Während ich noch immer röchelnd mit Grippe darniederliege, hier der zweite Teil der Anekdoten rund um die Wörthersee-Schifffahrt....
Das "Diensttischtuch"
Diese Anekdote spielt zu der Zeit, als die Straßenbahn noch zum Wörthersee fuhr.Ein älterer und ein jüngerer Kapitän trafen sich eines Morgens im Aufenthaltsraum der Werft. Der ältere Kapitän war gerade dabei, seine Diensttasche zu ordnen und entnahm dieser ein sorgfältig gebügeltes, zusammengelegtes weißes Tischtuch. Leider wissen wir nicht mehr, wofür er dieses wirklich brauchte; wir wissen aber, was er seinem jüngeren Kollegen schlagfertig antwortete, als dieser ihn auf das Tischtuch ansprach. "Hast Du die neueste Dienstanweisung nicht gelesen? Jeder Kapitän muß ein weißes Tischtuch in seiner Tasche haben, um gegebenenfalls bei besonderen Fahrgästen sofort einen Tisch an Bord ordentlich decken zu können. Der Herr Betriebsleiter wird das übrigens streng kontrollieren!"Der junge Kollege, in Panik, einen Fehler zu machen, rief sofort über mehrere Umwege (er selbst hatte kein Telefon) seine Frau an, die sich sofort mit dem einzigen weißen Tischtuch des Haushalts in die Straßenbahn setzte und ihrem Mann in die Werft brachte. Dieser führte das Tischtuch nun auch brav über mehrere Wochen in seiner Tasche mit, ohne natürlich kontrolliert zu werden.Allerdings staunte der Herr Betriebsleiter nicht schlecht, als ihn nach einigen Wochen die Ehefrau des Kapitäns mit der Bitte aufsuchte, doch das "Diensttischtuch" für einige Tage wieder in häusliche Obhut zu geben, da man die Schwiegereltern zum Essen erwarte und das weiße Tischtuch eben das einzige des Haushalts sei....Man klärte die Sache schließlich schallend lachend auf; der Begriff des "Diensttischtuchs" hielt sich aber noch über Jahre in der Werft......
Diplomatie unter Bürgermeistern
Im Jahr 1966 sollten auf dem Wörthersee zwei neue Schiffe in Dienst gestellt werden (eines davon, die heutige 'Velden', ist noch immer am Wörthersee unterwegs, während es ihre Schwester als 'St.Magdalena' auf den Völkermarkter Stausee verschlagen hat). Jedermann am See kannte die beiden Schiffe unter ihrem Taufnamen 'Wiesbaden' und 'Maria Wörth'. Nur wenige aber wissen, dass die Stadt Klagenfurt die 'Maria Wörth' eigentlich nach einer anderen Partnerstadt benennen wollte. Das verärgerte den Bürgermeister von Maria Wörth und er drohte dem Klagenfurter Bürgermeister damit, die Anlegestellen im Gemeindegebiet (Dellach, Maria Wörth, Reifnitz) während der Sommersaison schwarz beflaggen und dekorieren zu lassen und alle Sommergäste auf diese 'Ungerechtigkeit' aufmerksam zu machen. Daraufhin wurde der Klagenfurter Bürgermeister (Ausserwinkler) weich und ermöglichte, dass die "Maria Wörth" zu ihrem klassischen Namen kam.
Brennholz en gros.....Anfang der 1950iger Jahre war der "Neptun", eines der anderen Schiffe der Flotte, mit einer Mädchenschulklasse auf Sonderfahrt. Es war ein schöner Tag und dieser sollte mit einem Badeaufenthalt im Strandbad Maiernigg beendet werden. Als sich der Kapitän zum Anlegen an der damals noch vorhandenen Anlegestelle bereitmachte, mußte er feststellen, daß der Maschinist im Bauch des Schiffes seinen Anweisungen nicht Folge leistete. Konnte er auch nicht, da er an Deck gegangen war, um mit den Mädchen zu plaudern. Der Kapitän mußte seinen Steuerstand verlassen, um seinen Maschinisten an seine Pflichten zu erinnern. Steuerlos rammte das Schiff kurz darauf das Seehaus einer Klagenfurter Familie. Dieses war aus Holz und nach dem Kontakt mit dem stählernen Rumpf des Schiffes nur mehr Brennholz. Abgesehen vom Ärger folgte ein langwieriger Rechtsstreit zwischen den Stadtwerken und der Versicherung. Denn die Schiffe waren gegen Kollisionen mit anderen Schiffen oder auch mit Schwimmern versichert; niemand hatte aber daran gedacht, eine Kollisionsversicherung "Schiff gegen Haus" abzuschließen.
Die Sache mit dem Igel....Ein besonders neuralgischer Punkt bei den großen Passagierschiffen sind immer die WC-Anlagen. Da die Abwässer nicht mehr in den See entsorgt werden, verfügt jedes Schiff über einen großen Abwassertank, dessen Inhalt in der Werft über ein Pumpsystem in die Ringkanalisation abgeleitet wird.Eines schönen Sommertages kam ein Matrose zum Kapitän und berichtete ihm, dass das Herren-WC an Bord verstopft sei. Anscheinend habe der Verursacher noch versucht, mit der Klobürste die Verstopfung zu beseitigen, hatte es aber noch schlimmer gemacht, da der Bürstenkopf im WC stecken geblieben war und nur noch der Stiel vorhanden war.Der Kapitän - nicht daran interessiert, nach Dienst noch das halbe WC abbauen zu können - vertraute auf die Physik und hoffte, dass der Bürstenkopf beim Absaugen des Tanks durch den Unterdruck mit entfernt werden würde.Und tatsächlich - mit einem interessanten Geräusch verabschiedete sich wenig später der Bürstenkopf durch den Abwasserschlauch. Problem gelöst, Feierabend gerettet.Einige Tage später reklamierte ein anderer Schiffsführer, dass die Abwasserpumpe an der Servicebrücke nicht richtig funktioniere. Ein Praktikant der HTL wurde beauftragt, die Pumpe auseinander zu nehmen und nach der Ursache zu forschen. Als er das Pumpengehäuse abgenommen hatte, wurde die Ursache sofort klar. Der Bürstenkopf hatte sich in der Pumpe verklemmt, war aber nicht mehr als solcher zu erkennen. Die Borsten waren schwarz geworden. Der Praktikant wurde kreidebleich und rief: "Chef, wir haben einen Igel eingesaugt!" Große Aufregung bis in die Chefetage.Die auf der Nachbarbrücke arbeitende Crew, der das Missgeschick mit der Bürste passiert war, wusste allerdings nicht, wohin vor Lachen. Erst viel später erfolgte eine Aufklärung der Ursache des "Igels in der Pumpe."