Er wird euch die Angst nicht nehmen, weil er sie braucht.

Hättet ihr keine Angst, würdet ihr nicht auf seine Parolen hoffen. Er verspricht euch, dass ihr stärker werdet. Stärker als die, vor denen ihr Angst habt. Doch wenn man sich sicher fühlt und gelassen bleibt, hört man nicht auf ihn, der immerwährend von Bedrohung spricht.

Wie der Muezzin regelmäßig vom Minarett ruft, betet er euch von der Bedrohung vor: "Seid wachsam! Der Feind ist schon unter euch! Er wird eure Frauen vergewaltigen, eure Söhne töten und eure Kinder entführen! Und es werden noch mehr kommen, viel mehr! Wir werden überrannt werden! Wir müssen uns schützen! Wehrt euch! Baut Zäune! Errichtet Mauern!"

Er wird euch die Angst nicht nehmen, weil er sie braucht. Ohne eure Angst ist er ein unbedeutender Mensch, den keiner beachtet. Eure Angst macht ihn groß, erweckt seine kleine Seele und lässt sie von Macht träumen.

Er ruft euch zu: "Versammelt euch! Gemeinsam sind wir stark! Wir werden siegen!" Doch wozu sollte man sich zusammenrotten, wenn man sich nicht fürchtet, wenn man keinen Feind im Kopf hat, den man besiegen soll? Er braucht eure Angst, sonst würden sich keine Massen für ihn versammeln, die ihn stark machen.

Er braucht eure Angst, sonst würden seine Hassparolen nicht auf fruchtbaren Boden fallen. "Hasse deine Feinde!" Das vertreibt eure Angst. Das macht euch stark. Je mehr ihr seid, die ihr eure Feinde hasst, desto stärker fühlt ihr euch. Das ist sein Versprechen. "Versammelt euch!" Gemeinsam hassen, das ist ein mächtiges Gefühl!

Er wird euch die Angst nicht nehmen. Er wird euch das Fürchten lehren.

Und dann wird er noch lauter scheien: "Schlagt den bösen Feind, der euch das Fürchten lehren will!" Und er wird euch auch diese Furcht nicht nehmen. Im Gegenteil. Böse und grauenhaft wird er den Feind ausmalen. Er wird vor mächtigen, gewalttätigen Feinden warnen und zu Gewalt aufrufen: "Unser Frieden ist bedroht! Wir werden angegriffen! Greift zu den Waffen!"

Angst vor dieser Zukunft?

Ich schreibe diesen Text in der Hoffnung, dass ihr nicht auf das Großmaul mit der kleinen, ängstlichen Seele hereinfällt. Angst findet keine Lösungen.

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