Die aktuelle Diskussion über das „ungerechtfertigt hohe“ Einkommen der Kapitalisten und deren Steuervermeidungs-Tricks einerseits und ein bedingungsloses Grundeinkommen mit seiner „sozialen Hängematte“ andererseits spaltet die Gesellschaft immer mehr. Weil ein ganz entscheidender Punkt dabei unberücksichtigt bleibt. Auch Adriano Celentano wird dabei zu Wort kommen.

Wie vieles begann auch diese Diskussion in der Bibel. Paulus schrieb in seinem 2. Brief an die Thessalonicher „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“. Er meinte damit, dass man selbst für sich sorgen und anderen nicht zur Last fallen solle. Unterschiedlich gedeutet wurde dieses Zitat von Hitler, Stalin und Babel: Während Hitler und Stalin damit im diktatorischen Stil an Pflichtbewusstsein und Fleiß der Menschen appellierten, richtete sich der auch von Marx inspirierte Sozialist Babel gegen alle, die nur aufgrund Ihres Status', Erbes oder Vermögens zu Geld gekommen wären und dabei keine Arbeit leisten würden.

Oft ohne an diese Wurzeln zu denken, verlangen auch heute die einen, dass „diejenigen, die arbeiten, nicht die Dummen sein sollen“ und dass der Anreiz zu arbeiten nicht durch „zu hohe Arbeitslosen-Unterstützung und Mindestsicherungen“ untergraben werden dürfe. Sie wollen „Leistungsgerechtigkeit“. Die anderen verlangen „angesichts der zunehmenden Automatisierung und Verarmung“ ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle, sowie höhere (oder Einführung von) Vermögens- und Erbschaftssteuern, ein Beenden der Steuerflucht der Konzerne und Superreichen. Sie wollen „Verteilungsgerechtigkeit“.

Von privilegierten Klientelen ausgebeutet

Beide Ansätze haben was für sich. Eines bleibt aber in unserer heutigen Welt - in der sich eben nicht mehr nur Adel und Bauern oder Industrielle und Arbeiterschaft alleine gegenüberstehen – kaum berücksichtigt: Der den Großteil der Arbeitsplätze schaffende bzw. ausfüllende und die Steuerlast mehrheitlich tragende Mittelstand reagiert mit großer Skepsis auf „linke“ Steuer- und Umverteilungspläne. Weil er – da es bis dato in der EU unmöglich war sich auf die Schließung von Steueroasen und eine gemeinsame Steuerpolitik zu einigen – fürchtet, weiterhin am meisten zur Kassa „gebeten“ und letztlich von privilegierten Klientelen (Konzerne, Superreiche, Beamte, Pensionisten) noch mehr ausgebeutet zu werden. Im Moment erfährt diese Sicht – auch wegen zugewanderter Armut und Unbildung – einen Aufschwung.

Celentano & Darwin

Adriano Celentano sang 1970 das großartige Lied „Chi non lavora non fa l’amore“, also “Wer nicht arbeitet, soll auch nicht Liebe machen”. Er besingt sich dabei als einen Streikenden, der seiner Frau keine Geld nach Hause bringen kann, die ihn nun ihrerseits mit einem „Sex-Streik“ bedroht, worauf er den Arbeits-Streik bricht, daraufhin verprügelt wird und sich schließlich verzweifelt an Gott wendet: „Was soll ich machen?“ Indirekt bezichtigte er mit dem Lied alle Untätigen als lieblose bzw. nicht liebenswürdige Geschöpfe, die „Faulen“ wie die „Reichen“. Was auch ein wenig darwinistisch klingt, weil damit die nicht Arbeitenden von der Fortpflanzung ausgeschlossen würden.

Solange die „lieblosen“ Nicht-Arbeiter noch Parteien und Lobbys haben, die sie schützen, sagt der Mittelstand ganz zurecht: NICHT MIT MIR!

Mag. Wolfgang Lusak

Unternehmensberater und Lobby-Coach

www.lusak.at www.lobbydermitte.at

Wer gerne den ganzen Text des oben genannten Liedes auf deutsch lesen will: Adriano Celentano: "Chi non lavora non fa l‘amore" oder "Wer nichts arbeitet soll auch keine Liebe machen!"

Wer nicht arbeitet,

macht keine Liebe.

Das hat mir

gestern meine Frau gesagt.

Gestern kam ich müde nach Hause, ich setzte mich,

es gab nichts auf dem Tisch.

Wütend ruft sie mir zu:

Ich habe zwei bis drei Tage gestreikt, denn das

Geld, das du mir gibst, reicht nicht mehr aus.

Und sie hat beschlossen, dass

der Streik gegen mich gerichtet ist.

Wer nicht arbeitet, macht keine Liebe.

Das hat mir

gestern meine Frau gesagt.

Also ging ich zur Arbeit,

während alle im Streik waren.

Und ein großer Schlag traf mich im Gesicht.

Ich ging zu Fuß zur medizinischen Untersuchung:

Es wurde auch in der Straßenbahn gestreikt

aber als ich beim Doktor ankam, war er nicht da,

auch er ist im Streik.

Was ist das für ein Spiel?

Aber…aber wie wird das?

Das ist das Chaos in der Stadt

Ich weiß nicht, was ich machen soll,

Sie streiken nicht, um mich zu treffen,

Sie streiken, wie meine Frau sagt:

Wer nicht arbeitet, macht keine Liebe.

Gib mir die Erhöhung, Herr

So wirst du sehen wie bei dir zu Hause

und im eigenen Haus die Liebe einkehrt.

Es macht keine Liebe

wer nicht arbeitet.

Auf dem Bild: Adriano Celentano https://www.youtube.com/watch?v=LlIjTECarkg

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