19.02.2018

[4] Von Daniels, Justus; Wehrmeyer, Stefan (2017): „Irrsinn der Agrarpolitik“ Recherche&Bericht, Correctiv.org. Online abgerufen 30.01.2018

[5] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: „Antibiotika in der Tiermedizin: Abgabemenge weiter gesunken“. Online abgerufen (30.01.2018).

[6] Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) (Hrsg.) (2017): „Grundwasserbericht Niedersachsen – Grundwasserstand sowie Güteparameter Nitrat und Antibiotika“, NLWKN, Norden.

[7] Hannappel, Stephan et al. (2014): „Vorkommen von Tierarzneimitteln im oberflächennahen Grundwasser unter Standorten mit hoher Viehbesatzdichte in Deutschland“. Fachartikel in Hydrologie und Wasserbewirtschaftung 58. Jahrgang, Heft 4, August 2014 doi: 10.5675/HyWa_2014,4_1

[8] Lelieveld, Jos/Evans, John S./Fnais, Mohammed/Giannadaki Despina/Pozzer, Andrea (2015): “The contribution of outdoor air pollution sources to premature mortality on a global scale”. Nature Magazin 525, 367-371. Nature, 17 September 2015; doi: 10.1038/nature15371.

[9] Pressebericht: „Gülle-Notlösung: 23 Bauern beantragen „Lagune“. NDR 29.12.2017. Online abgerufen 30.01.2018

[10] Pressebericht: „Gülle offenbar illegal im Wald entsorgt“. RP Online 16.01.2018. Online abgerufen 30.01.2018

[11] Pressebericht: „Der Gülle-Wahnsinn“. Frankfurter Rundschau 24.01.2017. Online abgerufen 30.01.2018 http://www.fr.de/wirtschaft/eu-klage-der-guelle-wahnsinn-a-741773

[12] Pressebericht: „LKW kracht gegen Baum – 15.000 Liter Gülle laufen aus“. Hamburger Abendblatt 17.01.2018. Online abgerufen 30.01.2018

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