Ertappt: Kistlrebhühner bei Mensdorff-Pouilly

Am 16. September 2015 fanden wir tausende Fasane, Rebhühner und Stockenten bei Alfons Mensdorff-Pouilly in Volieren in seinem Jagdgebiet bei Luising im Südburgenland. Das burgenländische Jagdgesetz verbietet das Aussetzen dieser Tiere ab diesem Zeitpunkt. Doch die BH Güssing ließ sich vom Jagdherren überzeugen: das seien doch nur Tiere zur Zucht. Seltsam, wo doch bis zum 10. August alle diese Volieren leer gestanden waren und wir an diesem Tag beobachten konnten, dass die Tiere aus ungarischen Zuchtstationen angeliefert wurden. Wechselte Mensdorff-Pouilly über Nacht zum Vogelzüchter?

Ich wandte mich an die zuständige Landesrätin Verena Dunst, die übrigens aus der Nachbarschaft von Luising stammt und die Gepflogenheiten dort also kennen muss. Sie sprach sich gegen ein Verbot des Aussetzens von gezüchtetem Federwild aus, weil sich dadurch die Niederwildpopulationen stabilisieren ließen. Aha. Die Zuchttiere werden also nicht ausgesetzt, um abgeschossen zu werden?

Mitnichten. Ab 30. September, dem Beginn der Jagdsaison auf Fasane, lagen wir in Mennsdorff-Pouillys Jagdrevier auf der Lauer. Am nächsten Tag um 21 Uhr saß ich in einem Auto auf einer öffentlichen Straße in der Nähe einer der Volieren, als ein Pick-up mit der Autonummer „MPA“ für „Mensdorff-Pouilly, Alfons“ vorfuhr und mich blockierte. Zwei Männer stiegen aus, Gewehre in der Hand. Man zeigte mir eine Jagdaufseher Plakette. Ich sei verdächtig, hier zu wildern, eröffnete man mir. Jagdaufseher hätten in diesem Fall das Recht, meine Identität zu prüfen. Unter diesen Umständen zeigte ich ihnen meinen Führerschein.

Doch falls sie angenommen hatten, mich auf diese Weise vertreiben zu können, so lagen sie falsch. Wir setzten die Überwachung fort und wurden fündig. Am Samstag dem 3. Oktober um 7 Uhr früh fuhr derselbe Pick-up bei einer Rebhuhnvoliere von Mensdorff-Pouilly in Luising vor und stopfte mehrere hundert der Tiere in winzige Kisten. Anschließend wurden diese Kisten in die umliegenden Heckenreihen gelegt. Die Jagdgäste kamen diesmal allerdings nicht zum Schuss, das wussten wir zu verhindern.

Stabilisierung der Niederwildpopulationen? Also erstens, wenn diese stabilisiert werden müssen, wir wäre es, wenn man sie dann einfach nicht bejagt? Zweitens scheint es mir eine ziemlich hirnlose Artenschutzmaßnahme zu sein, solche Vögel zu züchten und auszusetzen, nur um sie wenige Minuten später gleich wieder abzuschießen. Drittens sind alle diese Zuchttiere hilflos und unerfahren, sie können werde mit Raubfeinden umgehen, noch wissen sie, wo sie Nahrung finden. Nur wenige Stunden nach dem Aussetzen waren viele der Rebhühner bereits tot, der Rest saß fiepend in großer Gruppe im Dickicht und schien auf Hilfe zu hoffen. Ja, und viertens ist ein solches „Auswilderungsprojekt“ zum Scheitern verurteilt, wenn man den Tieren vorher die Schnäbel kupiert. Diese Maßnahme ist nämlich in Ungarn, woher diese Tiere stammen, Usus in der Zucht von Vögeln für die Jagd. In der Massentierhaltung gehen die Tiere nämlich aufeinander los und so zwickt man ihnen den oberen Teil des Schnabels mit der Spitze ab, um Beschädigungen, die den Profit schmälern, zu vermeiden. Dann können sie sich zwar nicht mehr verletzen, aber die Nahrungsaufnahme wird schwierig. Beste Voraussetzungen für eine „Stabilisierung der Niederwildpopulationen“.

Also lassen wir doch die Scheinheiligkeit. Die Zucht von Tieren für die Jagd dient ausschließlich der Unterhaltung. Und das, geehrte Frau Landesrätin, ist inakzeptabel. Das Strafgesetzbuch verbietet die Tötung von Wirbeltieren ohne guten Grund. Und das Strafgesetz verbietet das Aussetzen von Tieren, die in der Freiheit zu leben unfähig sind. Aber das Strafgesetz gilt auch für die Jagd. Bisher hat man sich da durchlaviert, hat das Gesetz gebogen, sich auf alte Gepflogenheiten herausgeredet oder einfach nicht hingeschaut. Jetzt muss Schluss damit sein. Wir brauchen ein absolutes Verbot der Haltung, des Transports und des Aussetzens von Tieren zum Zweck der Jagd. Ohne wenn und aber. Und zwar sofort! Österreichweit!

Eine Petition des VGT dazu: www.vgt.at/gatterjagd

Emailprotest: www.vgt.at/jagdappell

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