11 Uhr: ich liege auf meiner Couch und weiß nichts mit mir anzufangen. Die aktuelle Neon, die ich gestern im Briefkasten fand, ich durchgelesen. Naja, zumindest habe ich alle Artikel gelesen, die mich interessierten. Hat mich eine knappe Stunde gekostet. Sonntage fallen meinem Körper schwer. Auch wenn ich morgens erst um 7 Uhr ins Bett gehe, spätestens 10 Uhr schreit mein Hirn "Aufstehen!". Da kann ich noch so lange die Augen schließen und mich noch einmal umdrehen, funktioniert nicht. Auch wenn ich einfach liegen bleibe, und mir eine Serie anmache, in meinem Kopf schwirren ständig Gedanken wie: "Du musst jetzt aufstehen, was schaffen, den Tag sinnvoll gestalten!". Irgendwann beuge ich mich meinem Hirn und schleppe mich eine Etage tiefer. Das Frühstück ist meist noch das Highlight meines Sonntags. Brötchen, gekochtes Ei, lecker! Doch sobald ich satt aufstehe, überkommt mich das Gefühl, den Tag nicht ordentlich nutzen zu können.

Gut, das sollte ich vielleicht noch ein wenig einschränken. Normalerweise beginnen Sonntage für mich mit einem manchmal kleinen, gelegentlich aber auch großen Kater. Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchweh. Da fällt es mir dann weniger schwer, mich einfach hinzulegen und zu warten, bis ich mich endlich wieder zumindest ein Stückchen lebendig fühle. Aber sobald ich meinen Samstagabend mal ruhiger verbringe, falle ich am nächsten Tag dem Sonntags-Blues zum Opfer. Ich muss doch mal was sinnvolles tun, was schaffen. Schließlich ist das der einzige Tag, über den ich komplett frei verfügen kann. Mit Glück finde ich eine plausible Ausrede, die mein Hirn milde stimmt. Dauerregen, eisige Minustemperaturen oder Unwetterwarnungen zum Beispiel. Da kann auch mein Kopf nicht gegen ankommen, da schaltet er ab und genießt das Rumlungern.

Nur gibt es heute leider weder eine Unwetterwarnung, Dauerregen, noch eisige Minustemperaturen. Ich könnte also wunderbar die Wohnung aufräumen, ein Buch lesen, mein Paket aus der Packstation holen, mit der Katze spielen, Wäsche waschen, mal wieder ein paar Mails schreiben, Unterlagen sortieren, etwas lernen...etc..etc...so könnte ich die Liste bis ins Unendliche füllen. Aber ich habe einfach keine Lust! Ich mache einfach nichts. Doch damit gehts mir auch nicht gut. In meiner Bauchgegend fühle ich mich schuldig, so als würde ich Zeit vergeuden. Am Ende ärgere ich mich doch wieder, dass ich nichts getan habe. Am Ende bin ich unzufrieden, weil ich nur so vor mich hin gelebt habe. Andere gehen schließlich Sonntag raus, erleben Abenteuer, machen Sport, verbringen die Zeit mit etwas sinnvollem.

Es ist ja nicht so, dass ich den Sonntags-Blues schon immer hatte. Damals, als ich noch mit meinem Ex zusammenwohnte, war immer etwas los. Das nervige Sonntags-Mittag bei den Schwiergereltern zum Beispiel. Bei dem ich nie hunger hatte, weil ich am Wochenende einfach nie Mittag esse. Aber das Gehirn ist glücklich, weil man ja was getan hat, was erlebt hat. Danach gabs oft einen Spaziergang und noch ein Stündchen Tanzkurs. Manchmal wurde abends sogar groß gekocht oder ins Kino gegangen. Da war immer etwas los. Ich war nicht allein, da gab es immer einen Part, der mich so lange belatscht hat, bis ich mich aus meiner Komfortzone bewegt habe.

Und nun liege ich auf der Couch, dem Sonntags-Blues verfallen und fühle mich schlecht. Ich will etwas dagegen tun, aber ich kann es nicht. Ich bin einfach zu unmotiviert. Das ist wie als wenn man durst hat, das Wasserglas so weit weg steht, dass man aufstehen müsste, man sich dann aber überlegt, dass man ja eigentlich doch gar nicht so viel durst hätte, als dass sich der Weg zum Wasserglas lohnen würde. Vielleicht sollte ich einfach wieder ins Bett gehen, schlafen. Da merkt man wenigstens nicht, wieviel Zeit vergeht. Aber dann liege ich die halbe Nacht wach, kann nicht schlafen, und ärgere mich am Montag, dass ich so unfit zur Arbeit gehen muss. Und dann nehme ich mir fürs nächste Wochenende vor: Mal richtig ausruhen! Einfach mal nichts machen. Es ist ein Teufelskreis.

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Erkrath

Erkrath bewertete diesen Eintrag 11.01.2016 07:47:48

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