In knapp zwei Wochen wird im Wiener Straflandesgericht der mysteriöse Mordfall an zwei Managern der kasachischen Nurbank im Jahr 2007 verhandelt. 90 Zeugen werden aussagen, Berichterstatter aus Kasachstan, der Ukraine und Russland reisen an, und es herrschen höchste Sicherheitsmaßnahmen. Nur der Hauptangeklagte wird bei diesem Prozess fehlen – Ex-Kasachen-Botschafter Rakhat Aliyev ist seit Ende Februar tot. Erhängt in seiner Zelle in der Justizanstalt Josefstadt im Nassbereich.

Wenn am 14. April der Mordprozess gegen ihn, den Ex-Kasachen-Geheimdienst-Chef Alnur Mussayev und den bei der Präsidentenwache beschäftigten Vadim Koshlyak beginnt, wäre es von Vorteil, hätte die heimische Justiz bis dahin allen Spekulationen und Gerüchten ein Ende bereitet. So mysteriös und undurchsichtig Aliyevs Vita und Geschäfte waren, so unklar sind noch immer die Umstände seines Ablebens. Seitdem verging kaum eine Woche ohne Spekulationen: Zwar schloss die Gerichtsmedizin ein paar Tage nach seinem Tod offiziell Fremdverschulden aus, dieses Ergebnis wird aber noch in St. Gallen geprüft und der schriftliche Bericht steht noch aus. Der Raum für Gerüchte wurde so noch mehr angeheizt. Weil zudem eine winzige Menge an Barbituraten in einem Vortest von Aliyevs Blut gefunden wurde, wird ein möglicher Selbstmord von Aliyevs Anwälten sogar angezweifelt und der kasachische Geheimdienst zumindest ins Spiel gebracht. Im Hintergrund trägt die Kanzlei seiner Verteidiger mit jener Wiener Kanzlei, die die Witwen der Nurbank-Opfer vertritt, juristische und mediale Stellvertreter-Kämpfe aus. Zuguterletzt wurde auch noch eine Staatsanwältin wegen möglicher Anstiftung zum Amtsmissbrauch freigestellt. Kurz: Es brodelt im Fall Aliyev und das schon lange vor dem Mordprozess.

Klarheit können jetzt nur das toxikologische Gutachten und der Test aus St.Gallen bringen. Werden diese nicht rechtzeitig fertig, startet der an sich schon komplizierte Mordprozess, der ohnehin schon für mehrere Wochen angesetzt ist, unter denkbar schwierigen Bedingungen. Deshalb braucht es eine vollständige Aufklärung. Jetzt!