Die aktuelle Gesellschaftsdebatte ob eine Mutter es bereuen darf Mutter geworden zu sein ist ein weiteres Zeichen für unsere hyperegoistische Gesellschaft. Ja, Muttersein bedeutet Verantwortung, bedeutet viel Angst, viele schlaflose Nächte und Sorgen ohne Ende. Das sind angeblich die Gründe, die betreffende Mütter nennen, wenn sie sagen, sie lieben ihre Kinder zwar, aber sie bereuen es Mutter geworden zu sein. Was an sich schon ein Widerspruch in sich ist, denn könnte eine Mutter das Muttersein rückgängig machen, gäbe es diese Liebe auch nicht. Trotzdem sind Rückmeldungen zu lesen, wie: "Bravo! Ein weiterer Schritt zur Befreiung der Frau." oder "Könnte ich es mir aussuchen, wäre ich lieber Vater als Mutter geworden."

Wodurch befreit sich die Frau wenn sie einen so großen Ausdruck ihrer Weiblichkeit bereut? Welch Befreiung liegt darin sagen zu können man bereue den emotionalsten Teil des Ichs? Den Teil, der tiefste Liebe zulässt und eben auch die größten Ängste hervorruft?

Eine kurze Definition des Wortes Reue aus dem Duden: Reue = "tiefes Bedauern über etwas, was nachträglich als Unrecht, als [moralisch] falsch empfunden wird"

...Aber Hauptsache, sie lieben ihre Kinder trotzdem...

Diese Wörter in den Mund zu nehmen zeugt nicht nur von absoluter Unreflektiertheit, sondern vor allem in hohem Maße von Egoismus. Mütter, die im Nachhinein keine Mütter sein wollen, weil sie SICH überfordert fühlen, weil sie SELBST Angst haben, weil sie zuviel Verantwortung in SICH tragen. Denkt jemand an die Kinder dieser Mütter? Kann man sich vorstellen was in diesen Kindern vorgeht, die hören, dass ihre Mütter sie zwar lieben, aber eigentlich bereuen Mutter geworden zu sein? Die Kinder können nichts dafür, dass ihre Mutter Mutter geworden ist. Die Kinder können ihrer Mutter diese Rolle auch nicht abnehmen. Die Kinder müssen für immer mit dem Gedanken leben, dass ihre Mutter nicht ihre Mutter sein will. Und so etwas bejubelt man? Eine schirche Gesellschaft!

Einer einzigen Mutter billige ich Reue über das Muttersein zu. Und zwar dieser Mutter, die mit ihrem Kind in einem zerbombten Haus in einem Kriegsgebiet sitzt und in ständiger Angst, dass jemand ihrem Kind wehtun könnte, alles unternimmt, damit ihr Kind keine Angst haben muss. Der Mutter, die ihrem Kind unter Tränen Gute-Nacht-Lieder vorsingt, damit es ohne böse Träume einschlafen kann und die ihrem Kind ein Versteck im Boden einrichtet, damit es für einige Tage überleben kann, wenn der Mutter etwas zustoßen sollte. Dieser Mutter billige ich zu, dass sie es bereut dieses Kind geboren zu haben. Dieses Kind in eine Welt gesetzt zu haben, die so schlecht und so böse ist, dass nicht einmal ein unschuldiges Kind sicher vor ihr ist. Diese Reue entsteht aber aus innigster Liebe zu diesem Kind und nicht aus innigster Liebe zu sich selbst.

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Herbert Erregger

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Bernhard Juranek

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Andrea Walter

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fischundfleisch

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