Der Fall ist eine beispiellose Schande und ist seit wenigen Wochen traurige Gewissheit: Wegen fehlender Kennzeichnungen hat das Leipziger Landratsamt insgesamt 78 Tiere der beschlagnahmten Herde des Landwirtes Arnd Viehweg aus Großbardau töten lassen. EINFACH TÖTEN LASSEN. Obwohl einfach? Nein einfach hat man es den Tieren nicht gemacht! Es war eine sehr langsame Töten mittels Elektroschocks, der Kopf eingeklemmt in einer Foltermaschine. Schrecklich.

Ich halte das für eine große Tragödie. In Österreich wäre so etwas nicht wirklich möglich, da die Verfassung seit 2013 auch Tiere als schützenswert erachtet.

Es gibt zwei Wege, wie Nutztiere gehalten werden können, wenn man von industrialisierter Landwirtschaft absieht. Ein Weg ist, dass man die Tiere, die irgendwann im Laufe ihres Lebens getötet werden, um sie zu verspeisen, fast zu hundert Prozent naturbelassen umherstreifen lässt und sie möglichst wenig bis gar keinen Kontakt zu Menschen haben. Der zweite Weg ist, sie im gesamten Lauf ihres Lebens an Menschen zu gewöhnen. Ich halte es mehr mit dem zweiten Weg.

Im Fall der Tiere von Großbardau hat sich der betreffende Bauer, der wohl amtsbekannt und nicht gerade einfach gewesen sein dürfte, für ersteren entschieden. Die Tiere waren Menschen nicht gewohnt. Nun hat er wohl bei der Kennzeichnung Fehler gemacht und letztlich entschied das Amt, hier Tiere zu töten. Das ist für mich unverständlich.

Denn – das Verhalten des Bauerns hin oder her – hier muss der Gesellschaft mehr einfallen. Und der Vertreter der Gesellschaft ist nun einmal die Behörde. Es braucht Zeit und Geduld und etwas Geld, um verwilderte Nutztiere quasi zu „resozialisieren“, aber es geht.

Ich bin selbst ehrenamtliche Obfrau bei einem Verein, der sich mit Geflügel beschäftigt und möglichst gute Lebensbedingungen für sie erreichen will. Da arbeiten Bauern, Tierschützer und Behörden Hand in Hand. Das wäre auch dort vonnöten gewesen. Es geht uns TierrechtlerInnen nicht darum, jemanden öffentlich die rote Karte zu zeigen. Viel mehr wollen wir mit allen Beteiligten gute Lösungen erreichen. Das war in Deutschland nicht der Fall und es macht mich traurig.

Der „Schuldige“ ist in dem Fall in meinen Augen aber ganz klar die Behörde. Man hätte TierschützerInnen mit ins Boot holen sollen. Schließlich sollte es um ein gutes Miteinander gehen.

privat

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