Erinnerungen an Auschwitz-Birkenau und die NS Geschichte

Auschwitz-Birkenau wurde am 27.1.45 befreit.

Es war schon gestern ein Artikel vom Wanderprophet dazu auf der Plattform. Ich fand diesen Blog gut, weil er das Elend besonders deutlich machte, aber er war nicht vollständig.

Die aufgezählten Fakten werden doch fast allen Schulkindern in Deutschland, sicher auch in Österreich vermittelt. Ob sie ankommen, ist eine eigene Frage. Doch was wird gelehrt und was vermittelt?

Fakt ist, dass zum Verständnis der Weimarer Republik, der Machtübernahme Hitlers, dessen Ausweitung seiner Macht zu einem Regime etwas fehlt. Schon der gestrige Streit zeigte, was fehlt, wenn man will auch die Höcke Diskussion. Was fehlt? Die Verbindung zur jetzigen Zeit, das Thema wird von deutschen Historikern nicht mehr aufgearbeitet. Damit wird es kaum mehr offen diskutiert, dem Thema fehlt der aktuelle Bezug, geschichtliche Forschung muss sich immer aktualisieren, wird sie aber in Deutschland nicht.

Stigmatisierung des Themas

Worum es hierbei aber praktisch geht, hat Christian Meier hellsichtig umrissen: Mit einer solchen Verantwortung, wie die Deutschen sie tragen, lasse sich nur leben, wenn die anderen Völker es „uns nicht zu schwer“ machen. Damit ist schon alles gesagt: Es lässt sich also damit schwerlich leben. Denn was heißt es im praktischen politischen Leben, solcher „Verantwortung“ gerecht zu werden? Ganz simpel: Nicht tun dürfen, was andere tun; tun müssen, was die anderen nicht tun. Es ist längst vorherzusehen gewesen, dass bereits bei geringen Konflikten manche Regierungen - und vor allem die Massenmedien - diesen immensen Vorteil gegenüber den Deutschen ausspielen, indem sie alte Rechnungen auskramen und präsentieren. Solche Erpressungen sind ein legitimes Mittel auf dem internationalen Spielfeld, solange gedächtnispolitische Pflege jene Untaten in hohem Kurs hält und solange keine Weltrepublik die Spieler ihren Regeln unterstellt. Daher sind sie gar nicht verhinderbar.

Dauerhaft bestehen - auch im europäischen Rahmen - kann das deutsche Volk freilich nur als normales Volk, nicht als stigmatisiertes. Denn die Folgen solcher Stigmatisierung ähneln sich stets, egal welche Anlässe sie selber haben mag. Diese Normalität ist das Grundrecht jeder Generation auf Erden. Denn moralisch beginnt bei jedem Menschen die Welt aufs Neue, auch wenn wir geschichtlich immer befangen bleiben.

Die gestrige Diskussion zeigte, dass an der geschichtliche Aufarbeitung einiges fehlt, sie weitergehen muss und zwar nicht nur von Wissenschaftlern aus anderen Ländern. Die Aufarbeitung des NS ist seit dem "Historikerstreit" zu stehen kommen. "Habermas spannte vier Historiker zu einer Front zusammen, die sehr verschiedene Ansichten vertraten. Und er fälschte Zitate...Allen seriösen Historikern, die in die Debatte einstiegen, egal auf welcher Seite, fiel auf, wie und wo der Frankfurter Sozialphilosoph Zitate verkrümmte und den Kontrahenten Positionen unterstellte, um denunziatorische Urteile loszulassen. Gar nicht selten verbarg diese „Habermas-Methode“, dass der Sozialphilosoph keine Ahnung hatte von den theoretischen Voraussetzungen, mit denen etwa Nolte operierte. Es hätte keine Nachsicht geben dürfen, denn das Ausmaß der Zitate-Verkrümmungen war gigantisch; und sie hat kein Vorbild in der Geschichte deutscher Polemiken unter Wissenschaftlern. Habermas bediente sich journalistischer Tricks, und zwar solcher, die sonst dem Lumpenjournalismus vorbehalten waren. Es bleibt als Armutszeugnis bestehen, dass die Fachdisziplin sich nicht geschlossen dagegen wehrte. ...

Was tat also Habermas? Er diskreditierte sachlich arbeitende Wissenschaftler, es entfachte sich ein heftiger Streit, weil dies natürlich die Wissenschaftler verdächtigte die NS Zeit falsch, d. h. verharmlosend darzustellen. „Freies Verleumden aus Gesinnungsgründen - Sophismus, nicht Diskurs - das ist das Recht des Starken, zu einem solchen Popanz hat Habermas deutsche Medien [und Wissenschaftler] gemacht!“

Und genau deshalb wirkt so eine süffisante Rede von B. Höcke derartig attraktiv auf junge Menschen. Man hat das deutsche Volk stigmatisiert, als schuldig und immer in der Pflicht dafür zu büßen dargestellt, beharrt noch immer darauf. Dies wollen aber viele teilweise abschütteln. Doch seit diesem Historikerstreit wagte es kein Historiker mehr diesen Diskurs erneut zu führen, NS Geschichtsaufarbeitung als solche ist in Deutschland faktisch tot, man kann keine Kritik an geltenden Schemen mehr vorbringen. Und dies ist das Problem.

Gleichzeitig schwingen sich fortwährend „Richter“ auf, sei es aus den Medien, der Politik oder normale Bürger, die im Namen des Volkes und seiner Geschichte über Aussagen anderer richten, sehr oft um ihre politische Ansichten durchzusetzen bzw. andere zu diskreditieren.

Es geht hierbei nicht zuerst um die Fakten, also wie viele Umgebrachte, sondern es geht darum, wie schuldig waren die Einzelnen an den NS Verbrechen. Das Problem war Hitler an die Macht kommen zu lassen, obschon seiner sich klar darstellenden rassistischen Einstellung und ihn sein Regime, damit auch seine Macht ausweiten zu lassen. Ein starkes Regime kann nicht von einzelnen Menschen zu Fall gebracht werden, daher sollte sich jeder fragen, der die ganze Generation unserer Großeltern verteilt: Wärst Du auch in ein KZ gegangen, nur um offen zu sagen oder dagegen zu protesieren, dass Juden ermordet werden? Denn faktisch jeder klar denkende Mensch wusste zumindest ansatzweise um die geschehenden Verbrechen. Man sah die LKWs mit hunderten Juden wegfahren und hörte nie wieder etwas von diesen. Nicht wenige fragten sicher hinter vorgehaltener Hand wo diese denn seien, man wagte es nur nicht dies offen fragen und zu kritisieren bzw. im nächsten Schritt etwas dagegen zu tun.

Es gab Menschen, die handelten und vor denen ziehe ich meinen Hut, aber Widerständler sind meist eine sehr kleine Gruppe, so war es auch im dritten Reich. Hinzu kamen mit dem Ausbruch des Krieges sofortige Exekutionen bei Widerstand.

Hier hat die Diskussion anzusetzen. Hier müssen Historiker klären ob nur wir Deutsche solche Verbrechen taten bzw. zu solchen Verbrechen fähig sind. Weitere Fragen sind zu klären, bis hin, ist diese Stigmatisierung des deutschen Volkes gerechtfertigt? Die geschichtliche Aufarbeitung muss weitergehen um je zu einem aktuellen Stand zu kommen, wie man dieses Thema gegenwärtig betrachtet, dann hat man den Bezug zur jetzigen Zeit wiederhergestellt.

Fakt ist, nur mit einer ehrlichen Aufarbeitung kann man solcherart diskutierenden wie B. Höcke den Rückhalt entziehen. Anbindend daran hat ein ehrlicher Umgang mit dem Thema stattzufinden. Mit tagtäglicher Belehrung oder gar Propaganda bis hinein in die Schulen erreicht man auf Dauer keine gebührende Achtung vor den Opfern der NS Zeit, ganz im Gegenteil, dies führt zum dem Risiko dass das Thema niemand mehr interessiert oder es viele nicht mehr ernst nehmen.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/historikerstreit-die-habermas-methode-13568.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

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