Unsere Gesellschaft scheint ein Tänzchen zu wagen. Die hysterische Musik dazu kommt von den Medien: den klassischen und den sozialen. Oder nennen wir sie lieber die Asozialen? Kollektiv benebelt durch permanente Oberflächlichkeiten, schrillem Entertainment und vielfältige Erheiterungen merken wir gar nicht wie nahe wir am Abgrund tanzen. Apokalyse now!

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Muss uns da eine böse blickende 16-Jährige auf den Ernst der Lage hinweisen? Irgendwie beschämend... Dabei sollte doch jedem nur mittelmäßig reflektierten Menschen klar sein, dass da etwas aus den Fugen geraten ist. Dass wir alle Schuld tragen am Ungleichgewicht: beim Klima, bei unserem schamlosen Konsumismus, bei der Unausgewogenheit der Macht zwischen den Geschlechtern, der immer größeren Kluft zwischen arm und reich, jung und alt, Inländern und Fremden etc. Nun treffen in unserer globalisierten Welt in wahrem Wortsinn "Welten" aufeinander. Da läßt sich kaum mehr etwas verbergen auch wenn noch so viel Fake produziert wird. Die Wahrheit dringt irgendwie durch und sie erreicht die entferntesten Gegenden:

Jeder Kamel-Junge im Sinai telefoniert permanent mit dem Handy. Alle Mönche in Tibet spielen mit dem Handy anstatt zu meditieren. Und sie schauen sich nicht nur heilige Texte an, sondern meist äußerst "Unheiliges". Sie werden dadurch total verwirrt im Vergleich zu ihren traditionellen Werten. Und niemand ist schuld oder kann etwas dafür.

So eine Art benebelter Totentanz auf dem Vulkan schürt Ängste und Aggressionen. Wen wundert es, dass es zu Terror-Attacken, Amokläufen, aber auch zu Streiks und massiven Demonstrationen kommt. Diese treten nicht nur in arabischen Ländern auf, sondern neulich auch in Chile, Frankreich, in Ostdeutschland, Rumänien, in Nord-China, bald auch in England und den USA...

Wer auf schwankendem Untergrund unterwegs ist, sucht Halt. Es ist Naheliegend, dass archaische Tendenzen zu Rückgriffen und Regressionen in alte Muster nahe liegen: die Lederhose und das Dirndl und die gute alte Blasmusik führen zu jener Folklore, die volks-dümmlich, volks-verdummend, ja volks-dämlich daher kommt. Aber hilft uns die Rückkehr zur "Tradition", zu nationaler Abschotung, zur Ausgrenzung des Fremden, der Schließung von irgendwelchen Routen wirklich weiter? Kann das Brett vor dem Kopf wirklich die Gefährlichkeit der Lage abwenden? Nein, weil wir können uns ja nicht einmal von einer Virus-Erkrankung aus China wirklich wegducken.

Aus der Strategie-Arbeit mit Unternehmen, die über Szenario-Technik Zukunftsprognosen für etwa drei Jahre vorhersagen, wissen wir, wann "Unsteuerbarkeit" eintritt. Nämlich genau dann, wenn von - sagen wir - sechs Einflussfaktoren (z.B. Finanzstärke, Human-Potenzial, Produktqualität, Innovationskraft, polit. Einfluss und Marktlage) mindestens drei stark auf die anderen massiv Einfluss nehmen. Dann funktioniert nichteinmal ein systemisch ausgewogenes Sanierungs-Konzept mehr. Der Crash ist vorhersehbar: soviel ist fix. Und genau das passiert eben in unserer Weltlage! Klima-Infarkt plus multiple Ungleichheiten plus etwa Digitalisierung plus plus. Das ist einfach "too much". Der chinesische Erfolgsautor Cixin Liu beschreibt aus einem ganz anderen Blickwinkel heraus in seinem Sience-Fiction-Roman "Die drei Sonnen" genau jenes Phänomen permanenter zivilisatorischen Zerstörung durch Unsteuerbarkeit.

Folgen wir dieser Logik, so bedeutet das, dass wir unserer klimatischen und gesellschaftlichen Unsteuerbarkeit nicht entgehen werden. Ob es apokalyptisch wird, können wir nicht sagen. Es stellt sich jedoch mit Sicherheit die Frage: wie gehen wir mit immer wieder neuen, unbekannten Herausforderung um und wie bereiten wir uns darauf vor? Sicher nicht mit dem Slogan "Keine Panik!" Die Psyche versteht nämlich Negationen nicht. Übrig bleibt das Angstsignal PANIK! (Die österreichische Politik sollte wenigstens Minimal-Psychologie studieren.)

Daher: Lederhose und Dirndl ausziehen, Bier stehen lassen, Musik leiser stellen und das Bierzelt verlassen. Das Leben ist weder ein Hit noch ein Big-Brother-Ponyhof. Üben wir ein konzentriertes Miteinander auf kontinentalem - oder noch besser - globalem Niveau ein! Dazu allein braucht es ein bis zwei Jahrzehnte. Die EU übt schon fleissig, aber noch mit gemischten Erfolg. Macht nichts, es geht nur so!

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pirandello

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Iris123

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