Tschäddibäggi am Strand. Er ist noch weiß, ziemlich blad, und es ist ihm wurscht wie schon lange nicht. Er denkt an seine Harley Davidson, die er noch nicht hat, aber er sieht sich schon oft mit ihr herumfahren, und das ist sehr gesund. Seine Harley ist eine FORTY-EIGHT. Einsitzer. Kleiner, schlanker Tank. Schwarz, laut. Er ist mit ihr schon zweimal probegefahren, quer durch St. Pölten, Wagram, Stattersdorf. Es war Liebe auf den ersten „Brbrrm!“

Eine Harley ist gut im Arsch, entweder du liebst und fühlst mit deinem Arsch, oder du bist vegan, dazwischen gibt’s nix. Alle anderen Motorräder haben Vorteile und ein Tagesziel, irgendetwas links oder rechts von Mariazell. Mit einer Harley ist man zusammen, und es vibriert. Man will, dass das nie wieder aufhört, und es ist total wurscht, wo sie hinfährt, die Harley.

Manchmal hat er sie in der Nacht besucht und durch das Schaufenster angesehen. Sie stand da mit ihrem geilen Arsch, dazwischen eine Glasscheibe und eine Träne, eine süße, leichte Träne. Er versuchte sogar, sie mit den Autoscheinwerfern anzuleuchten, aber das war sofort viel zu ordinär. Eine Harley kann man in Ruhe ausgreifen aber nicht anleuchten, das geht nicht, sie mag es nicht.

In der Jahnstraße, bei der Probefahrt, sagte er zu ihr: „Bitte, komm zu mir, bleib bei mir, für immer.“ Die Ampel vor ihnen sprang um auf rot, und das Vibrieren wanderte von ganz hinten, ganz tief drinnen, nach vorne in den Bauch. Dann wurde es grün, und noch nie ist er mit einem Motorrad so langsam weggefahren. Als hätte sie ihn im Mund und wollte ihn schlucken, so hat sich das angefühlt. In der Handel-Mazzettistraße sind sie dann gemeinsam … gemeinsam gewesen, die Kastanienbäume wurden rot im Gesicht.

Man hat auf dieser FORTY-EIGHT die unangenehmste Sitzposition, die man sich nur vorstellen kann. Aber man will, dass dieses Unangenehme so bleibt, es ist so angenehm, man fühlt sich so ausgeliefert, wie aufgespießt. Keine Chance, diese Sitzhaltung auch nur einen Millimeter zu ändern, es geht nur so, und man will es nur mehr so. Man will auch nichts mehr teilen, also wen mitnehmen, solche Dinge kann man nur alleine erleben, ein Einsitzer.

Es sitzt. Frau Harley, Miss Davidson. Sie sitzt. Kaum hat man eine Idee oder will etwas tun, ruckelt sie ganz furchtbar, und das angenehm Unangenehme ist auf einmal nur mehr unangenehm. Leise sagt man „Entschuldigung“, und sie lacht, so „grng, grng“. Erst wenn sich alles Gewicht auf ein knopflochgroßes Knopfloch wieder verteilt, ist es wieder gut, so gut, so boah!

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Roul Starka

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