Autobiographisches Schreiben kann dein Leben retten

Autobiographisches Schreiben kann dein Leben retten, sagt Pat Schneider in ihrem Memoir “How the light gets in. Writing as a spiritual practice”: Die von Peter Elbow geschätzte amerikanische Schreiblehrerin (“The wisest teacher of writing I know!”) unterrichtet seit über dreißig Jahren Creative Writing und publiziert v.a. Lyrik.

Wie kann Schreiben Leben retten? Indem wir wagen, dunkle, schmerzhafte Bereiche in unserer Erinnerung aufzusuchen und schreibend Licht hinein zu bringen. Das was verschwiegen, ungesagt blieb, die Psyche vergiftete, darf nun ins Licht. “Something in me that was broken, cracked – becomes whole. The cracks, if I write them with utter honesty, are where the light gets in. The present meets the past, and healing begins.”

Aber: Pat Schneider plädiert dafür, nicht jedes Schreiben zu teilen. Sie sagt: “We must hold the most sacred writing in privacy, (…), until (…) it becomes safe (…) to share it with others. Some things we write may never be shared.” Und das ist gut so. Es gibt Themen, die reif sind, z.B. in einer Memoir-Gruppehervorzukommen, geteilt zu werden, zu einem Stück Literatur zu werden. Aber es ist notwendig, darüber zu schreiben, im Tagebuch, in der Schreibgruppe – ohne es vorzulesen. Einfach im schützenden Rahmen einer Gruppe von Schreibenden die bisher verborgende Dinge ans Licht bringen und so nicht länger vor sich selbst schweigen.

Denn: allein für uns aufzuschreiben, was unser inneres Auge sieht, unser inneres Ohr hört, bedeutet “to break silence.“ Wenn wir diese Texte dann auch in einem schützenden Rahmen vorlesen oder gar publizieren, „it fully breaks silence.“ Es ist aber nicht notwendig, Texte zu teilen, um das heilende Potenzial des Schreibens zu erfahren, denn: „If we write and never show it (…), we have nevertheless broken an inner silence, and in the very act of writing will have let some light in to the inner space that needed light.”

P.S.: Der Titel von Pat Schneiders Memoir „How the light gets in“ ist inspiriert von Leonard Cohens Song „Anthem“, wo er singt: „Ring the bells that still can ring, forget your perfect offering. There is a crack in everything. That`s how the light gets in.“

Johanna Vedral

6
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Daniel Guttmann

Daniel Guttmann bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:07

Bernhard Juranek

Bernhard Juranek bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:07

Bluesanne

Bluesanne bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:07

Herbert Erregger

Herbert Erregger bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:07

irmi

irmi bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:07

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:07

3 Kommentare

Mehr von Johanna Vedral