Ermittlungen wegen Tierquälerei bei Tierversuchen an der VetUni Wien

Tierversuche seien notwendig, flötet die Rektorin der veterinärmedizinischen Universität Wien. Tierversuche in der Veterinärmedizin? Wofür genau sind die notwendig? Notwendig, um Menschen zu retten wohl nicht. Notwendig, Heilmethoden für Krankheiten an Haustieren zu entwickeln? Was für eine Ethik ist das: wir opfern einen Laborhund um Haushunde zu retten? Wieso gehen Haushunde vor? Wir opfern ja auch keine Menschen, um Menschen zu retten. Das oft wiederholte „Mensch zuerst“-Argument zieht hier wohl nicht. Offensichtlich wird, dass Tierversuche nie so begründet waren. Vielmehr ging und geht es darum, Forschung zu betreiben und Erkenntnisse zu gewinnen. Punkt. Publizieren, bekannt werden, Karriere machen. Das triffts eher. Meint Rektorin Sonja Hammerschmid das mit „notwendig“?

Liest man die nach EU-Recht veröffentlichten „nichttechnischen Projektzusammenfassungen“ aller Tierversuche in Österreich 2014, so findet man fast keine, die dem Zweck dienen würden, Heilmethoden für kranke Haustiere zu entwickeln. Die allermeisten veterinärmedizinischen Tierversuche haben ein anderes Ziel, z.B. die Effizienz der Tiernutzung in landwirtschaftlichen Tierfabriken zu erhöhen. Daher weht der Wind der Drittmittelfinanzierung. Notwendig?

Ich habe nun eine Serie von Tierversuchen an 150 Puten und 100 Hühnern wegen Tierquälerei zur Anzeige gebracht. Wo und von wem genau diese Tierversuche durchgeführt wurden, ist unter den nichttechnischen Projektzusammenfassungen aber nicht angeführt. Ich erinnere mich noch deutlich an die Einwände der Tierversuchsindustrie bei Entstehung des neuen Tierversuchsgesetzes 2013. Es sei  unverantwortlich, genau anzugeben, wer welche Tierversuche mache, sonst kämen „radikale Tierschützer“ und würden demonstrieren. Laut Auskunft des Wissenschaftsministeriums müsse eine Anzeige wegen Übertretung des Tierversuchsgesetzes an jene Bezirksverwaltung geschickt werden, in deren Bezirk dieser Tierversuch stattgefunden hat. Ohne dieses Wissen sei also keine Anzeige möglich. Die Vermutung liegt nahe, dass es überhaupt keine Anzeigen wegen Übertretung des Tierversuchsgesetzes gibt. Wer könnte das schon anzeigen, wenn alles unter totaler Geheimhaltung geschieht?

So habe ich die genannten Tierversuche an Puten und Hühnern wegen Tierquälerei nach dem Strafgesetzbuch der Staatsanwaltschaft gemeldet. Für diesen Tierversuch wurden 250 Vögel mit der Schwarzkopfkrankheit infiziert und unbehandelt gelassen. Der Versuchsleiter selbst gab an, dass dadurch die Vögel schwer gelitten haben, die höchste Stufe von Leid im Tierversuch, die das Gesetz vorsieht. Dabei gibt es schon eine Reihe von Medikamenten, die diese Krankheit behandelbar machen. Nur dürften die Vögel dann nicht mehr vom Menschen gegessen werden. Um einen Profitverlust zu vermeiden, will die Putenmastindustrie also ein neues Medikament haben, das man prophylaktisch allen Tieren kostengünstig verfüttern kann und das ohne Rückstände bleibt. Bei diesen Tierversuchen geht es also mitnichten um die Heilung von Tieren, es geht darum, bei der Tierindustrie Profitverluste zu vermeiden. Und das ist, mit Verlaub, kein Grund, der ausreichen darf, um Tieren derart viel Leid zuzufügen.

Die Staatsanwaltschaft sah das ähnlich und hat die Polizei mit Ermittlungen beauftragt. Einige ZeugInnen und ExpertInnen, die ich genannt hatte, wurden bereits einvernommen. Der vermutliche Tierexperimentator von der Geflügelklinik der VetUni Wien hat bis jetzt die Aussage verweigert. Wo kämen wir da hin, wenn man sich für Tierversuche rechtfertigen muss, die man schon seit vielen Jahren durchführt?

Jetzt hat mir eine Person anonym Fotos von Puten geschickt, die angeblich in dieser Geflügelklinik in Tierversuchen verwendet werden. Ich muss hier vorsichtig sein, Frau Rektorin Hammerschmid hat mir sofort mit Klagen gedroht, wenn ich fälschlich behaupten sollte, Tierversuche an ihrer Uni seien Tierquälerei. Also habe ich bei ihr nachgefragt, ob diese Tierversuche tatsächlich an ihrer Geflügelklinik stattgefunden haben und ob die Fotos von dort stammen. Die Antwort war eisiges Schweigen. Vielleicht hat sie nur meine zahlreichen Emails übersehen, vielleicht wurden und werden diese Tierversuche aber tatsächlich dort durchgeführt und müssen die Puten in winzigen Plastikkäfigen sitzen, wie auf den Bildern zu sehen. Ein schreckliches Los. Nur, damit die Tierindustrie mehr Profit macht. Notwendig?

Ich habe der Polizei nun auch diese Fotos als Beweismittel geschickt. Wir dürfen gespannt sein, ob erstmals in der Geschichte ein Tierexperimentator wegen Tierquälerei nach dem Strafgesetzbuch zur Verantwortung gezogen wird!

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