Keine seiner düsteren Prognosen ist jemals eingetroffen. Seine verkorksten Rechenmodelle sind längst der Lächerlichkeit preisgegeben. Und doch unterliegen Europas linke Eliten Marxens Platituden vom Komplott des Kapitals. Zu verlockend ist die Einfachheit, mit der sich eine ökonomisch ungebildete Gesellschaft das unbekannte Wesen Wirtschaft „wirklich“ erklären kann.

Ausbeutung

So ergibt sich für Marx der Profit des Unternehmers („Mehrwert“) aus der Ausbeutung seiner Arbeiter: 50% Profit am Produkt würde sich der Kapitalist alleine aneignen. Ein grotesker Vorwurf, wenn man die „Profitspannen“ bei SPAR und Co betrachtet: 1% Gewinn am Umsatz.

Total vergaloppiert hat Marx sich auch beim Wert der Arbeitskraft („Reproduktionswert“). Der ergibt sich für ihn aus jener Zahl an Arbeitsstunden, die benötigt wird, um den „Arbeiter großzuziehen, zu ernähren, zu kleiden und unterzubringen“.

Öl durch Arbeit teuer?

Alle Kostenfaktoren - wie Energie, Rohstoffe, Maschinen oder Patente – drückt Marx in Arbeitskraft-Einheiten aus. Aber der Ölpreis schwankt nicht, weil sich die Arbeitskraft verteuert hätte, sondern, weil die OPEC-Länder ihre Produktion künstlich, die Natur die ihre natürlich verknappen - und sich die Einkäufer der Raffinerien nun überbieten. Und obwohl Öl-Arbeiter die höchsten Löhne eines Landes einfahren, beträgt deren Anteil nur wenige Prozent am Ölpreis.

Am 21. Jahrhundert vorbei

Marxens (zu) einfache Rechnung geht an der Wirklichkeit moderner Dienstleistungsgesellschaften ohnedies vorbei. Der Wert eines Anwalts/Programmierers/Kellners bemisst sich nicht an der Menge an Lebensmitteln, die der braucht, um sich am Leben zu erhalten, sondern an der Produktivität seiner Arbeit.

Klassenkampf

Für Marx besteht zwischen Kapitalisten- und Arbeiterklasse eine natürliche Feindschaft, weil er dem antiken Irrtum des Nullsummenspiels verfallen ist. Nach dieser ist der „Gewinn des Einen immer der Verlust des Anderen“. In den 3.000 Jahren der Antike, in denen es kein Wirtschaftswachstum gab, richtig – seit der Industrialisierung aber Schnee von gestern. Wer heute ein schönes Auto besitzt, hat es niemandem weggenommen – sondern durch die Produktion neuer Güter und Leistungen erarbeitet. Und weil im Wert dieser neuen Güter auch neue Geldscheine in Umlauf gebracht wurden, geht Niemandem etwas ab. (Krisen entstehen nur, wenn Politiker mehr staatliches Geld drucken als Güter produziert wurden, um vor der Wahl noch einen Boom zu schaffen).

Fall der Profitrate

Marx glaubte, dass der Kapitalist den Mehrwert („50%“), den er dem Arbeiter laufend stiehlt, in immer bessere Maschinen investiert. Dadurch produzieren immer weniger Firmen immer effizienter, bis irgendwann nur mehr einige wenige große überbleiben, die dann die Welt beherrschten – und die Arbeiter noch mehr ausbeuteten.

Wer jedoch den Kurszettel der Londoner Börse aus dem Jahr 1867, als Marxens „Kapital“ veröffentlicht wurde, studiert, der wird feststellen, dass es keine einzige Aktiengesellschaft von damals heute noch gibt – geschweige denn, dass sie die Welt beherrschen würde.

Konzerne sterben

Analysiert man das Wachstum von Konzernen, zeigt sich deren Vergänglichkeit. Von den 15 größten Konzernen im Jahre 1982 gibt es heute nur mehr 2 - dafür tummeln sich dort japanische oder chinesische Firmen. Konzerne wie Chrysler, LTV oder Kodak gingen Pleite, andere wie Ford wuchsen langsamer als das BIP der Welt.

Die Verschwörung „mächtiger Kapitalisten mit der Politik“ gibt es nur in Hollywood. Der Kapitalismus hat den Massenwohlstand explodieren lassen – und damit auch das Selbstvertrauen der Bürger gegenüber ihrem Souverän und ihren Arbeitgebern. Nie war die Macht des Bürgers (etwa in Form der EU) größer als heute, nie waren die Kartellstrafen der Europäischen Kommission höher.

Verelendungstheorie

Laut Marx würde der vermehrte Kapital-Einsatz immer mehr Arbeiter durch Maschinen ersetzen. Wo die Löhne oberhalb ihres Existenzminimums liegen würden, würde es zu Lohnsenkungen kommen; dort, wo kein Spielraum für Lohnsenkungen mehr besteht, zu Arbeitslosigkeit und Verelendung und Hunger und Tod. In ihrer Verzweiflung würde sich die Arbeiterklasse erhaben und die Kapitalistenklasse in einer Weltrevolution enteignen.

Kurz gefasst: Auch die Verelendungstheorie war ein Griff ins Nichts. Tatsächlich klagten Österreichs Pferdekutscher des 19. Jahrhundert die aufkommende Dampfeisenbahn als Arbeitsplatzkiller an. Und wirklich verloren Tausende Kutscher ihren Job. Doch gleichzeitig konnten Güter nun um 90 Prozent billiger befördert werden. Die Preise aller Güter sanken und Millionen Bürger konnten sich nun mehr und neue Güter leisten. Damit stieg die Beschäftigung um ein Vielfaches – und mit ihm der Lebensstandard. Auch die Kutscher waren irgendwann bei den neu entstandenen Fabriken untergekommen.

Kaufkraft-Explosion ohne Marx

Alleine seit dem Erscheinen von Karl Marx’ „Kapital“ 1967 hatte sich die Kaufkraft englischer Bauarbeiter real verachtfacht. In 150 Jahren hatte sich in Österreich die Lebenserwartung von 34 Jahre auf 80 Jahre fast verdreifacht. Und sie steigt immer schneller: Alleine von 1972 bis 2012 um 10 Jahre!

1885 arbeitete man noch 66 Stunden in der Woche, 1920 noch 48, heute nur mehr 40. Natürlich wäre die Absenkung der Wochenarbeitszeit langsamer gegangen, hätten ausschließlich die Arbeitgeber das Tempo vorgegeben. Das liegt aber in der Natur der Sache. Auch Konsumenten würden am liebsten weniger (oder gar nicht) bezahlen, wenn dies möglich wäre.

Indien: Arm dank Marx

Lediglich Gesellschaften, die marxistische Ideale durchsetzten, stürzten ab: So richteten die Nachkommen Gandhis Indien streng nach gemeinwohl-ökonomischen Gesichtspunkten aus: Die Wirtschaft wurde verstaatlicht, der Patentschutz abgeschafft, gemeinwohl-orientierte Produktionsformen wie Genossenschaften einseitig gefördert, der freie Handel durch hohe Zölle eingebremst.

Statt Überfluss für alle erstickte man aber bald im Elend: 40% aller weltweiten Armen lebten 1980 im marxistischen Indien. 1991 war auch hier der Ofen aus: Seit dem Schwenk zu Marktwirtschaft, Freihandel und privatem Unternehmertum konnten 200 Millionen Inder in die Mittelschicht aufsteigen.

Deren Kinder studieren heute an US-Eliteunis jene Fehlannahmen, die ihr Land ab 1948 in ein ideologisches Labor verwandelt hatten. Jene Ideen, denen Europas Eliten immer noch nachzutrauern scheinen.

Michael Hörl.

In „Deutschland lügt sich links“ („und Österreich lügt mit“), erläutert der Wirtschaftspublizist, warum Europas Eliten ihre Bürger in Schulen, Unis, NGOs und Medien nach dem marxistischem Gleichheitsbegriff erziehen wollen - und wie sie die Bürger darum täglich in der Presse anlügen.

„Deutschland lügt sich links“ ist bei Lichtschlag erschienen und hat 452 Seiten.

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Thomas Herzig

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fischundfleisch

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