Ist der Brexit als Retro-Bestrebung des "Zurück ins Nationale" psycho-genetisch erklärbar? Welche Entwicklung nimmt dieses Chaos und was können wir sicher vorhersagen?

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Eine der faszinierendsten Naturphänomene ist die Verwandlung einer Raupe in den Schmetterling: Dabei realisiert sich ein radikaler Paradigmenwechsel vom zwei- zum drei-dimensionalen Denken und Wollen. Die Raupe lebt in ihrer zweidimensionalen Welt. Friedlich und gefräßig bewegt sie sich auf dem Blatt hin und her und kann die dritte Dimension nicht einmal andenken. Irgendwann allerdings regt sich in ihr eine gewisse Unruhe und es gibt Gene, die verlangen nach Freiheit aus diesem eingeschränkten Dasein: wollen höher hinaus, fliegen lernen. Sie fordern ein neue Form der Existenz ein, wollen das alte Muster von Länge mal Breite verlassen. Nix da, anworten die Raupengene. Wir bleiben wo wir sind, weil uns gehts ja prima in unserer abgeschlossenen Existenz. Jedoch die Revoluzzer geben nicht auf. Sie treten zum Kampf an und wollen das alte lokale Denken eliminieren. Was meist nur die Insektenforscher wissen: Dieser Krieg der Gene findet fünf bis sechs mal statt! Und jedes Mal siegt das "Raupen-Denken". Bei jedem Kampf sterben mehr und mehr der konservativen Kräfte ab und die fortschrittlichen werden stärker bis sie letztendlich gesiegt haben. Und nach der Verpuppung setzt die Metamophose ein. Danach sprengt der Schmetterling den Kokon und fliegt in jugendlicher Schönheit dem Licht entgegen.

Wenn wir diesen Vorgang als Alegorie für die Entwicklung der Europäischen Union nehmen, so waren all die 28 Nationalstaaten im Raupenstadium, eingeschränkt auf das eigene Territorium und mit fixen räumlichen Grenzen. Die EU jedoch löste diese Grenzen weitgehend auf und mit der Personenfreizügigkeit können EU-Bürger/innen ohne Pass reisen und disloziert arbeiten. Das ist so attraktiv, dass auch Menschen aus Nicht-EU-Ländern in den Kontinent kommen oder wenigstens kommen wollen. Da wird es dann nicht eng, aber engstirnig, weil Ängste auftauchen - vor allem Verlustängste bezüglich Lebens-Qualität etc.

Wenn nun ein Land wie England schon ewig gewohnt war durch ihr Inseldasein einen gewissen Sonderstatus bzw. einen Absonderungs-Status für sich in Anspruch zu nehmen, dann war die volle Hingabe an das "Schmetterlings-Prinzip" der Union nie gegeben. Man war sozusagen mit ein paar Raupen-Beinen immer lieber im nationalen Gestrüpp. Der Versuch, nun aus der niemals komplett vollzogenen Metamorphose zurück in den nationalen Kokon zu schlüpfen ähnelt genau der Auseinandersetzung innerhalb des Raupen-Kampfes um Emanzipation aus der Isolierung. In der britischen Gesellschaft findet eine innere, höchst existentielle Auseinandersetzung statt um den eigenen Status. Auch jene Kräfte, die nun gesiegt haben und den Austritt fixieren, fühlen sich offensichtlch desorientiert. Wo will man den richtigen Platz in der Vergangenheit finden? Die gesellschaftliche Desorientierung spiegelt sich exakt im Houses of Parliament wider. Immer mehr wird den Betroffenen bewusst, dass der Austritt nicht funktionieren, Unsummen kosten wird und das Land um Jahre wenn nicht Jahrzehnte ins Abseits bringt.

Daher die Prognose: Der Brexit kann gar nicht funktionieren. Und selbst wenn er durchgezogen wird, werden die pro-eurpäischen Kräfte - so wie beim Schmetterling - recht rasch einen Aufstand inszenieren und die devote Rückkehr ohne alle Extra-Würste in den gemeinsamen Verband durchsetzen. Und zwar unter Garantie!

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Gerhard Novak

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Iris123

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