Leben mit dem Worst-Case – der Kaiser von Amerika

Er hat es geschafft! Donald Trump wurde zum Präsidenten der USA gekrönt. Insignien eines Kaisers muss man ihm nicht überreichen, verfügt er doch selbst über einen reichlich feudalen Geschmack, der vielleicht nur noch von einem arabischen Prinzen übertroffen wird.

Seine Wahl ist allerdings nur die jüngste Spitze einer globalen Entwicklung, die scheinbar seit dem Jahr 2000 zunehmend an Dynamik gewonnen hat. Weshalb man sich fragen sollte, inwieweit das Best Case von heute nicht dem Worst-Case von gestern entspricht. Wendet man dieses Prognosemodell alleine auf die politischen Ereignisse der letzten 2-3 Jahre an, war die Wahl Donald Trumps – global gesehen – vor der Wahl das Worst Case-Szenario schlechthin und ist, zieht man die unwahrscheinlichen Entwicklungsmöglichkeiten ab, nun als Faktum der vorläufige Mittelweg. Würde man jetzt all diese Entwicklungen, wie Erdogans Umbau der Türkei in ein Sultanat 2.0, der Brexit, der unübersehbare Rechtsruck in Europas Politik, bis zum drohenden Zerfall der EU, in einem Diagramm anordnen, zeigt sich, dass Worst-Case-Szenarien überwiegen und der Trend nach unten unaufhaltsam scheint.

Man möchte Winston Churchill wieder einmal mehr recht geben, als er sagte: „Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit dem durchschnittlichen Wähler.“ Nicht, dass die Demokratie an sich eine schlechte Form des Regierens wäre. Oder alle Menschen zu dumm. Jede Meinung braucht Beachtung. Weite Teile Europas können zudem stolz darauf sein, durch Demokratie einen 70-jährigen Frieden geschaffen zu haben. Doch wie man an den Beispielen Türkei und USA sieht, führt dieser Anspruch auf das Recht der freien Meinung auch zu dramatischen Fehlentwicklungen. Es geht nicht an, dass Menschen durch beinahe jeden dahergelaufenen „Keiler“, „Gebrauchtwagenverkäufer“ oder „Möchtegerndespoten“, so sehr in ihrer Meinung manipuliert werden, dass Sie Wölfe als Schafe wahrnehmen. Die richtige Wahl zu treffen geht von einem Standpunkt des Wissens aus und nicht vom emotionalen Befinden des Wählers.

Beleuchtet man die Figur Donald Trump mit von amerikanischen Freiheitsdoktrinen ungetrübten Augen, entsteht das Bild eines alt geworden, adipösen, spätpubertierenden Hypermachos, der nur durch zweifelhaftes Geschäftsgebaren sein Vermögen generiert. Soziale Intelligenz und Empathie scheinen ihm dabei gänzlich fremd zu sein, Ethik und Worttreue finden sich nicht in seinem Vokabular. Mangelnde Steuerehrlichkeit ist für ihn ein cleveres Geschäftsmodell und der Posten des Präsidenten wahrscheinlich nur eine weitere Methode, das wirtschaftliche Umfeld zu seinem Vorteil zu gestalten. Dass er sich dazu die milliardenschweren Granden ins Kabinett holen will, ist jedoch kein Freundschaftsdienst, sondern seine Form der „Bestechung“, um Abhängigkeiten erst gar nicht entstehen zu lassen. Unter Lobbyisten gilt „Leben und leben lassen!“. Wobei es: "Mitgefangen, mitgehangen" besser treffen dürfte. Schließlich soll man nicht alle Fehler alleine machen.

Die Vorwürfe, er hätte die Wahl nur durch „Russische Hacker“ gewinnen können, kann man getrost als sekundär betrachten, wenn man bedenkt, welch immenses Vermögen Donald Trump zur Verfügung steht. Bei den harten Bandagen, mit denen üblicherweise in den USA gerne gekämpft wird, könnte man leicht spekulieren, dass etliches Geld weder in Plakate, noch in bunte Luftballons geflossen ist. Der Fantasie sollte man jetzt etwas Freiraum gönnen…

Doch trotz all dem, was Donald Trump bisher erreicht hat, wird ihm seine Gier und Skrupellosigkeit, sehr wahrscheinlich einen extrem tiefen Fall bescheren. Denn ganz besonders als Präsident der USA muss er seine Worte weise wählen. Weisheit gehört aber garantiert nicht zu seinen herausragenden Skills. So griff er bei einer Pressekonferenz die Medienvertreter pauschal an, sie würden bloß Lügen verbreiten. Als mediengeübter Mensch sollte er eigentlich wissen, dass er sich so die Stufen zu seinem Schafott in Rekordzeit baut.

Nicht nur an diesem Beispiel zeigt er, welch pöbelnder Rüpel in ihm steckt. Bei Twitter sind seine dümmlichen Sprüche bereits festes Programm. Bekommt er seine lose Zunge nicht besser in den Griff, wird ihm das internationale politische Parkett sehr rasch zeigen, wie rutschig es sein kann. Von der internationalen Presse erst gar nicht zu sprechen. Hier wird anders gesprochen, als auf den ihm vertrauten Baustellen seiner Immobilien. Absolviert er, was im Moment unvermeidbar scheint, wird es vielleicht sogar die kürzeste Präsidentschaft in der Geschichte der USA gewesen sein. Und die peinlichste.

Dennoch muss sich die Welt auf eine reguläre Amtszeit gefasst machen. Mit allen Konsequenzen. Die Gefahr eines globalen Atomkrieges ist wieder deutlich gestiegen, so manche schnell gesagte Provokation zeigt bereits erste Wirkung.

Was uns mit höchster Wahrscheinlichkeit - hier gemeint sind nicht wir Österreicher alleine, sondern Europa als Ganzes, in naher Zukunft bevorstehen wird, ist der größte wirtschaftliche Umbau auf globalem Niveau, den die Welt bisher erlebt hat. Dies muss allerdings zu keinem Horrorszenario ausarten. Wir in Europa müssen es besonders jetzt als Chance verstehen, uns dadurch aus der politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit, die einst mit dem „Marshall-Plan“ begann, zu befreien. Misst man die Wirtschaftsräume von Europa bis an die asiatische Ostküste und bezieht man die noch gesunden Regionen Afrikas mit ein, stehen wir vor einem „Binnenmarkt“, gegen den die USA fast wie ein Vorort von Lateinamerika aussieht. Denn, Handelshemmnisse mit anderen Teilen dieser Welt, die aufgrund von bilateralen Abkommen mit den USA im Laufe von Jahrzehnten gewachsen sind, würden tendenziell an Bedeutung verlieren. Politisches Vertrauen müsste auf einen neuen Level gebracht werden. Europa muss nur lernen, sich auf eine gemeinsame Politik zu verständigen. Was wir in den nächsten Jahren hauptsächlich brauchen ist gelebte Solidarität und das damit einhergehende Vertrauen. Europa und China wird eines Tages vielleicht auch die Rolle zufallen, in Russland in einer Zeit „nach Putin“ für Stabilität zu sorgen.

Am Beispiel USA sehen wir aktuell einen Live-Stream, wo ungezügelter Populismus hinführt. Genauso wie in Großbritannien, wo die Wähler ihr Votum zugunsten eines Brexit am liebsten ungeschehen gemacht hätten. Viele Länder Europas stehen noch vor der Chance, einer auf leeren Phrasen und lösungsfreiem Geschwafel beruhenden Politik, die eigentlich nichts anderes versucht, als sich selbst Macht der Macht wegen zu verschaffen, „egal“ um welchen Preis. Begnügen wir uns lieber mit dem einen oder anderen Politiker, auch wenn er fehlerhaft erscheint. Er ist wie wir alle auch nur ein Mensch. Und er meint es aufrichtig gut mit uns, auch wenn er ständig mit destruktiver Kritik überschüttet wird. Und wir sollten die Worte Barack Obamas – „Yes, we can!“ und die von Angela Merkel – „Wir schaffen das!“, als gepinnte Zettel daheim ständig vor Augen haben. Denn eines haben beide Aussagen gemeinsam: „Probleme löst man nur, indem man anpackt und nicht diejenigen attackiert, die wenigstens daran arbeiten!“

Die Welt hat ganz andere Sorgen, deren Lösung dringend ansteht. Klimawandel, Erderwärmung, Abschmelzen der Eismassen, Anstieg der Meeresspiegel, Umweltverschmutzung, sinnlose Ausbeutung von fossilen Ressourcen usw. usw. Für diese Probleme haben wir keine echte Vorsorge, da sich damit keine Gewinne erwirtschaften lassen.

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