Herr Magister Hubert Patterer ich fordere Sie auf abzutreten

Sehr geehrter Herr Chefredakteur,

in Ihrem Blatt erschien zum Wochenende eine Todesanzeige, in der der Verstorbene mit seinem SS-Dienstgrad "Untersturmführer" - also Leutnant, was immerhin ein Offiziersrang innerhalb der sog. "Schutzstaffel" war - beschrieben wird. Ferner wird auf sein goldenes Ehrenzeichen der sog. "Hitlerjugend" bezug genommen. Weiters auf das von ihm - wofür wird nicht im Detail ausgeführt - während des hitlerschen Angriffs - und Vernichtungskrieges erworbene "Eiserne Kreuz 2. Klasse" (EK II.) hingewiesen. Geburts - und Todestag werden mit germanischen Runen gekennzeichnet. Das wirklich unfassbare kommt am Schluss. Dort heißt es: "Seine Ehre hieß Treue":

Herr Patterer, den einschlägigen Internet-Eintragungen ist zu entnehmen, dass Sie im Jahr 1962 geboren sind. Es ist also durchaus möglich, dass Ihre schulische Ausbildung, zumindest was den Geschichtsunterricht betrifft, den damaligen Standards entsprach. Soll heissen - nicht notwendigerweise ganz vollständig war. Deshalb erlauben Sie, sehr geehrter Herr Patterer, bitte, einige Hinweise:

1) Die SS (Schutzstaffel) und ihre Neben - und Unterorganisationen wurden nach dem Krieg - und das mit Recht - als "verbrecherische Organisationen" eingestuft und verboten.

2) Der Dienstrang "Untersturmführer" ist - in diesem Zusammenhang - zweifelsfrei ein Offizierstitel der SS, also einer verbrecherischen Organisation.

3) "Meine Ehre heißt Treue" war das Motto der - verbrecherischen - Schutzstaffel (SS)

Die, deren Ehre angeblich die Treue war,  begingen unsagbare Verbrechen. Vor allem das singuläre Menschheitsverbrechen des Holocaust, dem rund sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die Details dazu findet man in der Forschung.

Es ist einfach unerträglich, dass eine der bedeutendsten Tageszeitungen dieses Landes unter Ihrer Führung, sehr geschätzter Herr Patterer, diesen Verbrechern Raum gibt, ihr menschenverachtendes und massenmörderisches Treiben auch noch zu verherrlichen. Und, Herr Patterer, Ihre Zeitung lässt sich dafür auch noch bezahlen!

Was aber das Schlimmste ist: ihre Entschuldigung, die Sie heute über die sozialen Medien verbreiten ließen, ist eine unfassbare Verhöhnung der Opfer (und deren Nachkommen) durch Sie selber. Sie versuchen Ihrer Verantwortung zu entgehen. Das ist umso schlimmer, als wir gerade den siebzigsten Jahrestag der Befreiung aus den Händen jener Schergen, denen ihr pervertierter Ehrbegriff zur Rechtferigung jedes Verbrechens diente, begehen.

"Es war ein fürchterlicher Fehler" schreiben Sie. Und liefern auch gleich die Entschuldigung für Ihr eigenes fehlerhaftes Verhalten mit: Sie beschreiben "die Feuerwand zwischen Anzeigen und Redaktion", die bedinge, "dass wir alle Anzeigen, auch die Todesannoncen, auf unseren Schirmen nicht sehen."

Sehr geehrter Herr Patterer, laut Eintrag auf der Homepage der Kleinen Zeitung sind Sie nicht nur deren Chefredakteur, sondern auch deren Geschäftsführer. Als Letzterer sind Sie zweifelsfrei auch für den kaufmännischen Bereich zuständig. Soviel zu den Feuerwänden zwischen "Anzeigen und Redaktion".

Der Inhalt Ihrer veröffentlichten Entschuldigung findet also keine Deckung in der Realität der Doppelfunktion die Sie in Ihrem Unternehmen bekleiden. Sie ist daher auch ein sich lustig machen über die Leser und die Inserenten der Kleinen Zeitung. Weil Sie anscheinend davon ausgehen, dass das niemand hinterfragen würde. Deshalb - davon bin ich zutiefst überzeugt - sollten Sie, sehr geehrter Herr Patterer, den Anstand haben und Ihr wichtiges Amt zur Verfügung stellen.

Hochachtungsvoll

Michael Fink

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Herbert Erregger

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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